Start Ups müssen sichere und stabile Strukturen aufbauen – Daniel Götting (Helpmade)

Interview mit Daniel Götting
Daniel Götting ist einer der Gründer von Helpmade. Im Interview spricht er über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Start-Up-Szene.

Corona konnte keiner voraussehen“ – tatsächlich nicht? Seit 2009 gibt es eine ISO-Norm für Risikomanagement (31000). Waren Sie auf die Krise ausreichend vorbereitet?

Daniel Götting: Unser Geschäftsmodell funktioniert nur durch den (meist) physischen Kontakt von Privatpersonen. Daher hat uns die Krise stark eingeschränkt, sodass wir unser Produkt noch nicht veröffentlichen konnten und wollten. Wir haben daher die Zeit genutzt, um an weiteren Features zu arbeiten. Als Start Up sind wir allerdings mit vielen Herausforderungen konfrontiert, sodass wir der Auseinandersetzung mit der ISO-Norm 31000 keine priorisierte Rolle eingeräumt haben und demnach nicht von Anfang an auf eine derartige Krise vorbereitet waren.

Wie hat sich die Marktlage in Ihrer Branche durch die Corona-Krise verändert?

Daniel Götting: Auch wenn es einen auf unser innovatives Produkt der On-Demand-Hilfe ausgerichteten Markt in der Form noch nicht gibt, konnten wir beobachten, dass viele Menschen sich Projekten im Privatleben stärker gewidmet haben. Sei es nun endlich den Garten durch Rasen mähen, Hecke schneiden oder Unkraut pflücken zu verschönen, der Wohnung einen neuen Stil, durch streichen, tapezieren, renovieren oder neu einrichten, zu verleihen, oder auch einfache Dinge wie das Auto oder Fahrrad zu waschen oder zu pflegen. Demnach hat sich die Marktlage insofern geändert, dass diesen Tätigkeiten neuen Wert zugeordnet wurde und so der Markt im weiteren Sinne positiv beeinflusst wurde.

Krisen- und Risikomanagement wird in Unternehmen oft nachrangig behandelt. Welche internen und externen Risikofaktoren haben Sie für Ihr Unternehmen / Ihre Branche besonders im Blick?

Daniel Götting: Eine stärkere Einschränkung des öffentlichen Lebens, durch beispielsweise Kontaktverbot oder generell die Einschränkung der physischen Vermittlung fremder Personen, hätte für uns dramatische Folgen. Allerdings ist unsere Plattform sehr dynamisch, sodass sich neue Voraussetzungen an Angebot und Nachfrage anpassen und so lediglich andere Tätigkeiten abgewickelt würden. Remote Support spielt nicht nur auf Laptops und im digitalen Bereich eine Rolle.

Krisen offenbaren oft Schwächen im Unternehmen, die im Tagesgeschäft unbemerkt übergangen werden, wenn das Business „läuft“. Inwiefern haben Sie die Ausrichtung und Arbeitsweise Ihres Unternehmens während einer Krise angepasst?

Daniel Götting: Durch die Corona-Krise haben wir die Ausrichtung des Unternehmens auf die soziale Nachhaltigkeit verstärkt. Viele Menschen stecken in Kurzarbeit oder haben ihren Job verloren. Wir möchten durch unser Konzept Menschen, die Termindruck haben oder/und Unterstützung bei Projekten und Problemen benötigen, mit denjenigen in zusammenbringen, die Fähigkeiten und Zeit besitzen und so gleichzeitig ein wenig Kleingeld dazu verdienen können.

Zusätzlich haben wir bereits früh erkannt, dass Unternehmen über Video- und Telefonkonferenzen ebenso effektiv sein können. Daher haben wir den physischen Kontakt im Büro komplett eingestellt und sind auf eine Remote-Arbeitsweise umgestiegen. Wir arbeiten alle von zu Hause aus und treffen uns virtuell auch manchmal nur um uns zum Lachen zu bringen. Als Start Up können wir uns das aktuell noch leisten und hoffen weiterhin den Komfort für Mitarbeiter in dieser Form aufrechterhalten zu können.

Leiden in Ihrem Unternehmen aufgrund der Krise andere Themen wie z.B. Umweltschutz, Nachhaltigkeit oder die Produktqualität?

Daniel Götting: Umweltschutz spielt bei unserem Konzept keine tragende Rolle. Im Thema Nachhaltigkeit haben wir uns, ganz im Gegenteil, in der Unternehmensausrichtung und der veränderten Arbeitsweise sogar stark verbessert. Da unser Produkt ohnehin digitalisiert ist, haben wir hierdurch keinen Verlust der Qualität erleiden müssen.

Welche Erkenntnisse haben Sie aus der Corona-Krise gewonnen?

Daniel Götting: Bei Krisen muss man schnell und verantwortungsbewusst handeln. Demnach war es unabdingbar unser Produkt-Release aus Verantwortung gegenüber jedem einzelnen User und der Gesellschaft zu verschieben. Zusätzlich haben wir gelernt, dass Unternehmen jeder Größe eine gesellschaftliche Verantwortung besitzen und die Möglichkeit haben sozial etwas zu bewirken. So haben wir beispielsweise einzelne Kölner Restaurants durch die Verlosung von Gutscheinen unterstützt, um dazu beizutragen Wirtschaft und Kultur zu erhalten. Wir hätten uns dieses Engagement und einen gesellschaftlichen Zusammenhalt noch verstärkter auch von anderen Kölner Start Ups gewünscht.

Welche Ratschläge möchten Sie gerade Start Ups zum Thema „Krisen-Prävention“ mit auf den Weg geben?

Daniel Götting: Start Ups müssen trotz des teilweise chaotischen Wachstums, sichere und stabile Strukturen aufbauen. Eine gewisse Risikobereitschaft durch die Überzeugung vieler Gründer spielt zwar dem Unternehmenswachstum oft in die Karten, dennoch müssen Entscheidungen grundsätzlich mit einem gewissen risikobewussten Hintergedanken getroffen und alle Beteiligten mit einbezogen werden. Um hierfür gut aufgestellt zu sein, hilft es, mit anderen Gründern und Experten aus der Szene zu reden. Kommunikation ist nicht nur bei dem Unternehmensaufbau, sondern auch bei dem Erhalt wichtig. Wir haben einige virtuelle Kongresse und Angebote wahrgenommen, um genau hierbei an die notwendigen Informationen und den so wichtigen Austausch zu kommen.

Herr Götting, vielen Dank für das Gespräch.

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