Ilka Stiegler: Das Arbeiten aus dem Homeoffice wird damit zukünftig stärker in den Unternehmensalltag integriert werden

Interview mit Ilka Stiegler
Ilka Stiegler ist Geschäftsführerin bei ABG Marketing GmbH. Mit ihr sprechen wir über aktuelle Trends und Entwicklungen in der Digitalisierung, Ansprechen von Zielgruppen sowie Konzeption einer Content Marketing Strategie.

Die Corona-Pandemie hat zu einem erheblichen Digitalisierungsschub in Wirtschaft und Gesellschaft geführt. Welche aktuellen Trends und Entwicklungen werden auch nach der Pandemie bleiben?

Ilka Stiegler: Besonders die Arbeit aus dem Homeoffice wird aus unserer Sicht auch nach der Pandemie ein wichtiges Thema bleiben. Einige Firmen haben hier bereits technisch komplett umgestellt und Büroflächen verkleinert. Das Arbeiten aus dem Homeoffice wird damit zukünftig stärker in den Unternehmensalltag integriert werden. Allein die Debatten um das Recht auf Homeoffice und die Überlegungen zu verpflichtenden Home-Office-Regelungen während der Pandemie zeigen, dass sich unsere Art zu arbeiten gerade grundlegend wandelt. Die Voraussetzungen dafür zu schaffen, ist für viele Unternehmen in der aktuellen Situation jedoch nicht leicht. Die Digitalisierung der Unternehmensprozesse und -angebote wird viele Firmen dementsprechend noch lange begleiten.

Auch offline-orientierte Unternehmen machen sich vermehrt Gedanken um Strategien zur Neukundengewinnung im Internet. Welche Optionen haben Firmen, um im Internet ihre Zielgruppen anzusprechen?

Ilka Stiegler: Wer bis zum Ausbruch der Pandemie noch keinen Webauftritt hatte, sollte spätestens jetzt eine eigene Unternehmenswebsite oder einen Onlineshop angehen. Die Unternehmens-Homepage ist schlicht und ergreifend das Herzstück allen professionellen Online-Marketings. Sie ist das Aushängeschild einer Firma und der Dreh- und Angelpunkt aller Social-Media- und Werbemaßnahmen im Netz. Mit einer Website können sich Unternehmen nicht nur im Internet präsentieren, sondern Interessenten auch von ihren Kompetenzen, Dienstleistungen oder Produkten überzeugen – und im besten Fall direkt zum Kontakt oder Kauf animieren. Womit je nach Vertriebsart auch ein integrierter Onlineshop Sinn ergibt.

Will ein Unternehmen den Gehalt und die Glaubwürdigkeit seiner Printprodukte mit der Dynamik, Flexibilität und den Multi-Media-Möglichkeiten des Web verschmelzen? Dann kann es ein digitales Magazin aufsetzen. Das heißt aber nicht, einfach eine Kundenzeitschrift als PDF ins Netz zu stellen. Hier braucht es schon interaktiven Content, Bildstrecken, Videos, eine Vernetzung mit Social-Media und Suchmaschinenoptimierung. Auch das besondere Rezeptionsverhalten im Internet in Sachen Textlänge, Struktur und Design sollte bei einem digitalen Magazin beachtet werden. Entweder wird dazu ein bestehendes Printprodukt für die Veröffentlichung im Internet weiterentwickelt oder ein eigenständiges Online-Magazin aufgebaut. Immer mehr Anbieter stellen technische Lösungen für Onlinemagazine bereit. Geht es um die Digitalisierung typischer Printprodukte, dann hat auch der Newsletter den Kundenbrief mittlerweile weitestgehend abgelöst. Und auch Visitenkarten werden in kontaktlosen Zeiten zunehmend digital.

Daneben haben die ohnehin omnipräsenten sozialen Netzwerke während der Pandemie zusätzlichen Aufschwung erlebt. Um den Kontakt zur Zielgruppe aufrechtzuhalten und somit weiter am Markt mitgestalten zu können, sollten mittelständische Unternehmen die Möglichkeiten von Social-Media effektiv nutzen – zu Diskussionen anregen, Expertise zeigen, das Netzwerk ausbauen, Feedback einholen und so schließlich auch Leads generieren.

Vor allem Content Marketing gilt neben klassischen Werbekampagnen als attraktive Möglichkeit, Neukunden anzusprechen und Bestandskunden bei Laune zu halten. Wie gehen Sie bei der Konzeption einer Content Marketing Strategie vor?

Ilka Stiegler: Zuallererst muss mit den Kunden immer die Frage geklärt werden: „Warum machen wir das überhaupt, was ist unser Ziel und wen wollen wir damit erreichen?“ – Welcher gute Content kann dem Unternehmen und seinen Zielgruppen einen Mehrwert bieten? Darauf basierend entwickeln wir gemeinsam mit dem Kunden eine stichhaltige und individuelle Content-Marketing-Strategie entwickelt. Sie besteht aus den folgenden fünf Schritten:

1: Ziele setzen und Zielgruppen definieren

2: Auswahl der passenden Kanäle

3: Detaillierte Struktur von Organisation und Abstimmung im Alltag (Ablaufplan, Ressourcen)

4: Themenauswahl, Redaktionsplan

5: Umsetzen der Maßnahmen (Dranbleiben!!)

Ob die Content-Strategie richtig greift, sollte regelmäßig überprüft werden. Etappenziele und die Analysefunktionen des jeweiligen Contentmanagement-Systems, von Social-Media-Ads oder von Google Analytics helfen, die eigene Arbeit besser einzuschätzen. Wenn Content nicht von Anfang an durch die Decke geht, ist das meist kein Problem: Dann wird weiter nachjustiert und verfeinert, bis es läuft wie geschmiert.

Die mobile Nutzung des Internets ist mittlerweile deutlich verbreiteter als die Nutzung von Notebooks oder PCs. Wie hat sich das auf die Kommunikationsstrategien von Unternehmen ausgewirkt?

Ilka Stiegler: Die Abstimmung von Teams, Abteilungen und Management über Kommunikations-Apps oder Video-Tools hat stark zugenommen. Das reicht beispielsweise vom Mitarbeiter-Chat auf Slack, die Arbeitsplanung und Arbeitszeiterfassung in Teamleader, die Absprache mit dem Kunden per Zoom oder die Kampagnenabstimmung per Trello-App. Viele Anbieter stellen ihre Lösungen mittlerweile als mobile Versionen bereit. Sind Procedere und technische Infrastruktur einmal eingespielt, ergeben sich hier viele Vorteile für Unternehmen: die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind ortsunabhängig und flexibel erreichbar und immer up to date.

Videoinhalte nehmen laut einer Studie von Cisco den größten Teil des Internets ein und erzielen auch in Social Media besonders gute Reichweiten und Verbreitung. Welche Formen von Videoinhalten sind grundsätzlich für Unternehmen nutzbar, von welchen raten Sie eher ab?

Ilka Stiegler: Wichtig ist, dass Unternehmen sich mit diesem Format wohlfühlen, sich dafür Zeit nehmen und auch das Team mitzieht. Denn: Ein zentraler Aspekt ist bei Videos immer der Punkt Authentizität. Es müssen nicht immer teure und professionelle Imagevideos sein. Oft genügen kurze Ausschnitte aus dem Unternehmensalltag oder praktische Erklärvideos. Wichtig ist es, die Zielgruppe mitzunehmen und am Unternehmen teilhaben zu lassen. So zeigt man mit Bewegtbildern Transparenz, überwindet Distanz und arbeitet ganz nebenbei auch am Firmenimage. Kurze Videos mit gutem Ton können oft einfach mit aktuellen Smartphones gedreht und dann auf Social-Media eingestellt werden. Möchte sich ein Unternehmen auf spezialisierten Plattformen wie YouTube etablieren, empfehlen wir jedoch fortgeschrittenere Video-, Licht- und Tontechnik, als bei Instagram oder Facebook. Trends wie Tik Tok und Reels sind sicher für viele Unternehmen ebenfalls lohnenswert. Allerdings sollte genau geprüft werden, ob die eigene Zielgruppe auf diesen Plattformen bereits in ausreichendem Maße vertreten ist. Es muss auch nicht jedes Unternehmen auf allen Kanälen aktiv sein. Besser weniger Plattformen bespielen, diese dafür aber intensiv. Denn nichts ist ineffektiver, als zwar auf allen Plattformen – weil es gerade der Trend ist – präsent zu sein, aber eben immer nur halbherzig. Eine individuelle Social-Media-Strategie kann solche Fehler vermeiden.

Influencer-Marketing ist ein schnell wachsender Bereich, auch in Deutschland. Welche sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Trends in dieser Nische?

Ilka Stiegler: Insgesamt werden Influencer unabhängiger und weiten ihren Einfluss aus. Sie legen ihren Fokus also nicht mehr nur auf Instagram. Der Trend geht zu crossmedialem Content und mehreren gleichzeitig bespielten Plattformen. Influencer werden auch ihre Langzeit-Kooperationen ausbauen – oft mit mehreren Partnern gleichzeitig. Auch das In-App-Shopping etwa mit den in 2020 gelaunchten Reels (Kurzvideos) wird eine zunehmende Rolle spielen. Zudem ist Tik Tok bei Influencern derzeit beliebt, um neue Zielgruppen zu erschließen. Und: Viele Influencer werden zu Unternehmern. Sie gründen ihre eigenen Marken oder Firmen. Diese Prognosen und Trends ergeben sich für uns aus den Erfahrungen des letzten Jahres. Doch Social-Media ist ja bekanntermaßen schnelllebig. Hier wird es sicher noch Entwicklungen geben, mit denen im Moment noch niemand rechnet und die dann in einem Jahr längst Alltag sind.

Frau Stiegler, vielen Dank für das Gespräch!

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Ilka Stiegler

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