„Altersvorsorge braucht jetzt neue Wege“ – Tom Friess (VZ VermögensZentrum GmbH)

Interview mit Tom Friess
Tom Friess, Geschäftsführer des VZ VermögensZentrums Deutschland, im Gespräch mit dem Businesstalk am Kudamm über Altersvorsorge in einer Welt ohne Zinsen. Das VZ berät als unabhängige Finanzberatung und Vermögensverwaltung Privatpersonen und Firmen zu Ruhestand, Alterssicherung, Geldanlagen und Nachlass. Im Interview plädiert er für Mut zur Altersvorsorge und spricht über die neue App Vinz.

Viele Deutsche befürchten, dass ihre Rente nicht ausreichen wird. Sie brauchen zusätzliche Einkünfte. Was raten Sie Ihren Kunden: Wie schafft man es, im Alter finanziell gut abgesichert zu sein?

Tom Friess: In der Tat, viele – zunehmend auch junge – Arbeitnehmer müssen davon ausgehen, dass es für sie im Alter knapp wird. Sich früh mit dem Thema Altersvorsorge zu beschäftigen, ist deshalb -match-entscheidend. Jeder sollte einen individuellen (Spar-)Plan haben, den er oder sie langfristig und kontinuierlich verfolgt.

Woher weiß ich denn, wie groß meine Einkommenslücke später sein wird?

Tom Friess: Das kann ich nur herausfinden, wenn ich gut plane und mein Ruhestandsbudget aufstelle, also welche Einnahmen und Ausgaben ich voraussichtlich im Rentenalter haben werde. Hierbei kann unsere neue, kostenfreie App namens „Vinz“ helfen. Dieser digitale Vorsorgeberater ermittelt in wenigen Schritten die zu erwartenden Renteneinkünfte und zeigt die drohende Einkommenslücke. Die Vinz-App berücksichtigt, wann Sie in Rente gehen wollen, wie hoch Ihre Wunschrente ist sowie Faktoren wie die Inflation. Vinz kann man ganz einfach auf sein Smartphone herunterladen. Die App ist sowohl bei Google Play als auch im App-Store erhältlich

Wie finde ich heraus, wie viel Kapital ich brauche, um meine Einkommenslücke zu schließen?

Tom Friess: Das ist eine Rechenaufgabe mit mehreren persönlichen Variablen. Wie viele Jahre können Sie sparen? Möchten Sie Ihr Vorsorgeguthaben später schrittweise verzehren oder soll es für Ihre Kinder erhalten bleiben? Außerdem muss die Summe unter Berücksichtigung der Anlagenrendite und der Inflation ermittelt werden; letzteres ist wichtig, denn langfristig macht sich der Kaufkraftverlust stark bemerkbar. Zum Beispiel braucht es für eine zusätzliche Rente in Höhe von rund 1.000 Euro pro Monat, bei Kapitalverzehr über 30 Jahre und einer Rendite von 3 Prozent etwa 250.000 Euro Kapital.

Übrigens: Die Vinz-App bietet auch hier gute Hilfestellung. Einfach die erforderlichen Angaben in die App eingeben, und das Programm ermittelt dann Ihren erforderlichen Kapitalbedarf.

Welche Anlageformen empfehlen Sie für den Kapitalaufbau?

Tom Friess: Kapitalaufbau braucht Zeit, darum sollte man möglichst früh damit anfangen. Weil verzinste Anlageformen wie Tagesgeld oder Anleihen kaum noch Rendite abwerfen, muss man neue Wege gehen. Ich empfehle für den Kapitalaufbau das Wertpapiersparen, vor allem mit Aktien. Wertpapiersparen ist die flexibelste, günstigste und langfristig ertragreichste Anlagelösung. Damit der Kapitalaufbau gelingt, benötigt man eine passende Strategie, die richtigen Titel und Durchhaltevermögen, denn die Sparraten sollten regelmäßig fließen. Die Umsetzung passiert am bestem mit einem eigenen Depot– entweder in Eigenregie oder mit einem unabhängigen Vermögensverwalter – oder mit einer steuerlich geförderten Rürup-Rente.

Sind Aktien uneingeschränkt für die Vorsorge geeignet? Viele haben Angst vor Verlusten.

Tom Friess: Damit tun sie der Aktienanlage unrecht. Die Erfahrung zeigt, dass trotz wiederkehrender Krisen und Kursverluste die Börsentrends regelmäßig nach oben tendieren. Das war auch im Frühjahr nach dem Corona-Crash wieder gut zu sehen. Richtig ist: Beim Einhalten einiger Regeln profitieren Anleger von langfristigen Wertsteigerungen. Denn Aktien sind Sachwerte, damit beteiligen sich an Anleger an börsennotierten Unternehmen. Wenn diese gut wirtschaften und über Jahre Werte schaffen, steigen auch deren Aktienkurse. Wer mit einem breit gestreuten Aktien-Portfolio über Jahrzehnte spart, der reduziert sein Verlustrisiko erheblich.

Von welchen Vorsorgestrategien raten Sie eher ab?

Tom Friess: Ehrlich gesagt, viele der „klassischen“ Formen der privaten Altersvorsorge wie Lebensversicherungen oder Sparbriefe bringen es nicht mehr. Entweder sie sind zu teuer oder erzielen kaum noch Erträge. Auch die Strategie, in Mietwohnungen zu investieren, um im Alter von den Mieterträgen zu leben, ist riskanter geworden als viele wahrhaben wollen. Bei den hohen Kaufpreisen ist das Potenzial für Wertsteigerungen begrenzt. Sollten die Zinsen steigen, wird die Finanzierung teuer. Einnahmen können wegfallen, zum Beispiel wenn Ihr Mieter nicht zahlt oder die Wohnung leer steht. Die Ausgaben aber laufen weiter und sind oft höher als die Abschreibung. Außerdem ist viel Kapital in der Immobilie gebunden, an das man kurzfristig nicht herankommt.

Welche persönlichen Tipps geben Sie Vorsorgesparern mit auf den Weg?

Tom Friess: Keine Angst vor der Altersvorsorge! Wenn man sich erst einmal damit beschäftigt, stellt man fest, dass das Thema eigentlich gar nicht so schwierig ist. Gehen Sie den Schritt und nutzen Sie hilfreiche Tools wie unsere Vinz-App. Die zeigt Ihnen, was wirklich wichtig ist. Wählen Sie nur Geldanlagen, die Sie auch wirklich verstehen. Hinterfragen Sie die Gebühren und achten Sie darauf, dass sie niedrig sind. Sorgen Sie für eine breite Risikostreuung in Ihrem Depot. Bleiben Sie Ihrer Anlagestrategie treu und konsequent am Ball. Bedenken Sie: Altersvorsorge ist ein Marathon. Er startet mit dem ersten Schritt, und viele kleine Schritte bringen Sie ans Ziel.

Herr Friess, vielen Dank für das Gespräch.

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