Thorsten Klindworth: Fintechs konnten nachhaltig in Märkte etablierter Wettbewerber vorstoßen

Interview mit Thorsten Klindworth
Thorsten Klindworth ist CEO der A.B.S. Global Factoring AG. Im Interview spricht er über die Wettbewerbsstärke von Fintechs, insbesondere im Bereich der Bezahllösungen.

Die Fintech-Szene ist angetreten, um den etablierten Wettbewerbern in der Finanz- und Versicherungsbranche den Rang abzulaufen. In welchen Bereichen konnten Fintechs signifikante Marktanteile gewinnen?

Thorsten Klindworth: Ich glaube, inzwischen bezweifelt niemand mehr, dass Fintechs auch nachhaltig in die Märkte etablierter Wettbewerber vorstoßen können. Sie haben einfach zwei entscheidende Vorteile: Sie fangen von Null an und müssen nicht ein großes, träges Schiff umsteuern. Damit sind sie wesentlich agiler und können viel schneller auf Trends, Bedarfe am Markt und technische Entwicklungen reagieren. Sowohl in der Finanz- als auch in der Versicherungsbranche konnten Fintechs damit signifikante Marktanteile gewinnen. Insbesondere Fintechs aus dem Bereich „Bezahllösungen“ sind auch bei den Konsumenten inzwischen bekannt und im Alltag integriert – denken Sie z.B. an PayPal, Payback oder Klarna. Fintechs zielen dabei vor allem auf das Kundenerlebnis ab: sie wollen schneller und einfacher sein als herkömmliche Lösungen.

Was ist Ihr Kerngeschäft, welche die wichtigsten Alleinstellungsmerkmale Ihres Unternehmens?

Thorsten Klindworth: Unser Kerngeschäft ist Factoring, also die Unternehmensfinanzierung über einen fortlaufenden Verkauf des Forderungsbestands sicherzustellen. Unser USP ist der ganzheitliche Ansatz – wir nehmen uns die Zeit, das Geschäftsmodell unserer Kunden wirklich zu durchdringen und die passende Lösung zur Betriebsmittelfinanzierung individuell zu entwickeln. Wir stehen damit Unternehmen auch in herausfordernden Phasen des Unternehmenszyklus zur Seite: z. B. in der Start-up Phase oder in der Restrukturierung, wenn Wachstum zu generieren der Schlüssel zum Erfolg sein muss. Damit sind wir groß geworden und inzwischen in mehreren Ländern in Europa aktiv.

Unser Fintech-Produkt quickpaid ist dazu die ideale Ergänzung. Mit quickpaid kann die Liquidität zusätzlich über die Einkaufsseite des Unternehmens on demand optimiert werden. Das Thema Skontonutzung gewinnt hier an Bedeutung. quickpaid ist ein Online-Produkt: schnell, einfach und unkompliziert beantragt.

Zudem setzen viele Unternehmen quickpaid auch zur Absatzförderung ein, indem sie es ihren Kunden als Zahlungsoption anbieten. Damit schaffen sie größere Einkaufsspielräume bei ihren Abnehmern, können längere Zahlungsziele gewähren, ohne dafür eigene Liquidität einsetzen zu müssen, und erhalten eine hundertprozentige Zahlungssicherheit. Sie haben also eine ideale Alternative zur Vorkasse, die auch bei ihren Abnehmern Liquiditätsvorteile schafft.

Welchen Mehrwert bieten Sie Kunden im Vergleich zu ihren etablierten Wettbewerbern?

Thorsten Klindworth: Diese Frage kann ich so nicht beantworten, denn wir versuchen wie eben geschildert, das Beste aus beiden Welten für unsere Kunden zu vereinbaren. Die langjährige Erfahrung und Kompetenz, auch in Bezug auf Risikopolitik und Regulatorik, zusammen mit der Agilität und Schnelligkeit moderner Fintech-Lösungen: das ist für uns die richtige Antwort. Beides hat in der jeweiligen Situation seine absolute Berechtigung und der Kunde weiß am Ende auch sehr genau, wann er die umfassende Beratung und wann er die schnelle und standardisierte Lösung zur Bewältigung seiner Problemstellung braucht.

Es gibt zwei Ansätze in der Fintech-Szene: Übernahme des Marktes oder Kooperation mit etablierten Unternehmen. Welchen Ansatz halten Sie für zielführender, wie agiert ihr Unternehmen?

Thorsten Klindworth Wir halten den zweiten Ansatz für zielführender. Denn beide Ansätze haben ihre Stärken. Wir setzen darauf, diese Stärken auch inhouse zu kombinieren und so dem Bedarf aber auch unseren eigenen Ansprüchen an Nachhaltigkeit und Innovation gerecht zu werden.

Wie schnell reagieren Ihre Wettbewerber auf neue Trends, wie hoch ist der Innovationdruck?

Thorsten Klindworth Der Innovationsdruck ist hoch. Globalisierung und Digitalisierung sind starke Treiber. Zudem gibt es sehr viel Geld auf Investorenseite. Entscheidend ist aber aus meiner Sicht, auch das Know-how und die Erfahrung zu haben. Dazu braucht es einerseits große Datenmengen und anderseits ein sicheres Bauchgefühl. Die jüngere Historie auf dem Fintech-Markt hat ja bewiesen, dass auch gute Geschäftsmodelle Schwierigkeiten bekommen können, wenn diese Parameter unzureichend vorhanden sind. Es ist also nicht ganz so einfach, wie viele gedacht haben.   

Welche Innovationen dürfen wir von Ihnen in nächster Zeit erwarten?

Thorsten Klindworth Wir sind ein Spezialist für die Forderung und werden in diesem Bereich unsere Servicetiefe für unsere Kunden noch weiter ausbauen.

Herr Klindworth, vielen Dank für das Gespräch.

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