Frank Dietrich: Lebensversicherungen haben ausgedient

Interview mit Dipl.-Kfm. Frank Dietrich
Wir sprechen mit Dipl.-Kfm. Frank Dietrich, Versicherungsmakler und Spezialist für Private Krankenversicherungen, Berufsunfähigkeitsversicherungen und Pflegezusatzversicherungen, über empfehlenswerten Versicherungsschutz.

Das Thema Versicherungen ist ein weites Feld.  Es wird immer schwerer, sich zurechtzufinden. Wie würden Sie in der heutigen Zeit Versicherungsschutz gestalten, in welcher Reihenfolge und warum?

Frank Dietrich: Das gesellschaftliche Bewusstsein hat sich nicht zuletzt durch COVID-19 gewandelt. Die Absicherung der Kosten zum Erhalt der Gesundheit wird immer sorgfältiger geplant. Gleich danach kommt die Berufsunfähigkeitsversicherung, das Einkommen abzusichern. Ohne Einkommen kann das Leben nicht geplant werden.

Guter Versicherungsschutz kostet Geld, Geld welches viele nicht haben. Das gilt insbesondere für die Berufsunfähigkeitsversicherung, denn Erwerbstätige, die körperlich tätig sind, müssten Prämien zahlen, die meist unverhältnismäßig hoch zum Einkommen liegen. Wie ist damit umzugehen?

Frank Dietrich: Gute Absicherungen sind immer dann teuer, wenn man sie spät im Leben abschließt. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko des Versicherers. Das kostet Geld. In Deutschlands dualem Gesundheitssystem spielt das besonders in der privaten Krankenversicherung eine große Rolle. Auch privatrechtliche Zusatztarife, zur Verbesserung der Leistungen für Pflichtversicherte fallen darunter. Bei der Berufsunfähigkeitsversicherung, die übrigens einen falschen Namen trägt, kommt auch noch das berufliche Risiko dazu.

Demnach empfehlen Sie, so früh wie möglich damit anzufangen. Wie früh ist möglich?

Frank Dietrich: Um die Frage zu beantworten möchte ich erwähnen, dass die Berufsunfähigkeitsversicherung einen falschen Namen trägt. Versichern kann man ohne Beruf und Einkommen, beispielsweise als Schüler ab dem 10. Lebensjahr. Der Leistungsfall ist definiert auf den sich um über 50% verändernden Alltag nach einer Krankheit, Kräfteverfall oder Körperverletzung gegenüber den Tagen davor. Der Fall eines Gymnasiasten, der durch eine Hirnhautentzündung zur Sonderschule wechseln musste, wäre beispielhaft zu nennen. Kinder in diesem Alter haben meist noch eine unbeeinträchtigte Gesundheit, keine risikorelevanten Hobbys und auch keinen Beruf, der ein Risiko darstellen könnte. Wer sich als Kind versichert und später studiert oder eine Ausbildung macht, hat das dem Versicherer nicht zu melden. Man könnte sagen, dass man ein Leben lang als Schüler versichert bleibt, egal was kommt. In der Krankenversicherung ist es nicht anders,

Was würden Sie Eltern raten, die Kinder haben. Wie sollten sie strategisch vorgehen und worauf ist zu achten?

Frank Dietrich: Ist die Familienplanung noch nicht abgeschlossen, so empfiehlt sich eine Pflegezusatzversicherung. Durch den Kontrahierungszwang der privaten Krankenversicherung, aus der schlussendlich auch die Pflegetagegeldzusatzversicherung stammt, können ungeborene Kinder versichert werden. In späteren Jahren sorgt der Versicherungsschutz für das älter werdende Kind. Bei der Auswahl der privaten Krankenversicherung sollte unter anderem darauf geachtet werden, dass ein Kind ungeachtet der Vorversicherungszeit des Versicherten ohne Gesundheitsfragen und nicht zwingend im selben Tarif abgesichert wird.

Nachdem die von Ihnen genannten Risiken abgesichert wurden, wie geht es weiter? Haben Sie da Empfehlungen?

Frank Dietrich: Ich bin Fachmakler für die Absicherung biometrischer Risiken und die Krankenversicherung. Ist Versicherungsschutz sorgfältig gewählt und vereinbart worden, kann es zu den Vorsorgeprodukten gehen. Obwohl das definitiv nicht zu meinen Fachgebieten gehört, möchte ich es nicht unerwähnt lassen, das Risiko von Vorsorge strikt zu trennen ist. Immer wieder werden mir Verträge vorgelegt in dem eine Rentenvorsorge mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung kombiniert beantragt wurde. Gerade jetzt, wenn viele Menschen in Kurzarbeit sind, wird das Geld oftmals knapp. Eine Vorsorge für ein paar Monate ruhen zu lassen ist meist ohne große Bedeutung. Dementgegen ist das Risiko ein ständiger Begleiter und die fehlende Absicherung ein kurzfristig eintretendes, lebenslanges finanzielles Desaster.

Welche Form der Geldanlage erscheint Ihnen als Vorsorge interessant? Auch wenn es nicht zu Ihrem Fachgebiet gehört, werden Sie eine Meinung dazu haben, schlussendlich auch für sich selbst.

Frank Dietrich: Das ist richtig! Ich persönlich habe mich für Wohneigentum entschieden und möchte möglichst autark sein. Gemeint ist ein alter Bauernhof mit Grund und Boden. Lebensversicherungen, immerhin ca. 92 Million Verträge in Deutschland, haben in meinen Augen nahezu ausgedient. Der Versicherungsmantel kostet Geld. Die beinhaltete Geldanlage direkt zu nutzen und Todesfallschutz alleine abzuschließen, erscheint mir als lukrativer. Eine Mischung aus Grund und Boden, zusammen mit Aktien, erscheint mir kombiniert mit persönlichen Möglichkeiten als die richtige Variante. Immer wieder hörte ich von ETF Fonds. Ein interessantes Thema.

Herr Dietrich, vielen Dank für das Gespräch.

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