Der Business Angel – Matthias Helfrich

Interview mit Matthias Helfrich
Matthias Helfrich ist Geschäftsführer bei der MGH Beratungs- und Beteiligungs-GmbH. Im Interview spricht er über seine Rolle innerhalb eines Start-ups und was einen erfolgreichen Gründer bzw. Gründerin ausmacht.

Warum investiert Ihr Unternehmen vorranging in Start-Ups?

Matthias Helfrich: Mein Unternehmen investiert vorrangig in Start-ups, weil ich jungen Gründern helfen möchte, attraktive Geschäftsmodelle zum wirtschaftlichen Erfolg zu führen. Wenn ich in ein Start-up investiere, stelle ich den Gründern alle meine Ressourcen zur Verfügung. Dazu gehören mein Netzwerk, mein Wissen und meine Erfahrung. Ich möchte mit meinen Investments smarte, innovative und zukunftsorientierte Ideen fördern, um an einer schrittweisen Umgestaltung der Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit und Digitalisierung mitzuwirken. Das gibt meinem täglichen Handeln einen Sinn und erfüllt mich persönlich als Mensch.

Ist die Bezeichnung Business-Angel für ihr Unternehmen korrekt? Und wie lange sind sie bereits dabei?

Matthias Helfrich: Ja, die Bezeichnung Business Angel ist korrekt, allerdings in unternehmerischer Rechtsform einer GmbH strukturiert, die sog. Angel-GmbH. Der Begriff Business Angel trifft es sehr gut, weil es mir vor allem um das unternehmerische Handeln gemeinsam mit den Gründern geht, nicht nur um eine passive Geldanlage. Ich mag die Diversität meines Start-up Portfolios und die damit verbundene Abwechslung der Aufgaben. Vor 5 Jahren habe ich erstmals in ein Berliner Start-up investiert, seit etwa 3 Jahren ist es eine Vollzeitbeschäftigung. Meine eigene unternehmerische Laufbahn habe ich 2001 gestartet.

Wie gehen Sie bei der Beurteilung eines Geschäftsmodells vor? Woran messen Sie, ob die Idee gut oder weniger aussichtsreich ist?

Matthias Helfrich: Für mich ist in erster Linie wichtig, dass mich die Gründer mit ihrer Persönlichkeit überzeugen. Von der Geschäftsidee und den Gründern muss eine gewisse Faszination ausgehen, die sich nicht in feste Kategorien pressen lässt. Auffällig ist jedoch, dass dieser besondere Esprit häufig von jungen Männern mit einer eher mäßigen schulischen Leistung ausgeht.

Ein wesentlicher Faktor für ein Investment ist zudem der Wille und die Bereitschaft der Gründer alles zu tun was nötig ist, um die Geschäftsidee erfolgreich umzusetzen. Dazu gehört auch Widrigkeiten und Herausforderungen in der Zukunft meistern zu wollen. Ansonsten muss das gesamte Geschäftsmodell in sich schlüssig und skalierbar sein, sowie eine wirtschaftlich tragfähige Basis haben, um langfristig erfolgreich am Markt bestehen zu können.

Was ist wichtiger: die Idee oder der Gründer?

Matthias Helfrich: Eindeutig die Gründer. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Vor drei Jahren bekam ich die Gelegenheit in ein Start-up zu investieren, das individualisierbare Sitzbezüge für Autos herstellt. Zu dem damaligen Zeitpunkt war das wahrlich kein Thema, über das ich vorher je nachgedacht hätte. Das Start-up hat mich gefunden und die zwei Gründer-Brüder, die ich schon lange kannte, haben mich überzeugt, dass sie einen ausgesprochen konservativen Markt neu besetzen können. Das fand ich spannend und deshalb habe ich investiert.

Was muss ein Gründer mitbringen, um für Sie interessant zu sein?

Matthias Helfrich: Der Gründer muss etwas mitbringen, das meine Aufmerksamkeit fesselt und einen eigenen Spirit ausstrahlt. Das kann entweder das Geschäftsmodell, die Vision von einer Veränderung oder auch die Vergangenheitsgeschichte des Gründers sein. Entscheidend ist, dass der Gründer für sein Business brennt, authentisch ist und mich glaubhaft überzeugen kann, dass er mit seinem Angebot die Welt ein bisschen besser machen will und kann. Inhaltlich gewinnen zunehmend die Start-ups an Bedeutung, die den ESG-Kriterien entsprechen oder die UN-Ziele für Nachhaltige Entwicklung (SDGs) fördern.

Gehen Sie aktiv auf Firmen zu oder kommen kapitalsuchende Unternehmer zu Ihnen?

Matthias Helfrich: Die Art und Weise, wie sich ein Start-up und ich finden, ist sehr unterschiedlich. Die meisten Investments ergeben sich durch Menschen, die ich kenne, die mir etwas von sich, ihren Freunden oder ihrem Umfeld erzählen. Manchmal sind es Kontakte aus meinem beruflichen Netzwerk und manchmal ergibt sich ein Investment durch ein Gespräch mit einem Fremden, den ich im Rahmen eines Start-up Events kennenlerne. Eine konkrete Akquise um Start-ups zu finden betreibe ich nicht. Zuschriften von unbekannten Start-ups per E-Mail und Linkedin erhalte ich immer häufiger – ein Investment hat sich daraus noch nicht ergeben.

Was passiert nachdem Sie Kapital investiert haben, welche Rolle spielen Sie dann?

Matthias Helfrich: Zu Beginn eines Investments bringe ich mich pro-aktiv ein und unterstütze das Start-up mit allen Ressourcen, die mir zur Verfügung stehen. Bei Einzelgründern kann das temporär sogar Tätigkeiten eines Co-Founders umfassen, um das Business grundsätzlich zum Laufen zu bringen.

Sobald sich ein Start-up positiv weiterentwickelt und eine weitere Finanzierungsrunde realisiert verändern sich auch meine Aufgaben. Weg von operativen Themen hin zum Austausch als Stratege und persönlicher Mentor. Es haben sich aber auch schon generationsübergreifende Freundschaften ergeben, ebenso wie ich mit manchen Gründern gemeinsamen Hobbies nachgehe. Dieses menschliche Miteinander ist mir ausgesprochen wichtig und ein zentrales Motiv meines Start-Up Engagements. Aus diesem Grunde lade ich auch einmal im Jahr alle meine Gründer an eine große Essenstafel zu mir nach Hause ein.

Herr Matthias Helfrich, vielen Dank für das Gespräch.

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