Michael B. Bußhaus: PoW ist deutlich energieintensiver als PoS

Interview mit Michael B. Bußhaus
Michael B. Bußhaus ist Geschäftsführer justTRADE – JT Technologies GmbH. Mit ihm sprechen wir über Kryptowährungen, Staking sowie Validatoren.

Kryptowährungen können nicht nur durch Schürfen verdient werden, sondern auch durch Staking? Was versteht man unter diesem Begriff?

Michael B. Bußhaus: Bei einer Blockchain werden alle Transaktionen in einzelnen „Blocks“ festgeschrieben, die zusammen eine Kette ergeben, eben die Blockchain. Jede Blockchain wächst permanent mit jeder neuen Transaktion, die über diese Blockchain abgewickelt wird. Damit die Integrität der Kette gewahrt bleibt und sich die neuen Transaktionen validieren lassen, braucht es hierfür ein Verfahren. Viele neuere Blockchains, wie bspw. Cardano, EOS oder Polkadot, basieren dabei auf dem Proof-of-Stake-Algorithmus (PoS). Dieser Algorithmus ist ein alternativer Konsens-Mechanismus, der es ermöglicht, energieeffizienter als der herkömmliche und bekannte Proof-of-Work (PoW) Mechanismus zu arbeiten. Der bekannte Kryptowert Ethereum hat mit dem letzten ETH2-Update die Blockchain von dem PoW auf den PoS-Algorithmus umgestellt. Damit wird Ethereum die größte Staking-Kryptowährung.

Der PoS-Algorithmus nutzt bestehende Blöcke, um neue Blöcke zu bestätigen. Dafür ist es notwendig, dass eine bestimmte Menge an Blöcken (die so gennannte Mindesteinlage) in der Blockchain gesperrt gehalten werden. Die Sperrung der Kryptowerte (= Staking) und die Validierung von Transaktionen wird dann am Ende mit neuen Coins aus dem Netzwerk belohnt, so genannte Reward Krypto Token. Dabei funktioniert die Verteilung des Rechts zur Validierung des nächsten Blocks nach dem gewichteten Zufallsprinzip: Je mehr Coins eines Teilnehmers gesperrt sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, als nächster Validator ausgewählt und entsprechend mit Reward Token belohnt zu werden. Diese Staking-Belohnung kann in gewisser Weise mit Zinsen auf Bankkontoguthaben verglichen werden.

Die Idee hinter Staking ist, dass Personen, die eigene Vermögenswerte in der Blockchain aufbewahren, keinen Anreiz haben, das System zu betrügen.

Wer oder was sind Validatoren? Kann jeder Validator werden und welche Anforderungen gibt es?

Michael B. Bußhaus: Grundsätzlich kann jeder Validator werden, der eigene Coins in der entsprechenden Blockchain hält. Allerdings verfügt jede PoS-Blockchain über ein individuelles Regelwerk, das beachtet werden muss. Als Validatoren werden Personen genannt, die ihre Kryptowerte zur Validierung neuer Transaktionen in der jeweiligen Blockchain vorübergehend einfrieren lassen. Um einen erfolgreichen Validator-Knoten zu betreiben, muss sich die Person für eine bestimmte Blockchain entscheiden und eine sichere und ständig verfügbare Infrastruktur betreiben. Einige Blockchains verfügen über eine lange Sperrfrist, während der die Validatoren ihre Coins nicht abrufen können, sowie über bestimmte Mindesteinlagen. So müssen bspw. bei Ethereum für die Teilnahme am Staking mindestens 32 ETH-Coins hinterlegt werden, was einem derzeitigen Wert von ca. 85.000€ entspricht. Um nicht alleine die erforderliche Mindesteinlage aufbringen zu müssen, haben sich so genannte Staking-Pools gebildet, bei der sich verschiedene Personen zusammenschließen, um gemeinsam die Mindesteinlage aufzubringen.

Wo liegt der Unterschied zwischen Proof-of-Work-Blockchain (PoW) und Proof-of-Stake-Algorithmen (PoS)?

Michael B. Bußhaus: Bei Proof-of-Work-Blockchains (PoW) erfolgt die Validierung neuer Kryptowerte durch das Lösen von mathematischen Aufgaben, die zur Bestätigung von neuen Blöcken nötig sind. Diese Form der Generierung von neuen Kryptowerten wird auch „Mining“ genannt und ist sehr energieintensiv. Die bekannteste PoW-Blockchain ist die Krypto-Leitwährung Bitcoin. Im Gegensatz dazu erfolgt die Bestätigung von neuen Transaktionen bei Proof-of-Stake-Algorithmen (PoS) durch die Hinterlegung und Sperrung der geforderten Mindesteinlage. Als Belohnung werden neue Reward Krypto Token vergütet.

Ist PoS evtl. eine nachhaltigere Variante als das konventionelle Schürfen?

Michael B. Bußhaus: Grundsätzlich ist es so, dass PoW deutlich energieintensiver ist als PoS. Wenn nun aber die aufzubringende Energie für das Schürfen aus regenerativen Quellen stammt, wäre dies erstmal unkritisch. Dennoch ist der hohe Energieverbrauch als nicht nachhaltig anzusehen.

Inwiefern zieht der Validator einen Vorteil? Was für eine Belohnung erhält er? Wie sieht der Gewinn aus?

Michael B. Bußhaus: Der Validator wird für die Hinterlegung und Sperrung der jeweils geforderten Mindesteinlage mit neuen Reward Krypto Token belohnt und erzielt somit eine Rendite vergleichbar mit Zinsen auf Bankguthaben. Je nach Blockchain beträgt die Rendite grob zwischen 2% und 15%. Die Rendite ist aber davon abhängig, wie viele Validatoren beim Staking beteiligt sind.

Trägt ein Validator ein Risiko, wenn ja wie äußert es sich?

Michael B. Bußhaus: Der Validator trägt während des Stakings das volle Marktrisiko des zugrundeliegenden Kryptowertes, da die hinterlegten Coins ja gesperrt sind und somit nicht veräußert werden können.  Kunden, die sich einem Staking-Pool anschließen haben das zusätzliche Risiko, dass die hinterlegten Coins durch Betrug entwendet werden können, so dass ein potenzieller Totalverlust entstehen kann. Darüber hinaus gibt es Unterschiede bei der steuerlichen Behandlung von Staking, die beachtet werden müssen.

Prognose zum Staking-Markt: Wie sicher ist die Zukunft des Markts?

Michael B. Bußhaus: Durch die Änderung von Ethereum von PoW auf PoS hat der Staking-Markt einen enormen Fürsprecher gewonnen. Durch die fortwährend andauernde Niedrigzinsphase bietet Staking zudem eine Möglichkeit, „Zinsen“ zu generieren, was mittels Kontoguthaben nicht mehr möglich ist.

Herr Bußhaus, vielen Dank für das Gespräch!

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