Christian Torenz: Wichtig ist ein ganzheitliches Finanzkonzept

Interview mit Christian Torenz
Christian Torenz ist Geschäftsführer von Torenz – Soziale Finanzberatung. Mit ihm sprechen wir über Wahl des geeigneten Finanzberaters, Qualitätsunterschiede sowie richtige Strategie.

Die richtige Wahl des geeigneten Finanzberaters ist heutzutage keine leichte Entscheidung, weil jeder von sich sagt, er sei der Beste. Wo liegen die Qualitätsunterschiede?

Christian Torenz: Das ist sicherlich richtig. Neben absolvierten Abschlüssen und dem beruflichen Werdegang ist es sehr wichtig, den Status des Beraters zu kennen. Es macht einen großen Unterschied, ob jemand angestellt in einer Bank oder für eine Versicherung arbeitet – und damit eine eingeschränkte Produktauswahl hat – oder ein Makler einem hilft den Bedarf passend zu decken. Zu Guter Letzt sollte es allerdings auch menschlich passen.

Um die richtige Strategie zu planen und umzusetzen, erfordert es jahrelanger Expertise. Was zeichnet Sie als echten Fachmann aus und wo haben Sie Ihr „Handwerk“ gelernt?

Christian Torenz: Ich habe 2008 nebenberuflich in einer auf Fonds spezialisierten Vertriebsfirma begonnen zu arbeiten. Hier wurde ich sehr gut an die Hand genommen und von der Pike auf angelernt. Ein 12-monatiges Traineeprogramm, viele Seminare, Fortbildungen zu fachlichen und vertrieblichen Themen rundeten meine Ausbildung ab. Später hielt ich selbst Vorträge und bildete Menschen vertrieblich und fachlich aus. Auch habe ich einen Kaufmann für Versicherungen und Finanzen mit der Fachrichtung Finanzberatung und div. Weiterbildungen und Fortbildungen absolviert.

Was halten Sie von der Idee, die Finanz- und Anlageberater nach Leistung zu entlohnen, also entsprechend der Performance statt vorab durch z.B. Agio oder Ausgabeaufschläge?

Christian Torenz: Gute Berater erstellen ein umfangreiches Risikoprofil und fragen Kunden nach ihren Wünschen und Bedürfnissen. Sie beziehen die Lebenssituation und -vorstellungen mit ein, welches in einem ganzheitlichen Finanzkonzept mündet. Das kann dann bei dem notwendigen Notgroschen auf einem Tagesgeldkonto oder mit einem Nischen- oder Publikums-Aktienfonds starten. Darauf habe ich wenig Einfluss, es kommt ja auf die Risikoneigung und Präferenzen der Kundinnen und Kunden an. Das von den anvisierten Kunden-Zielen, -Rendite, -Wissen, -Anlagehorizont uvm. meine Vergütung abhängen soll fände ich etwas komisch.  Die derzeit verfügbaren Vergütungsmöglichkeiten halte ich für ausreichend. Als fairste Vergütung empfinde ich persönlich das Honorar und/oder Servicepauschalen. Bei einem Handwerker würde auch niemand auf die Idee kommen ihn unterschiedlich zu bezahlen je nachdem welche Materialien er verwendet. „Oh du baust mit Holz, dann beträgt deine Vergütung lediglich XY“ – Warum das bei Berater*innen ok sein soll, kann ich nicht nachvollziehen.

Wenn man Ihre Branche verpflichten würde, einen jährlichen Überblick über die Beratungsergebnisse (in Prozent) der Kunden zu veröffentlichen, hätten es dann die Kunden nicht leichter, sich für jemanden zu entscheiden?

Christian Torenz: Nein. Aus den oben genannten Gründen ergibt das wenig Sinn. Man müsste dann zahlreiche unterschiedliche Auswertungen beibringen, die die jeweiligen Lebensverhältnisse und Präferenzen bzgl. der Kapitalanlage in sehr unterschiedliche Kategorien einsortiert. Wie soll ich jemanden vergleichen der Atom-, Kohle- und Waffeninvestments ok findet, mit jemanden der ausschließlich ohne diese Dinge sein Investment betreibt?

Die BaFin ist arg in die Kritik geraten durch zuletzt den Wirecard-Skandal. Ist das deutsche Finanzwesen ausreichend kontrolliert und reguliert?

Christian Torenz: Ja. Wir sind gut genug reguliert. Doch sollte der Gesetzgeber auch schauen, dass die Gesetze eingehalten werden. Wenn die Bilanzfälschungen, wie im Fall Wirecard, erst aufgedeckt werden, wenn bereits alles zu spät ist, hat das Gesetz ja nicht unbedingt geschützt. Das Gesetz kann jetzt lediglich dafür sorgen, dass nachdem der Schaden eintrat, die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Besser wäre es, wenn die BaFin ihre Wächterfunktion auch ausführt. Im Falle Wirecard war die BaFin ja ganz besonders auf der falschen Fährte: Als in der USA bereits von herausragenden Problemen über Wirecard geschrieben wurde, hat die BaFin nicht genauer hingeschaut, sondern sich schützend vor die angezählte Firma gestellt. Völlig unverständlich, mit dem Wissen von heute.

Um die vermeintlich große Konkurrenz in der Branche, die Robo-Advisor, ist es still geworden. Ist der Mensch am Ende doch viel besser als ein Computer?

Christian Torenz: Gute Frage. Ich denke, dass wird die Zeit zeigen wie gut Maschinen lernen können oder künstliche Intelligenz selbstständig lernt Kund*innen und den Kapitalmarkt umfassend einzuschätzen und zu analysieren. Aktuell ist die Landschaft der Robo-Advisor ja eher von Algorythmen und Vorgaben geleitet, die Menschen erbaut und erdacht haben. Lediglich die Abwicklung und Verwaltung ist voll digital. Von einer richtige KI, die selbstständig Entscheidungen trifft und Investments umschichtet ist mir bisher noch nichts bekannt. Ihnen?

Herr Torenz, vielen Dank für das Gespräch!

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