„Aktien als ausschließliche Variante zur Absicherung im Alter wäre mir persönlich zu riskant“

Interview mit Mark Jordan
Wir sprechen mit Mark Jordan, Versicherungsfachmann IHK und Inhaber der Barmenia Versicherungsagentur Jordan, über die Möglichkeiten privater Altersvorsorge.

Die gesetzliche Rente ist nicht sicher, um im Alter sorgenfrei zu leben. Gut für denjenigen, der etwas angespart hat. Wie viel sollte es Ihrer Meinung nach bis 65+ sein?

Mark Jordan: Das kommt natürlich darauf an, wie hoch der tatsächliche Bedarf der Person ist.

Ausgehend von der individuellen Kostenstruktur ergibt sich hier für jeden eine andere Situation. Wohnt die Person im Eigentum oder zur Miete? Ist ein KFZ vorhanden? Wie aufwändig sind die kosten der Lebenshaltung, also Nahrung, Kleidung, Versicherungen, Hobbys etc.? In welchem gesellschaftlichen Umfeld bewegt sich die Person? Bestehen ggf. neben der Rente noch weitere Einkommensquellen – wie Kapitalerträge oder Mieteinnahmen?

Rechnen wir ein Beispiel für einen Musterkunden, der Einfachheit ein gleichbleibendes Einkommen von 20 bis 65 Jahre in Höhe von 3.000 €, Single, keine Kinder. Die Person möchte Ihren Lebensstandard auch im Alter in etwa halten. Gehen wir modellhaft davon aus, dass diese Person ca. 40% Ihres Einkommens als Rentenleistung erhalten wird, erhalten wir einen Wert von etwa 1.200 €. Wenn diese Person vorher ungefähr eine Steuerlast von 30% hatte, betrug ihr Einkommen circa 2.100 € netto.

Diese beiden Annahmen führen zu einer Differenz in Höhe von +/- 900 €. Dies wäre dann der Betrag, den es privat zusätzlich abzusichern gilt. Und genau hier fangen die Schmerzen an.

Um auf eine garantierte Auszahlung von 900€ pro Monat zu kommen, müsste, bei gegenwärtiger Zinslage und gewählter Anlageform “Indexpartizipation”, das ist im Vergleich ein geringes Risiko bei halbwegs erträglichem Zinsniveau, ein Kapital in Höhe von ca. 325.000 € angespart worden sein. Das wiederum würde bedeuten, dass wir, bei einer Laufzeit vom 20. bis zum 67. Lebensjahr also 47 Jahren, monatlich ca. 580 € ansparen müssten, um diesen Kapitalwert zu erreichen.

Die Frage ist natürlich, ob man im Alter tatsächlich noch so viel Einkommen benötigt. Die Faustformel lautet: mit 100 € monatlicher Sparleistung kommt schon etwas zusammen, was den Einkommensverlust “spürbar” abmildert, ab 200 € kommt etwas zusammen, das tatsächlich hilft.

Wie gesagt, alles abhängig von den individuellen Lebensumständen.

Was ist Ihre Meinung zu Aktien?

Mark Jordan: Das schöne Geld an der Börse investieren? Um Himmels Willen, es könnte ja weg sein! Spaß beiseite, Aktien haben durchaus Ihre Berechtigung. Natürlich kann man mit dieser Anlageform spektakuläre Gewinne erzielen – oder alles verlieren, wenn man keine entsprechenden “Stopps” eingebaut hat. Wer keine Ahnung von Aktien hat, wird sehr wahrscheinlich nicht glücklich damit. Wenn jemand tatsächlich “Spielgeld” übrig hat, über dessen Verlust er ohne in Schieflage zu geraten hinwegkommen würde, wäre das für mein Empfinden eine valide Anlageoption.

Aktien als ausschließliche Variante zur Absicherung im Alter wäre mir persönlich zu riskant. Bei Fonds auf Aktienbasis sieht die Sache allerdings schon wieder anders aus. Hier macht man sich Wissen und Fähigkeiten von, in der Regel, top ausgebildeten Fondsmanagern zu nutze. Die meisten Fonds performen zudem, wenn man längere Zeiträume betrachtet, ziemlich passabel. Hier ist für meinen persönlichen Geschmack die Ertragsmöglichkeit, je nach gewähltem Fondskonzept, in einem passablen Verhältnis zum Risiko.

Welche Anlageklasse würden Sie Menschen empfehlen, die ins Berufsleben einsteigen?

Mark Jordan: Mein klarer Favorit: Fondssparen. Halbwegs gute Ertragsaussichten, vertretbares Risiko, Vorbildung des Anlegers muss nicht zwingend auf Profi Niveau sein und man hat die Chance, in Bereiche zu investieren, die man versteht.

 An welchen Werten messen Sie sich und Ihr Unternehmen?

Mark Jordan: Für mich gibt es nur einen einzigen Wert: Die Kundenzufriedenheit. Zufriedene Kunden empfehlen eine Topleistung weiter. Genau davon lebe ich.

Glauben Sie, dass sich Insolvenzen in Ihrer Branche coronabedingt häufen werden?

Mark Jordan: Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Die meisten Versicherungsunternehmen sind recht gut kapitalisiert und werden es wohl irgendwie hinbekommen, weiter zu existieren.

Wie haben Sie die Pandemie erlebt?

Mark Jordan: Homeschooling war der Horror. Kinder lernen von Ihren Eltern nicht zwingend so gut wie von didaktisch gut ausgebildeten Lehrkräften. Homeoffice war mir schon vorher bekannt und wird in meiner Branche wohl schon seit längerem praktiziert.

Der direkte Kontakt zu unseren lieben Kunden hat mir persönlich sehr gefehlt. Es ist einfach etwas anderes, ob man einen Menschen am Telefon oder von Angesicht zu Angesicht beraten kann.

Ich bin absolut entsetzt, in welche Richtung die Herrschaften Verschwörungstheoretiker Tatsachen verdrehen und einander Beifall spenden. Klar ist: Infizierte Menschen laufen in jeder Stadt herum. Den meisten sieht man es nicht an. Was also tun? Wenn Mundschutz die Verbreitung vermindert und einfache Handlungen wie Abstand halten, Händewaschen und Desinfizieren helfen, einen recht passablen zusätzlichen Schutz aufrecht zu erhalten, dann ist das etwas das wirklich jeder halbwegs kompetente nicht Analphabet hinbekommen kann.

Ein weiterer Lockdown kann verhindert werden, wenn die Menschen sich nur ein kleines Bisschen zusammenreißen. Sollte er kommen, wird es für uns alle einfach nur noch viel, viel, viel, viel teurer als es jetzt schon der Fall ist.

… und das können wir uns wirklich sparen.

Herr Jordan, vielen Dank für das Gespräch

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