Einige Fintechs pushen ohne Rücksicht auf Profitabilität ihre Kundenzahlen – Dr. Hans-Christian Stockfisch

Interview mit Dr. Hans-Christian Stockfisch
Dr. Hans-Christian Stockfisch ist Gründer und Geschäftsführer des Fintechs FLEXVELOP GmbH. Im Interview spricht er über die Vorteile von Start Ups gegenüber etablierten Wettbewerbern und Risiken in der Fintech-Szene.

Die Fintech-Szene ist angetreten, um den etablierten Wettbewerbern in der Finanz- und Versicherungsbranche den Rang abzulaufen. In welchen Bereichen konnten Fintechs signifikante Marktanteile gewinnen?

Dr. Hans-Christian Stockfisch: Das ist für mich ganz klar. Die meisten Fintechs machen nichts anderes, als eine digitale Plattform aufzubauen, die Kunden mit Geldgebern bzw. Versicherern bequem zusammenbringt. Sie übernehmen somit die Vermittlungsfunktion und machen es daher insbesondere den etablierten Maklern schwer. Denn die Makler haben grundsätzlich eine geringere Reichweite und höhere Betriebskosten im Vergleich zu digitalen Lösungen. Die eigentlichen Haupt-Akteure wie Banken und Versicherungen sehe ich dadurch allerdings kaum gefährdet, da diese ihr Kerngeschäft weiterhin betreiben können.

Bei uns ist das anders. Wir etablieren eine gänzlich neue Lösung im Markt, die von den Haupt-Akteuren völlig unabhängig ist. Dadurch gewinnen wir zwar auch bestehende Marktanteile, aber wir schöpfen insbesondere bisher unberührte Nischenmärkte mit einem enormen angestauten Potential.

Herr Stockfisch, was ist Ihr Kerngeschäft, welche die wichtigsten Alleinstellungsmerkmale Ihres Unternehmens?

Dr. Hans-Christian Stockfisch: Flexvelop hilft Unternehmen mit Neugeräten sorgenfrei und flexibel zu wachsen. Dabei haben wir eine innovative Finanzierungsalternative geschaffen, die sich gegen klassische Miet-, Kredit- oder Leasing-Modelle durchsetzt. „Flexen“ oder englisch „flex it“ ist somit ein eigenständiges Finanzinstrument, das den Kunden eine Flexibilität und Agilität ermöglicht, die heute in immer mehr Bereichen gefragter ist denn je.

Flexen basiert auf einer selbstentwickelten innovativen Lösung, die unser Alleinstellungsmerkmal „Sorgenfreie Flexibilität“ durch zwei grundlegende Innovationen ermöglicht. Als erstes haben wir sämtliche Prozesse automatisiert, sodass wir nicht nur die Customer-Journey konkurrenzlos vereinfacht haben, sondern auch enorme Kosten- und Skalierungsvorteile erlangen konnten. Durch genau diese Vorteile ist es uns möglich geworden, klassische Finanzierungskonditionen umzuwerfen und mit völlig neuen Konditionen an den Markt zu gehen, die unsere erzielten Vorteile an die Kunden direkt weitergeben. Dies schafft nicht nur ein neues Finanzierungserlebnis, sondern verschafft unseren Kunden die Freiheit, sich auf ihr eigenes Kerngeschäft konzentrieren zu können und gleichzeitig mit neuen Geräten zu wachsen.

Diese sorgenfreie Flexibilität in unseren Konditionen und der reibungslose Ablauf unseres Systems ist von etablierten Playern nur sehr schwer nachzuahmen, gerade weil sie bereits in festen Strukturen und kostspieligen Prozessen gefangen sind. Dies sichert uns einen nachhaltigen Vorsprung.

Welchen Mehrwert bieten Sie Kunden im Vergleich zu ihren etablierten Wettbewerbern?

Dr. Hans-Christian Stockfisch: Unsere Kunden können sich sorgenfrei um den Ausbau ihres Unternehmens kümmern, da wir ihnen mit einem Knopfdruck alle Sorgen nehmen. Denn sie können jederzeit individuell selbst bestimmen, ob und wann Sie die geflexten Geräte kaufen oder zurückgeben möchten. Somit bleiben sie durchweg flexibel, die Investition genau dann zu tätigen, wenn es ihrem Betrieb am besten passt. Gleichzeitig ist jedes Gerät bereits über uns voll versichert. Das spart nicht nur Kosten, sondern auch bürokratischen Aufwand. Zudem sind die exakten Kosten bei unserem Angebot von Tag 1 an kalkulierbar. Das ist bei den gängigen Miet- und Leasing-Angeboten nämlich nicht der Fall, da hier erst zum Ende der Laufzeit mit den dann aktuellen Restwerten kalkuliert werden kann. Zudem verstecken die Wettbewerber gerne zusätzliche Kosten im Kleingedruckten („Vormiete“, „Zusatz-Versicherungspflicht“, „Vorfälligkeitsentschädigung“, um nur einige zu nennen). Somit schaffen wir eine so noch nie dagewesene Transparenz und Planbarkeit. Wir sind der Überzeugung, dass sich Integrität und absolute Transparenz nachhaltig durchsetzen werden.

Es gibt zwei Ansätze in der Fintech-Szene: Übernahme des Marktes oder Kooperation mit etablierten Unternehmen. Welchen Ansatz halten Sie für zielführender, wie agiert ihr Unternehmen?

Dr. Hans-Christian Stockfisch: Fintechs, die auf Kooperationen mit etablierten Unternehmen zielen, haben es deutlich einfacher. Sie sorgen beim Partner für mehr Umsatz oder weniger Kosten und werden daher gerne und leicht integriert. Dies schleift jedoch nur bereits bestehende Lösungen, revolutioniert jedoch keinen Markt und schöpft keine wirklich neuen Möglichkeiten. 

Fintechs wie Flexvelop schaffen hingegen völlig neue Lösungen mit sofort spürbarem Mehrwert. Das heißt aber nicht, dass wir gegen etablierte Unternehmen „in den Kampf ziehen“ und diesen aktiv Marktanteile abnehmen wollten. Wir erfüllen Nischenmärkte, deren Nachfrage seit Jahren ungestillt gewesen ist. Hier macht unser Angebot die Konkurrenz nahezu obsolet. Es gibt aber auch immer Schnittmengen im Markt, sodass wir durchaus an Kooperationen interessiert sind, sofern diese für alle Parteien – in erster Linie für die Kunden – einen echten Mehrwert bieten.

Wie schnell reagieren Ihre Wettbewerber auf neue Trends, wie hoch ist der Innovationdruck?

Dr. Hans-Christian Stockfisch: Im Finanzsektor ist das Interesse an Auffrischung und Prozessoptimierung zwar sehr groß, an echte Innovation traut sich aber kaum eine Bank heran. Sicherlich führen auch die Skandale, die aktuell durch die Presse gehen, dazu, dass die etablierten Player lieber weiter auf Bewährtes setzen, als Neues auszuprobieren. Das ist im klassischen Finanzgeschäft auch völlig in Ordnung. Hier sind Abkürzungen und erzwungene Wachstumskampagnen meist eine Fehlinvestition. Im Gegensatz zu vielen anderen Fintechs haben wir bei Flexvelop stets darauf Wert gelegt, dass wir bereits mit dem ersten Kunden ein faires und profitables Geschäft eingehen, um gesund zu wachsen – auch wenn es vielleicht länger dauert, bis wir überall bekannt sind. Andere Fintechs pushen ohne Rücksicht auf die eigene Profitabilität einfach nur ihre Kundenzahlen, um möglichst schnell der möglichst größte Player am Markt zu werden. Das ist unserer Meinung nach aber eine schlichte Wette. Und Wetten haben von Natur aus stets einen Verlierer und sollten gerade im Finanzbereich nichts zu suchen haben. Innovationsdruck darf daher nicht zu Lasten des Risikomanagements gehen. Dieser Grundsatz ist sicherlich eine unserer größten Stärken.

Welche Innovationen dürfen wir von Ihnen in nächster Zeit erwarten?

Dr. Hans-Christian Stockfisch: Bei Flexvelop sind wir stolz darauf, dass wir es Kunden und Händlern bereits vor Ort im Laden ermöglichen, ein Neugerät in wenigen Sekunden zu flexen und somit direkt im Unternehmen einzusetzen. Unsere Lösung funktioniert auch bereits in Online-Shops. Da wir hier langfristig die Zukunft sehen, fokussieren wir uns derzeit auf eine noch bessere Vollintegration als „Bezahl-Option“ in bestehende Online-Shops, um ganze Warenkörbe mit neuster Technik zu flexen. Bald stehen wir also neben VISA, PayPal und Klarna mit unserer „Flex it“ Option. Frau Dr. Diehl, Sie können doch sicherlich auch ein neues MacBook oder eine Kaffeemaschine fürs Büro gebrauchen, oder? Wir können da wen empfehlen: Flex it!

Herr Dr. Stockfisch, vielen Dank für das Gespräch.

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