Altersvorsorge: „Der Markt ist komplex“ – Philipp Gruhn (OVB Vermögensberatung AG)

Interview mit Philipp Gruhn
Philipp Gruhn ist Generalbevollmächtigter Produktmanagement / Allfinanzkonzept der OVB Vermögensberatung AG, einer 100%igen Tochtergesellschaft der börsennotierten OVB Holding AG aus Köln. Im Interview spricht Gruhn über die wichtigsten Bausteine der Altersvorsorge und die Notwendigkeit kompetenter Beratung.

Laut aktuellen Umfragen macht sich die Mehrheit der Deutschen Sorgen, in Zukunft von Altersarmut betroffen zu sein. Sind diese Ängste berechtigt?

Philipp Gruhn: In vielen Fällen leider ja. Millionen Bundesbürger beziehen unter 1.000 Euro Monatsrente, obwohl sie 40 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt haben. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine aktuelle Anfrage der Linksfraktion des Deutschen Bundestags hervor, die in diesen Tagen veröffentlicht wurde Aber: Man kann dagegen etwas tun. Frühzeitige private zusätzliche Vorsorge reduziert das Problem der Altersarmut.

Die Corona-Pandemie führt bei vielen Menschen zu niedrigeren Nettoeinkommen. Machen sich die Folgen der Krise in der Bereitschaft zur Altersvorsorge bemerkbar?

Philipp Gruhn: Wir nehmen ein größeres Interesse an dem Thema Altersvorsorge und eine gestiegene Bereitschaft wahr, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Aktuellen Umfragen zufolge sorgt sich in Deutschland nahezu jeder zweite Versicherte um seine Lebens- oder Rentenversicherung. Wenn es zum Beispiel durch Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit zu finanziellen Engpässen kommt, unterstützen wir unsere Kunden, individuelle Lösungen für bestehende Verträge zu finden. Damit helfen wir, ihnen einen Teil der Unsicherheiten zu nehmen.

Der Gesetzgeber unterstützt die private Altersvorsorge. Welche staatlich-geförderten Produkte gibt es? Welche sind empfehlenswert?

Philipp Gruhn: Ein Riester-Sparplan, der vor allem auf Angestellte abzielt, die Rürup-Rente, die sich vornehmlich an Selbstständige und Personen mit hohem Einkommen richtet, die betriebliche Altersvorsorge, mit der man einen Teil seines Bruttoeinkommens in Beiträge für eine Rentenversicherung für die eigene Altersvorsorge umwandeln kann – alle bieten Vorteile. Welches Produkt letztendlich für die persönliche Situation empfehlenswert ist, hängt immer von der individuellen Kundensituation ab. Häufig ist es auch sinnvoll, verschiedene Förderungsmöglichkeiten miteinander zu kombinieren. Wir als OVB Vermögensberatung AG verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz, d.h. wir beschränken unsere Beratung in der Regel nicht auf ein Thema, sondern sehen uns immer auch an, ob existenzielle Risiken abgesichert sind, was z.B. heißt, die möglichen Folgen eines Verlusts der Arbeitskraft – ob durch Krankheit oder Unfall – durch eine angemessene und vernünftige Absicherung kalkulierbar zu machen.

Lebens- und Rentenversicherungen werden seit Jahren nur noch schlecht verzinst. Für wen lohnen sich diese Produkte dennoch?

Philipp Gruhn: Für Kunden, die noch einen Altvertrag mit einem hohen Garantiezins besitzen, lohnen sich konventionelle Lebensversicherungen in der Regel. Kunden, die sich heute für eine Altersabsicherung entscheiden, empfehlen wir sehr häufig die Investition in Sachwerte, zum Beispiel in Form einer fondsgebundenen Rentenversicherung, die vielseitige Ertragschancen am Kapitalmarkt ermöglicht. Auch hier orientiert sich unsere konkrete Empfehlung aber immer an der individuellen Kundensituation. Im persönlichen Beratungsgespräch finden wir heraus, welches Produktangebot am besten zu den finanziellen Möglichkeiten und der individuellen Lebenssituation passt.

In der Corona-Krise kam es zu erheblichen Börsenturbulenzen. Sollten Privatanleger dennoch auf Aktien zur Vermögensbildung setzen?

Philipp Gruhn: Ja, absolut. Investition in Sachwerte wie zum Beispiel Unternehmensanteile ermöglichen nachhaltige Wertsteigerungen häufig in Kombination mit interessanten Renditen aus Dividendenzahlungen. Die Direktanlage in Einzelwerte eignet sich unseres Erachtens aber nur für Menschen, die sehr umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen in diesem Bereich haben und „einen langen Atem“ bei temporären Wertschwankungen besitzen. Da dies bei unseren Kunden häufig nicht der Fall ist, empfehlen wir Investmentfonds. Diese Form des Sparens –unabhängig davon, ob in einem Investmentdepot oder innerhalb einer fondsgebundenen Versicherung– ermöglicht eine Risikostreuung durch die Aufteilung des Sparbeitrages in verschiedene Anlagen. Und das auch bei monatlichen Sparraten von 50 oder 100 Euro, wie sie in vielen Haushalten üblich sind. Ein breites Angebot an aktiv gemanagten Investmentfonds bietet für jeden Anlegertyp und nahezu jedes Sparziel eine passende Lösung.

Bei unseren fondsgebundenen Rentenversicherungen hat der Kunde zudem die Möglichkeit Produkte zu wählen, die eine Investition in Sachwerte mit einer sicheren Anlage kombinieren und damit auch Kapitalgarantien darstellen können. Eine gute Lösung für sicherheitsorientiertes Anlegen.

Welche Rolle spielen Immobilien für die Altersvorsorge?

Philipp Gruhn: Für viele Deutsche ist die eigene Immobilie ein Lebenstraum, dessen Umsetzung dann Teil unserer Beratung ist. Mietfreies Wohnen im Alter kann selbstverständlich ein wichtiger Baustein der Altersvorsorge sein. Auch hier gibt es die Möglichkeit der Nutzung staatlicher Förderung in Form eines sogenannten Wohn-Riester-Vertrags. In Zeiten niedriger Zinsen betrachten immer mehr Menschen eine Immobilie als interessante Kapitalanlage. Häuser und Wohnungen gelten als wertbeständig. Ob allerdings eine Immobilie als Kapitalanlage in Frage kommt, hängt von vielen Faktoren ab und sollte auch im Rahmen einer persönlichen Beratung abgewogen werden.

Welche Chancen und Risiken sind mit Sachwerten verbunden und worauf sollten Verbraucher achten?

Die Chancen, insbesondere bei mittel- und langfristigen Geldanlagen, habe ich zuvor schon angesprochen. Diese sehen wir insbesondere bei Investmentfonds, die gesetzlich reguliert sind und an Börsen gehandelt werden. Bei einigen Anlagemodellen in Sachwerten lassen sich jedoch auch Nachteile und Gefahren entdecken, die eine Investition nicht selten weniger attraktiv erscheinen lassen: fehlende Regulierung, Intransparenz und Komplexität. Ein Verkauf ist nicht jederzeit problemlos möglich.

Edelmetalle, vor allem Gold, erleben derzeit einen Boom. Sind Edelmetallinvestments für die Altersvorsorge geeignet?

Grundsätzlich sind sie das, aber nur, wenn es sich um eine Beimischung in einem gut strukturierten Anlageportfolio handelt. Viele Sparpläne zum Beispiel in physisches Gold, die wir uns angeschaut haben, sind mit hohen Kosten belegt. Diese Produkte erfüllen nicht die Anforderungen, die wir an unser ausgewähltes und qualitätsgesichertes Produktportfolio stellen.

Gibt es generell gültige Empfehlungen, worauf bei der Strukturierung der Altersvorsorge geachtet werden sollte?

Philipp Gruhn: Wichtig ist es, sich so früh wie möglich mit der Altersvorsorge zu beschäftigen, um keine Zeit zu verschenken. Die Altersvorsorge muss zur eigenen Lebenssituation und Zukunftsplanung passen und sollte auf mehrere, sinnvoll kombinierte Säulen gestellt werden.

Der Baustein der in der Regel gesetzlich verpflichtenden Rentenversicherung stellt die geregelte Grundabsicherung dar. Daneben kann die betriebliche Altersvorsorge ein wichtiger Baustein sein. Charakteristisch ist eine Entgeltumwandlung, die sowohl für den Arbeitgeber als auch den Arbeitnehmer mit steuerlichen Vorteilen versehen ist.

Staatlich geförderte Produkte wie die Riester- oder die Rürup-Rente unterstehen zwar immer wieder medialer Kritik. Aber hier kommt es auf die vertragliche Ausgestaltung und die individuelle Lebenssituation an. Gerade für Familien mit Kindern kann die Riester-Rente aufgrund der staatlichen Förderung und etwaiger Steuervorteile eine gute Vorsorgemöglichkeit sein. Der Markt ist komplex, es gibt zahlreiche Produkte und noch mehr Optionen. Umso wichtiger ist es, einen Experten an seiner Seite zu haben, der hilft, die richtigen Entscheidungen zu treffen. OVB hat ein ausreichend großes, diversifiziertes und qualitativ geprüftes Partner- und Produktangebot, um für jede Marktsituation und jedes Kundenbedürfnis die passende Lösung bieten zu können.

Insgesamt sollte bei aller notwendigen Vorsorge die Absicherung der existenziellen Risiken nicht vernachlässigt werden. Die Absicherung des Einkommens bildet für uns das Fundament, auf der eine nachhaltige Altersvorsorge aufbauen sollte.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Gruhn.

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