Frank Hanser: Fintechs konnten keine signifikanten Marktanteile gewinnen

Interview mit Frank Hanser
Wir sprechen mit Frank Hanser, Vorstand der Mplus SELV AG, eine Aktiengesellschaft mit Sitz in Gauting bei München, die u.a. Finanzierungskonzepte für Unternehmen entwickelt und über ihre Plattform.katrim.de kleinen mittelständischen Unternehmen die Möglichkeit bietet, sich Mezzaninekapital von privaten Investoren zu leihen.

Die Fintech-Szene ist angetreten, um den etablierten Wettbewerbern in der Finanz- und Versicherungsbranche den Rang abzulaufen. In welchen Bereichen konnten Fintechs signifikante Marktanteile gewinnen?

Frank Hanser: Als die Fintechs das Laufen begannen war die Motivation groß, besonders der Investoren, etablierten Wettbewerbern den Rang abzulaufen. Rückblickend schaffen das die wenigsten.  Etablierte Unternehmen in der Finanz- und Versicherungsbranche haben alles, was die Fintechs sich erst erarbeiten müssen, Erfahrung, Kundenstrukturen, Vertriebssysteme, Reputation, Branding und Marke, gesetzliche Zulassungen, Rücklagen, Kapitalzugang und vieles mehr. Diesen jahrzehntelangen Vorsprung können Fintechs auch mit viel Geld nicht in Kürze aufholen. Die Realität dürfte ziemlich einfach sein: Geht einem Fintech das Geld aus, bevor es sich die notwendigen Werte erarbeitet hat, wird das Fintech verschwinden oder von einem etablierten Unternehmen gekauft. Darum muss man feststellen, dass Fintechs bis jetzt keine signifikanten Marktanteile gewinnen konnten. Sie haben aber sicher etablierten Unternehmen Feuer unter dem Dach gemacht.

Was ist Ihr Kerngeschäft, welche die wichtigsten Alleinstellungsmerkmale Ihres Unternehmens?

Frank Hanser: Wir sind eine Aktiengesellschaft und durch Eigenkapital finanziert. Über unsere Plattform www.katrim.de, bieten wir kleinen mittelständischen Unternehmen die Möglichkeit, sich bis zu maximal EUR 100.000 eigenkapitalähnliche Mittel (Mezzaninekapital), von privaten Investoren zu leihen. Insbesondere diese kleineren Unternehmen haben oft schwer Zugang zu Kapital. Wir konzentrieren uns ausschließlich darauf und bedienen diese Marktnische, um die sich letztlich kaum jemand kümmert.

Welchen Mehrwert bieten Sie Kunden im Vergleich zu ihren etablierten Wettbewerbern?

Frank Hanser: Unsere Kunden sind die beschriebenen kleinen mittelständischen Unternehmen. Wir bieten diesen einen relativ einfachen und gesetzlich regulierten Weg um ihr Eigenkapital zu stärken. Weiter bieten wir die vollständige Abwicklung aller Formalien und notwendigen Prozesse. Dies zu angemessenen Konditionen.

Es gibt zwei Ansätze in der Fintech-Szene: Übernahme des Marktes oder Kooperation mit etablierten Unternehmen. Welchen Ansatz halten Sie für zielführender, wie agiert ihr Unternehmen?

Frank Hanser: Wie schon bei Ihrer ersten Frage beantwortet: Eine Übernahme des Marktes ist aus vielen Gründen kaum realisierbar. Wir arbeiten bis jetzt stand alone, aber die Zukunft liegt für unser Geschäftsfeld eindeutig in der Kooperation mit etablierten Unternehmen.

Wie schnell reagieren Ihre Wettbewerber auf neue Trends, wie hoch ist der Innovationdruck?

Frank Hanser: In der Finanzbranche gibt es kaum neue Trends. Letztlich werden bestehende Geschäftsfelder filetiert und dann wird versucht, aus diesem Stück ein eigenständiges Geschäftsfeld zu etablieren. Finanzgeschäfte sind gesetzlich und behördlich klar reguliert. Somit sind Innovationen i.d.R. nur innerhalb bzw. mit diesen Regulierungen möglich. In der aktuellen Coronakrise entwickelt sich z.B. das Mobile Payment dynamisch. Das bietet durchaus Chancen für neue Anbieter. Diese brauchen aber den rechtlichen Rahmen. Selber machen kostet viel Zeit und Geld. Somit bleibt oftmals nur wieder eine Kooperation mit den etablierten Unternehmen.

Welche Innovationen dürfen wir von Ihnen in nächster Zeit erwarten?

Frank Hanser: Unser Kerngeschäft ist klar definiert. Ein wichtiger Schritt hierbei ist die Prüfung der von einem Kapital suchenden Unternehmen eingereichten Unterlagen. Manuell ist dies zeitaufwändig und erfordert teure Ressourcen. Hilfreich wäre hier eine Unterstützung durch digitalisierte Mechanismen. An solch einer Digitalisierung arbeiten wir seit langem intensiv mit einem Partnerunternehmen. Das Ziel wird sein, dass Unternehmen innerhalb einer Stunde durch digitale Übermittlung aussagekräftiger Unterlagen ein Bonitätsergebnis bekommen können.

Herr Hanser, wir danken Ihnen für das Gespräch.

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