Dr. Claudia Lang: Nur wenige Fintechs haben ganzheitliche end-to-end Lösungen

Interview mit Dr. Claudia Lang
Dr. Claudia Lang ist Geschäftsführerin des Insurtechs Community Life. Im Interview spricht sie über die Agilität von Fintechs und die Stärken der etablierten Wettbewerber.

Die Fintech-Szene ist angetreten, um den etablierten Wettbewerbern in der Finanz- und Versicherungsbranche den Rang abzulaufen. In welchen Bereichen konnten Fintechs signifikante Marktanteile gewinnen?

Dr. Claudia Lang: Prinzipiell sind Fintechs in fast allen Bereichen der Finanz- und Versicherungsbranche angetreten. Sie identifizieren meist Teilbereiche bestehender Wertschöpfungsketten, die sie verändern und optimieren. Dabei ging es vor einigen Jahren am Häufigsten um das Kundenerlebnis also um die Schnittstelle zum Kunden. Gerade in der Schnittstelle zum Kunden haben Fintechs sich erfolgreich als Lösung für die etablierten Player behaupten können. Inzwischen gibt es aber viele Player im B2B Bereich und manche, die sich an Teile der sogenannten Backend Verwaltungssysteme wagen. Nur wenige Fintechs haben ganzheitliche end-to-end Lösungen aufgestellt, die die gesamte Wertschöpfungskette in einer Branche abdecken.

Was ist Ihr Kerngeschäft, welche die wichtigsten Alleinstellungsmerkmale Ihres Unternehmens?

Dr. Claudia Lang: Community Life ist das einzige Insurtech, das eine ganzheitliche Lösung für eine vollständig digitale Verkaufs- und Verwaltungsplattform für Lebensversicherungen entwickelt hat. Schwerpunkt ist die komplette Onlinevermittlung und -verwaltung biometrischer Versicherungen.

Die Plattform funktioniert wie ein Online Bankkonto. Der Kunde kann online abschließen, sieht alle Transaktionen in seinem Kundenportal, inklusive Audiodateien der Beratungsgespräche, und kann im Portal auch selbst seinen Vertrag ändern.

Welchen Mehrwert bieten Sie Kunden im Vergleich zu ihren etablierten Wettbewerbern?

Dr. Claudia Lang: Keine andere Lebensversicherungsplattform ist so durchgängig online. Der Kunde kann sich in wenigen Minuten versichern. Die Gesundheitsprüfung ist anonym. Der Kunde erhält seinen verbindlichen Preisvorschlag vor der persönlichen Registrierung. Er kann also ganz anonym entscheiden, ob ihm das Angebot gefällt. Und dann kann er sofort abschließen. Nach Vertragsabschluss bietet ihm sein Portal volle Transparenz und Kontrolle über seine Versicherungsakte. Er kann seine gesamte Versicherungsakte einsehen, inklusive einem Logbuch mit Datum und Uhrzeit jeder Tranksaktion. Er kann jederzeit etwas „real time“ ändern, z. B. seine Bankverbindung, das Bezugsrecht oder die Höhe des Versicherungsschutzes.

Die Plattform kann zu einem Bruchteil der üblichen Kosten der Lebensversicherer am Markt betrieben werden. Das erreichen wir durch eine Cloud Lösung, die aus einer Kombination von Open Source Komponenten mit einem erwiesenen versicherungsmathematischen Rechenkern besteht. Personalaufwände sind durch die umfassende Digitalisierung und Automatisierung auch sehr gering.

Es gibt zwei Ansätze in der Fintech-Szene: Übernahme des Marktes oder Kooperation mit etablierten Unternehmen. Welchen Ansatz halten Sie für zielführender, wie agiert ihr Unternehmen?

Dr. Claudia Lang: Das kommt auf das Geschäftsmodell an und lässt sich nicht pauschalisieren. Wichtig ist, dass man die wesentlichen Faktoren für den Erfolg des jeweiligen Geschäftsmodells ausreichend selbst steuern kann.

Unser Modell basiert auf den Ansatz der Kooperation mit Lebensversicherern im Produktbereich. Dadurch stehen uns Finanzstärke, Reputation und Know-How im Bereich Risikoprüfung des Partners zur Verfügung. Gleichzeitig können wir als Betreiber der ganzheitlichen Lösung im operativen Geschäft die nötige Agilität und Dynamik bewahren.

Wie schnell reagieren Ihre Wettbewerber auf neue Trends, wie hoch ist der Innovationdruck?

Dr. Claudia Lang: Entwicklungs- und Innovationzyklen – gerade was das Digitale betrifft – verkürzen sich ständig. Das erhöht den Innovationsdruck in allen Branchen. Aber gerade für Lebensversicherer ist schnelles Handeln nicht einfach. Ein Lebensversicherungsvertrag ist ein Vertrag, der meist über Jahrzehnte läuft. Der Versicherer kann ihn nicht von sich aus einfach kündigen oder ändern, weil er nun etwas Neues anbieten möchte. Will man diesen laufenden Bestand auf ein moderneres System setzen, muss man in teure und langwierige Migrationsprojekte investieren. Da kann es schon Sinn machen, parallel mit einer neuen Systemwelt zu agieren. Ansonsten verliert man zu viel Zeit und somit Wettbewerbsfähigkeit.

Welche Innovationen dürfen wir von Ihnen in nächster Zeit erwarten?

Dr. Claudia Lang: Wir betrachten Innovationen nicht als separates Thema in unserem Geschäftsmodell. Es gibt einen Treiber: es immer besser zu machen, für Menschen, die eine persönliche Absicherung brauchen. Um sie geht es. 

Frau Dr. Lang, vielen Dank für das Gespräch.

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