Guido Fiebes: Es ist nicht sinnvoll, Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen verpflichtend zu machen

Interview mit Guido Fiebes
Guido Fiebes ist Geschäftsführender Gesellschafter aeos energy – Gesellschaft für Kapitalbeteiligungen mbH. Mit ihm sprechen wir über Photovoltaik-Technologien, Neubauten sowie rentables Mieten.

In einigen Bundesländern müssen Neubauten mit Photovoltaik-Technologien ausgestattet werden. Die Anschaffungskosten könnten gegebenenfalls durch das Mieten einer Anlage gespart werden. Warum wird Photovoltaik zur Pflicht?

Guido Fiebes: Diese Frage müssten Sie bitte den verantwortlichen Politiker/innen stellen. Ich persönlich halte nichts davon, Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen jeglicher Art verpflichtend zu machen. Klimaschutzmaßnahmen, welche auch wirtschaftlich sinnvoll sind, benötigen diese regulatorische Unterstützung sowieso nicht. Dazu zählen m.E. auch Investitionen in Photovoltaik Anlagen.

Wann und für wen lohnt sich eine Photovoltaik Anlage auch finanziell?

Guido Fiebes: Sofern Sie die Anlage bei einem seriösen Anbieter zu einem marktüblichen Preis erwerben, lohnt sich die Investition in der Regel ab einer Anlagengröße von 3 KWp. Grundsätzlich lohnt sich die Photovoltaik Anlage wirtschaftlich immer. Allerdings wird die Wirtschaftlichkeit sehr kleiner Anlagen durch diejenigen Kosten beeinträchtigt, welche den Anlagenbetreibern/innen durch die Energieversorger im Rahmen des Netzanschlusses der Anlagen auferlegt werden. Dabei geht es insbesondere um die Notwendigkeit, den sogenannten Hausanschlusskasten auszutauschen. Speziell in Berlin kommt hinzu, dass die Stromnetz Berlin GmbH im Rahmen der Netzanschlussanfrage für kleinere Photovoltaikanlagen aus meiner Sicht branchenunübliche und überzogene Anforderungen an den Umfang und den Inhalt der Anmeldung kleiner Photovoltaik Anlage im Eigenheimbereich stellt. Dies führt dazu, dass Interessenten/innen schon für eine unverbindliche Anfrage beim Energieversorger die Hilfe eines Energieberaters oder einer Energieberaterin benötigen. Dies führt zu unnötigen Kosten und belastet die Wirtschaftlichkeit kleinerer Anlagen.

Die Anschaffung einer Solar-Anlage wird zwar gefordert, ist allerdings immer noch mit hohen Kosten verbunden. Die Alternative: Miete oder Leasing. Welche Vor- und Nachteile hat das Mieten einer Photovoltaik-Anlage?

Guido Fiebes: Die Kosten für die Anschaffung einer Solar-Anlage im privaten Bereich betragen für ein normales Einfamilienhaus je nach Ausgestaltung der Anlage (Speicher ja/nein) und in Abhängigkeit von den jeweiligen Netzanschlusskosten zwischen EUR 5.000 und maximal EUR 10.000, -. Vor 10 Jahren hätte eine solche Anlage noch mindestens EUR 20.000, – gekostet. Darüber hinaus werden Solar-Anlagen von der KFW mit zinsgünstigen Darlehen zu 100% finanziert. Vor diesem Hintergrund macht das Mieten einer Anlage aus meiner Sicht nur dann Sinn, wenn der/die zukünftige Anlagenbetreiber/in sich bereits mit der Finanzierung des eigentlichen Hauses finanziell latent übernommen hat. Der Vorteil der Mietlösung ist dann, dass eine Solar-Anlage trotz fehlender Bonität angeschafft werden kann und dass daraus auch merkliche Einsparungen bei den Energiekosten des Hauses resultieren. Der klare Nachteil ist aber, dass die Einsparungen aus einer Photovoltaikanlage im Eigenbesitz deutlich höher sind. Deshalb würde ich persönlich eine gemietete Solar-Anlage so schnell wie finanziell möglich aus dem Vertrag herauskaufen.

Ist das Mieten am Ende der Vertragslaufzeit rentabel oder lohnt es sich als Langzeitinvestment eher, die Anlage zu kaufen?

Guido Fiebes: Das Mieten ist grundsätzlich rentabel, weil es ohne Einsatz von Eigenkapital zu Einsparungen bei den Energiekosten des Hauses führt. Allerdings macht es aus wirtschaftlichen Gründen Sinn, die Anlage schnellstmöglich aus dem Mietvertrag herauszukaufen. Hintergrund dafür ist, dass der Vermieter der Anlage eigene Finanzierungskosten hat, welche in der Regel deutlich über den Zinssätzen der von der KFW angebotenen Förderkrediten liegen. Darüber hinaus berechnet der Vermieter noch einen Risikozuschlag und einen Gewinnzuschlag. Wir bei aeos energy bieten deshalb an, dass Mietinteressenten/innen eine Photovoltaikanlage jeweils zu jedem beliebigen Monatsstichtag aus dem Mietvertrag herauskaufen können.

Worauf sollte man achten, wenn man sich für das Mieten der Technologie entscheidet?

Guido Fiebes: Zum einen sollte der Partner (Vermieter) ein seriöses Unternehmen sein und ebenso transparenten wie faire Vertragsbedingungen anbieten. D.h., es sollte im Vertrag z.B. das Recht enthalten sein, die Anlage ohne Zahlung einer Vorfälligkeitsentschädigung jederzeit erwerben zu können. Darüber hinaus sollte die zur dinglichen Sicherung des Mietvertrags notwendige Grunddienstbarkeit in Abteilung II des Grundbuchs lediglich an rangbereiter Stelle gefordert werden, um einen Konflikt mit der finanzierenden Bank des Hauses auszuschließen. Außerdem sollte die eigentliche Photovoltaikanlage dem aktuellen Stand der Technik entsprechen und zu einem marktgerechten Preis angeboten werden. Im Idealfall sollte der Vermieter auch gleichzeitig Errichter der Photovoltaikanlage sein. Dadurch sparen Mieter/innen die zusätzliche Marge eines Absatzfinanziers, z.B. aus dem Leasingbereich.

Herr Fiebes, vielen Dank für das Gespräch!

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