Dr. Walter Hubel: Der Mehrheit der Deutschen geht es finanziell sehr gut.

Interview mit Dr. Walter Hubel
Dr. Walter Hubel ist Vorstand und Gesellschafter der con.fee AG. Im Interview sprechen wir mit ihm über Anstieg der Insolvenzen, Sparquote sowie das private Geldvermögen.

Corona hat für Kurzarbeit, eine schlechte Auftragslage und teils komplett geschlossene Branchenzweige gesorgt, zudem zahlt der Staat die Hilfen häufig zu spät. Glauben Sie diese Faktoren werden Auswirkungen auf die Spareinlagen der Deutschen haben?

Dr. Walter Hubel: Auch wenn in den folgenden Monaten mit einem Anstieg von Insolvenzen zu rechnen ist, geht es der großen Mehrheit der Deutschen finanziell sehr gut. So hat sich die Sparquote in der Corona-Krise auf über 20% des verfügbaren Einkommens auf rund das Doppelte erhöht. Insofern hat die Krise dazu beigetragen, dass im Durchschnitt mehr beiseitegelegt wird. Das private Geldvermögen aller Deutschen ist auf diese Weise auf rund sieben Billionen Euro angewachsen, wobei der Großteil auf Girokonten liegt oder in Festgeldkonten und in Lebensversicherungen investiert ist. In der Krise scheint sich der Trend zu vermeintlich sicheren Geldanlagen zu verstärken.     

Können Sie in Ihrem Beratungsalltag feststellen, dass Menschen häufiger Altersvorsorge- bzw. Investmentprodukte kündigen, weil sie möglicherweise Liquidität benötigen?

Dr. Walter Hubel: Diese Beobachtung machen wir nicht. Dies liegt allerdings wahrscheinlich auch daran, dass unsere Produkte äußerst flexibel sind und man jederzeit Teilbeträge entnehmen und kostenlos auch temporäre Auszahlpläne einrichten kann.

Gehen wir davon aus, dass es ein Fehler ist, Altverträge aufgrund zu kündigen?

In Zeiten, in denen Lebens- und Rentenpolicen Renditen von fünf oder sechs Prozent erzielten, war es sicher falsch, Verträge vorzeitig zu kündigen. In der heutigen Niedrigzinsphase haben jedoch immer mehr Versicherungsgesellschaften Probleme, die ursprünglich zugesagten Kapitalleistungen zu erfüllen. Außerdem sind viele provisionsbasierten Policen mit hohen Kosten belastet, die ebenfalls massiv auf die Rendite drücken. Daher analysieren unsere Berater mit einer finanzmathematischen Software ganz genau, ob sich ein bestehender Lebens- oder Rentenversicherungsvertrag lohnt, weiter fortgeführt zu werden oder ob es sinnvoller ist, den Vertrag zu kündigen und in einen kostenminimierten Nettovertrag umzuwandeln. Nettopolicen enthalten weder einmalige Abschlusskosten noch laufende Vertriebskosten. Aufgrund unserer Wirtschaftlichkeitsanalysen erzielen wir dadurch regelmäßig Mehrwerte für unsere Kunden von mehreren zehntausend Euro. 

Welche Alternativen gibt es, um an Barmittel zu gelangen, z.B. die Verpfändung von Verträgen?

Dr. Walter Hubel: Bei neueren Lebens- und Rentenpolicen können jederzeit auch Teilbeträge aus dem vorhandenen Vermögen entnommen werden, bei unseren Netto-Policen sogar gebührenfrei. Außerdem kann man eine Beitragspause vereinbaren.  

Verträge von Bank- und Versicherungsprodukten sind kompliziert. Was können Versicherungsnehmer und Investoren tun, um einen Überblick zu erhalten und wo erhalten Sie den richtigen Ansprechpartner?

Dr. Walter Hubel: Inzwischen gibt es viele Vergleichsportale, auf denen man sich im Internet informieren kann. Allerdings werden normalerweise nur die Produkte verglichen, mit denen das Portal Vertriebsvereinbarungen hat. Besser ist es, sich einen Finanzmakler zu suchen, der auf Honorarbasis berät und damit völlig unabhängig von Provisionen allein im Interesse des Kunden handelt. Honorarberater haben Zugang zu sogenannten Nettoprodukten, die nicht durch Provisionen und Vertriebskosten belastet sind. Zwar zahlt der Kunde dem Berater ein Honorar, insgesamt erzielen die Kunden jedoch in der Regel einen deutlichen Vorteil, den unsere Berater ihren Kunden auch exakt dokumentieren.      

Lebensversicherungen, Aktien oder fondsgebundene Rentenversicherungen: die Liste an Angeboten ist lang. Wie schätzen Sie Lage nach Corona für den privaten Altersvorsorge Markt ein? Werden weniger Menschen oder mehr Menschen privat vorsorgen und vor allem wie?

Dr. Walter Hubel: Rund 60% der Deutschen sind der Meinung, dass ihre Altersversorgung nicht ausreicht und weitere 20% wissen es nicht. Damit setzt sich die Erkenntnis mehr und mehr durch, dass die gesetzliche Rente privat ergänzt werden muss. Außerdem sehen die Sparer, dass sich ihr Kapital nicht mehr verzinst und viele Banken inzwischen Gebühren von 0,5% pro Jahr verlangen. Zusammen mit der gegenwärtigen Inflationsrate von zwei Prozent schrumpft eine Bankanlage somit um jährlich 2,5%. Das macht bei einem Sparvolumen von 100.000 Euro in zehn Jahren einen Wertverlust von rund 22.000 Euro aus.

Daher raten wir unseren Kunden, je nach Risikoneigung einen mehr oder weniger großen Teil ihrer Ersparnisse breit gestreut in ein kostengünstiges Weltportfolio zu investieren.  

Herr Hubel, vielen Dank für das Gespräch!

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