Frühphasen-Investments im Technologiebereich sind interessant, aber riskant – Roman Huber

Interview mit Roman Huber
Roman Huber ist Geschäftsführer der Bayern Kapital GmbH. Im Interview spricht er über Startup-Finanzierung, Investmentkultur und Frühphasen-Investments im Tech-Segment.

Bayern Kapital ist die Venture-Capital-Gesellschaft des Freistaats Bayern. Was bedeutet das für die jungen Unternehmen, die sich an Bayern Kapital wenden?

Roman Huber: Als 100-prozentige Tochtergesellschaft der LfA Förderbank Bayern verwalten wir derzeit 13 Beteiligungsfonds mit einem Beteiligungsvolumen von insgesamt rund 500 Millionen Euro. Diese Fonds sind fokussiert auf bayerische High-Tech-Unternehmen und dürfen dort nur dann investieren, wenn sich mindestens ein weiterer privater Geldgeber zu gleichen Konditionen engagiert. Die Unternehmen profitieren nicht nur von der Aussicht auf größere Kapitalvolumina, sondern auch von der Fachexpertise sowie dem regionalen und internationalen Netzwerk der Investmentpartner.

In was für Unternehmen investieren Sie bevorzugt?

Roman Huber: Wir investieren ausschließlich in junge bayerische Unternehmen mit innovativem Technologie-Ansatz, den sie im Kern selbst beherrschen. Darunter fallen verschiedenste Branchen wie Software & IT, Life Science, Maschinenbau, Werkstoffe & Neue Materialien, Nanotechnologie und Umwelttechnologie. Je nach Entwicklungsstufe des Unternehmens – von der Anfangsphase der Produktentwicklung bis hin zur Wachstumsphase und beispielsweise der Finanzierung von internationalen Expansionsplänen oder klinischen Studien – erfolgt eine maßgeschneiderte Beteiligung aus einem unserer entsprechend spezialisierten Investmentfonds.

Venture Capital ist in Deutschland wenig vorhanden, woran liegt das?

Roman Huber: Grundsätzlich gibt es zum Beispiel im Steuerrecht Strukturen, die für Venture-Capital-Investoren nachteilig sind. Außerdem fehlt ein leistungsfähiger Exit-Weg über die Börse. Trotzdem ist es durch die Fördermaßnahmen der letzten Jahre (etwa Fund-in-Fund-Investments des EIF) gelungen, dass neue und größere VC-Fonds entstanden sind. Denn: An interessanten Vorhaben, in denen innovative Ideen realisiert werden, fehlt es in Deutschland nicht. Große Finanzierungsvolumina, wie wir sie aus den USA kennen, gibt es in Deutschland an vielen Stellen extrem selten. Neben der Risikobereitschaft, welche für derartige Venture-Capital-Investitionen erforderlich ist, mangelt es hierzulande häufig auch an der Bereitschaft, voll auf die Chancen neuer Technologien zu setzen und sie konsequent zu nutzen. Deshalb ist es umso wichtiger, über Netzwerke wie etwa das European Institute of Innovation and Technology (EIT) und andere Wege verstärkt den Kontakt zu ausländischen Investoren zu suchen.

Warum können sich technologiegetriebene Start-ups und kleine mittelständische Unternehmen (KMUs) häufig nicht direkt am Markt finanzieren?

Roman Huber: Frühphasen-Investments im Technologiebereich sind im Hinblick auf den potentiellen Unternehmenserfolg sehr interessant, aber auch wesentlich riskanter. Die Ausfallwahrscheinlichkeit ist hier noch höher als in anderen Marktsektoren. Für dieses spezielle Marktsegment braucht es deshalb erfahrene Investoren – im Idealfall ehemalige Gründer erfolgreicher Tech-Unternehmen – die das Geschäft verstehen und neben Kapital auch Branchenexpertise einbringen. Wegen der höheren Ausfallfallwahrscheinlichkeit warten viele Investoren hierzulande oft lieber ab und engagieren sich zu einem späteren Zeitpunkt, wenn Technologie und Geschäftsmodell ausgereifter sind und die Risiken besser abgeschätzt werden können. Aufgrund einer deutlich längeren Erfahrungskurve bezüglich erfolgreicher Fälle und einer insgesamt größeren Risikobereitschaft sind uns da US-Investoren weit voraus.

Der Begriff „Impact Investing“, also nachhaltiges Investieren, gewinnt in den vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung – auch bei Bayern Kapital?

Roman Huber: „Impact Investments“ sollen neben der finanziellen Rendite für die Investoren gleichzeitig messbare, positive Auswirkungen auf die Umwelt oder die Gesellschaft erzielen. Auch im Hightech-Bereich zielen Geschäftsmodelle vermehrt auf das Thema Nachhaltigkeit – auch in unserem Portfolio. So baut beispielsweise das Start-up VoltStorage ökologische Solarspeicher für Privathaushalte, und das Team von Delicious Data hat eine Software entwickelt, mit der Bedarfs- und Absatzprognosen für die Gastronomie erstellt werden können, um die Verschwendung von Nahrungsmitteln zu reduzieren.

Herr Huber, vielen Dank für das Gespräch.

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