Bernhard Dirr: Wichtig ist das Langlebigkeitsrisiko

Interview mit Bernhard Dirr
Bernhard Dirr ist Geschäftsführer DIRR & KOLLEGEN Versicherungsmakler GmbH. Mit ihm sprechen wir über Senkung des Garantiezins, Konsequenzen sowie mögliche Alternativen.

Das Bundesfinanzministerium (BMF) will den Höchstrechnungszins für Lebensversicherungen zum 01.01.2022 von aktuell noch 0,9 auf dann 0,25 Prozent senken. Warum soll der Garantiezins erneut gesenkt werden?

Bernhard Dirr: Die Frage ist ganz einfach zu beantworten, weil es schlicht weg nicht mehr möglich ist, höhere Zinsen für alle Laufzeiten zu erzielen. Zumindest nicht ohne Risiko!

Wer ist alles von der Senkung des Garantiezins betroffen?

Bernhard Dirr: Im Prinzip nur für die Neuabschlüsse, nicht nur in der Lebens- oder Rentenversicherung, auch für Sparanlagen bei der Bank oder Bausparkasse, aber wenn man sich die letzten Jahre anschaut, war nichts anderes zu erwarten.

Die Versicherungswirtschaft warnt, dass sich eine 100-prozentige Beitragsgarantie für Lebensversicherungen und Riester-Renten nicht mehr darstellen lässt, wenn der Garantiezins weiter sinkt. Wie wird diese Position begründet?

Bernhard Dirr: Ganz einfach, es gibt keine Zinsen mehr, also wie soll ein Versicherer dann nach Kosten die Beitragsgarantie darstellen.

Was sind die Konsequenzen für die Versicherten?

Bernhard Dirr: Es wird über kurz oder lang kein Produkt mehr mit einer Bruttobeitragsgarantie geben. Die Konsequenzen sind schon lange klar, es braucht Alternativen, sprich der Verbraucher muss sich endlich mit Alternativen beschäftigen und diese dürfen durch die Medien nicht mehr negativ geschrieben werden.

Für wen lohnt sich eine private Renten- oder Lebensversicherung überhaupt noch?

Bernhard Dirr: Für alle, halt mit niedrigen oder gar keinen Garantien mehr, wer sich z.B. mit Aktien beschäftigt, wird sehen, langfristig ist dies eine der Anlagen, auf die sich die Altersversorgung stützen wird. Es gibt genug Sicherungsmöglichkeiten gegen Ende der Laufzeit, um sein Anlageergebnis zu sichern. Ganz wichtig ist das Langlebigkeitsrisiko, auch wenn es von jungen Anlegern noch nicht als für so wichtig gesehen wird, aber je älter man wird, desto wichtiger wird es. Und bisher kann das nur ein Versicherer darstellen.

Und was sind die Alternativen?

Bernhard Dirr: Rentenversicherungen ohne oder mit niedrigen Garantien, Anlagen in Investmentfonds mit breiter Streuung sind eindeutig zu favorisieren. Man muss immer bedenken, dass man mind. 3% nach Kosten und Steuern erzielen muss, damit die Inflation und zumindest ein kleiner Wertzuwachs erreicht wird. Also was bleibt? Investmentfonds im Versicherungsmantel mit Steuerprivileg und Absicherung des Langlebigkeitsrisikos. Natürlich gibt es auch Aktienanlagen und Immobilien, auch Edelmetalle, aber als Basis sollte es immer die Rentenversicherung sein. Und hier sind auch die Medien in der Verpflichtung, endlich objektiv über diese Anlageformen zu berichten und nicht immer nur die Risiken hervorzuheben. Wenn hier nicht bald etwas passiert, dann wird es tatsächlich die Altersarmut geben.

Herr Dirr, vielen Dank für das Gespräch!

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