Private-Equity-Unternehmen werden im Volksmund häufig als Heuschrecken bezeichnet. Woher kommt dieser zweifelhafte Ruf?
Dr. Ingo Krocke: Der Begriff wurde vor vielen Jahren mal vom SPD-Politiker Müntefering geprägt, um Investoren zu bezeichnen, die ein Unternehmen kaufen, hohe Schulden draufladen, nichts investieren und das Unternehmen dann (schlechter) weiterverkaufen.
Halten Sie die Kritik an Ihrer Branche gerechtfertigt?
Dr. Ingo Krocke: Solche Fälle waren früher häufiger, kommen jetzt aber nur noch relativ selten vor.
Wie agieren und arbeiten Private-Equity-Unternehmen wirklich? Welchen Bedarf decken Sie?
Dr. Ingo Krocke: Das Hauptinteresse von Private Equity Investoren liegt darin, den Wert des Unternehmens zu steigern. Das geht nur, wenn das Unternehmen wächst, neue Produkte anbietet und dadurch auch profitabler wird. Das sind in der Regel auch die Interessen der Arbeitnehmer und der Unternehmer. Typischerweise wachsen Unternehmen, an denen Private Equity Investoren beteiligt sind, schneller als Vergleichsunternehmen ohne Private Equity.
Die Situation, wo PE investiert sind:
a) Nachfolge (Unternehmer hat keinen Nachfolger bzw. die Manager im Unternehmen haben nicht genug Geld für einen fairen Kaufpreis),
b) Buy-and-Build (Aufbau von größeren Gruppen innerhalb einer Branche),
c) Herauslösen von vernachlässigten Teilbereichen aus großen Konzernen
Woher kommt eigentlich das Geld, dass Sie investieren?
Dr. Ingo Krocke: Weltweit kommt das meiste Geld von Pensionsfonds und Versicherungen (ist also das Geld von Kleinanlegern bzw. Rentenempfängern). Bei AUCTUS sind Pensionsfonds und über 50 erfolgreiche Unternehmer investiert.
Risikokapitalgeber sind auf Rendite aus. Ist das eine Chance oder eher ein Risiko für einen Übernahmekandidaten?
Rendite kommt aus der Steigerung des Unternehmenswertes. Ein wachsendes Unternehmen hat i.d.R. weniger Risiken als ein stagnierendes, daher ist das Risiko recht gering. Es gehen auch nur ganz wenige von PE finanzierte Firmen pleite; das liegt v.a. daran, dass die PE Investoren in der Regel Fonds haben, die es erlauben, in schwierigen Situationen Eigenkapital nachzuschießen (was ein Unternehmer meist nicht kann).
Während sich der US-Kongress mit einer stärkeren Regulierung der Branche befasst, wird in Europa um Risikokapital geworben. Wie steht es um den europäischen Private-Equity-Markt im internationalen Vergleich?
Dr. Ingo Krocke: Die Bedingungen für PE Fonds in Deutschland sind weiterhin deutlich schlechter als in den USA oder in UK, aber wir können damit leben.
Hat der Brexit Auswirkungen auf die europäische Private Equity Szene?
Dr. Ingo Krocke: Nicht wirklich. Selbst wenn dadurch eine Wirtschaftskrise ausgelöst wird, dann ist das für PE Fonds die Möglichkeit, sich an mehr Firmen zu beteiligen und diese wieder ins Wachstum zu bringen.