In der Informations-Technologie (IT) fehlen derzeit zehntausende Fachkräfte, die aus deutschen Studiengängen offenbar nicht nachrücken können. Rechnet sich die Maßnahme, Fachkräfte aus dem Ausland einzustellen und zu integrieren?
Thomas Drömer: Dies ist ein vielschichtiges Thema. Einerseits sollten die Hintergründe dafür erforscht werden, weshalb sich zu wenige junge Menschen in Deutschland für einen IT-Studiengang interessieren. Sind die Hürden zu groß? Sind die Inhalte nicht aktuell und praxisnah genug? Ist das Image von Informatikstudiengängen eventuell zu angestaubt? Zudem ist vielleicht eher die Frage, welche Voraussetzungen es braucht, um Mitarbeitende mit unterschiedlichen Hintergründen in ein Team zu integrieren. Kulturelle Diversität kann in vielerlei Hinsicht eine Bereicherung sein. Sie ist jedoch kein Selbstläufer, sondern funktioniert lediglich mit der Unterstützung von Unternehmen, Führungskräften und letztlich dem gesamten Team. So kann Unterschiedlichkeit immer auch eine Lernchance sein und viel Potenzial mit sich bringen.
Industrie, Wirtschaft und Privatpersonen nutzen vermehrt die IT. Die Speicherkapazitäten müssen immer größer werden, Datenmengen werden immer gigantischer. Haben wir bald den Zenit erreicht, wo die Datensicherung nicht mehr gewährleistet ist?
Thomas Drömer: In der Tat generieren wir so viel Daten wie noch nie. Jeder Chatverlauf, jedes Foto und jedes Dokument wird auf dem eigenen Gerät, einem Server oder einem Speicherort in der Cloud ein- oder mehrfach abgelegt. Kein mir bekanntes Unternehmen hat eine wirksame Regelung, wie alte Datenbestände entsorgt oder minimiert werden. Selbst 15 Jahre alte E-Mails werden aufgehoben – man könnte sie ja noch mal brauchen. Sicherlich gibt es einige Dokumente, die aufbewahrungspflichtig sind, nicht zuletzt aus rechtlichen oder steuerlichen Gründen. Aber hier findet häufig keine Unterscheidung zwischen geschäftsrelevanten und langfristig irrelevanten Dokumenten und Daten statt, sodass sicherheitshalber einfach alles aufgehoben wird. Die Folgen sind klar: stetig wachsender Speicherbedarf, gepaart mit höherem Hardwareeinsatz, Energieverbrauch und erforderlichen Backupressourcen. Inzwischen resultiert dies auch in messbaren Auswirkungen für die Umwelt. Diese Spirale dreht sich immer weiter. Hier müssen wir dringend Lösungen finden, von unserem Berg an gesammelten Informationen herunterzukommen. Bei commehr setzen wir für unsere Kunden intelligente Backupsysteme ein, die eine effiziente Langzeitspeicherung von Daten aus unterschiedlichsten (Cloud-) Anwendungen ermöglichen und somit den aktiven Speicherbedarf in den eigentlichen Anwendungen effektiv reduzieren.
Immer wieder gibt es neue Meldungen über Hacker-Angriffe auf lebenswichtige Server und Einrichtungen (Krankenhäuser, Verwaltungen, Banken). Wann gibt es das ultimative Sicherungssystem, welches der Cyber-Kriminalität einen Riegel vorschiebt?
Thomas Drömer: Hundertprozentige Sicherheit kann es hierbei nie geben. Der ewige Wettlauf zwischen Hackern und den Entwicklern neuer Sicherheitsmaßnahmen wird vermutlich auch in Zukunft anhalten. Jede Software und jede Maßnahme haben irgendwo eine Schwachstelle, die früher oder später gefunden wird. Und selbst das sicherste System braucht Anwender, die es benutzen. Spätestens hier wird es also immer Ansätze zur Manipulation und zum Informationsdiebstahl geben. Durch bestmögliche Aufklärung, mehrstufige Identifikationsverfahren und verschlüsselte Kommunikationswege kann es Angreifern aber erschwert werden, Zugriff zu erhalten, Daten abzugreifen oder Systeme lahmzulegen. Mit diesem Weg hat commehr gute Erfahrungen gemacht: Gezielte Anwenderschulungen, zuverlässige Firewalls und moderne Verschlüsselungsmethoden sorgen dafür, dass unsere Kunden bereits heute ein extrem hohes Sicherheitsniveau genießen können.
Die Fragen des Datenschutzes werden offenbar immer mehr auf die leichte Schulter genommen, die sozialen Netzwerke wie Facebook oder TikTok machen Milliardengeschäfte mit Userdaten. Warum gibt es keine einheitlichen Richtlinien zum Schutz der Kunden?
Thomas Drömer: Die Vermutung liegt nahe, dass die Unternehmen, die diese Plattformen bereitstellen, kein großes Interesse an zusätzlichen Schutzmaßnahmen für die Kundendaten haben. Daher sind von ihnen auch keine Bemühungen zu erwarten, einheitliche Richtlinien für den Datenschutz zu entwickeln bzw. sich auf diese zu einigen. Manchmal entsteht der Eindruck, dass diese Unternehmen mit den Daten machen dürfen, was sie wollen, ohne dafür ernsthafte Strafen befürchten zu müssen. Hier müsste bei Verstößen viel stärker durchgegriffen werden, um einen Abschreckungseffekt zu erzielen. Denn aktuell sind die zu erwartenden Strafen häufig erschreckend gering, die Verdienstmöglichkeiten durch den Informationshandel jedoch verlockend groß. Hier können Unternehmen schnell „schwach werden“, die eigentlich zu schützenden Kundendaten doch an Dritte weiterzuverkaufen. Letzten Endes liegt es in der Hand der Kunden, Plattformen und Dienste nicht zu nutzen, wenn ein begründeter Verdacht besteht, dass Userdaten weitergegeben werden.
Die IT-Branche ist im Wandel begriffen: Heute sollten IT-Absolventen Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit und wirtschaftliches Denken mitbringen und technikübergreifend Kompetenz und Human Resources mitbringen. Sehen Sie diese Anforderungen auch in der Branche?
Thomas Drömer: Im Grunde genommen wünscht sich jeder Arbeitgeber in jeder Branche die perfekten Mitarbeitenden, die alle diese Eigenschaften in sich vereinen. Trotzdem sollte man Schwerpunkte setzen, um die Messlatte oder auch die Einstellungskriterien nicht unnatürlich hoch zu setzen. Wer nur perfektes Personal einstellen möchte, wird bald ein leeres Büro haben. Von Position zu Position sind einige Aspekte wichtiger als andere; ein Hardwaretechniker benötigt nicht zwingend ein Studium in Wirtschafts- oder Kommunikationswissenschaften. Kundenberater*innen müssen nicht unbedingt programmieren können, sollten aber kommunikationsstark sein und so weiter. Den zwanzigjährigen Jahrgangsbesten mit zehn Jahren Berufserfahrung und geringen Gehaltsvorstellungen gibt es einfach nicht. Daher muss für jede zu besetzende Position definiert werden, welche Eigenschaften und Anforderungen am wichtigsten sind. Dies gilt aber sicherlich nicht nur für die IT-Branche.
Inwieweit unterscheidet sich elektronische Datenverarbeitung (EDV) von der IT?
Thomas Drömer: In vielen Bereichen des Alltags werden heutzutage Daten elektronisch verarbeitet. Sei es am Geldautomaten, bei der Pizzabestellung oder dem Internethandel. EDV findet überall statt. Die eigentliche Informationstechnologie liegt darunter. Sie ermöglicht die Übermittlung von Informationen, steuert digitale Prozesse, trägt über künstliche Intelligenz zum Einsatz der bestmöglichen Lösungswege bei und bietet grundlegend die Plattform für jegliche elektronische Datenverarbeitung. Beides geht also Hand in Hand, wobei die IT aber grundlegend als der Wegbereiter für eine effiziente und effektive EDV angesehen werden kann.
Sehen Sie in der Zukunft die größten Herausforderungen für die Branche?
Thomas Drömer: Die IT-Branche war schon immer sehr flexibel und versatil. Wir erleben seit Jahresbeginn, wie sich Arbeitsweisen, Kommunikationswege und Prozessstrukturen wandeln. Die IT geht dies alles mit und kann sogar dabei unterstützen, neue Dinge zu ermöglichen. Beispielsweise hat commehr vielen, auch nichttechnisch orientierten Kunden innerhalb kürzester Zeit ermöglicht, aus dem Homeoffice zu arbeiten. Meetings werden verstärkt per Internet abgehalten. Die Zusammenarbeit wurde noch stärker digitalisiert. Durch leistungsfähige IT-Systeme wird inzwischen eine so umfassende Kollaboration ermöglicht, wie sie vor wenigen Jahren nicht vorstellbar gewesen wäre. Die aktuellen Ereignisse waren also eher ein Treiber für die IT-Branche als ein Hindernis. Daher nehme ich an, dass auch zukünftige Herausforderungen dafür sorgen werden, dass sich die Informationstechnologie immer stärker weiterentwickeln wird. Wir blicken hier also keinesfalls in eine düstere Zukunft. Dennoch müssen Themen wie der weltweit stark ansteigende Energieverbrauch und der stetig wachsende Speicherplatzbedarf unbedingt im Auge behalten werden.