Wir sprechen mit Markus Feistle, Finanzberater bei MLP Finanzberatung, über die Anlageberatung zur privaten Altersvorsorge. Wie kann eine auf den Kunden zugeschnittene Anlageberatung aussehen? Lohnen sich auch staatliche Anlagekonzepte und inwiefern geht die Anlageberatung mit der Zeit? Diese Fragen besprechen wir im Interview.
Das Motto lautet „Echte Anlageberatung“. Was verstehen Sie konkret darunter?

Eine echte Anlageberatung unter der Überschrift „private Altersvorsorge“ kann sich nicht mehr auf das klassische Altersvorsorgeprodukt der Rentenversicherung beschränken. Vielmehr geht es darum, dem Kunden seine Optionen vorzustellen, die er hat. Es muss deutlich werden, dass die Eigenverantwortung zur Finanzierung des Lebensstils im Alter immer wichtiger wird. Außerdem geht es auch bei der Altersvorsorge um Nachhaltigkeit. Für die Umsetzung der europäischen Nachhaltigkeitsziele muss privates Vermögen verantwortungsvoll investiert werden. Jeder Anleger muss sich hier positionieren. Alle Angebote am Markt beinhalten inzwischen Nachhaltigkeitsmerkmale, so dass es möglich ist, mit seinem Altersvermögen dort zu investieren, wo Schaden vermieden wird bzw. wo eine positive Wirkung erzielt wird. Im nächsten Schritt gilt es, die verschiedenen Anlageklassen vorzustellen. Dazu gehören: Immobilie, Kapitalmarkt, betriebliche und private Rentenversicherung und alternative Investments. Wenn ein Anlagekonzept erarbeitet wurde, werden die Chancen und Risiken jedes einzelnen Anlageprodukts besprochen. Kein Kunde sollte in ein Anlageprodukt investieren, dessen Risiken und Chancen er nicht grundsätzlich einschätzen kann. Man sollte keine Angst vor dem Thema Altersvorsorge haben, jedoch ist das Thema deutlich komplexer geworden. Eine gute Beratung ist also wichtig! Aber keine Sorge: Da das Thema Altersvorsorge meist mit kleinen Beiträgen begonnen wird und dann in den folgenden Jahren nach und nach ergänzt wird, hat man genug Zeit, mit dem Thema zu wachsen! Mit Ihrem Berater für Altersvorsorge sollte Sie eine langfristige Zusammenarbeit planen.
Das Ziel Ihrer Beratung ist also eine möglichst transparente Vergleichbarkeit der Produkte zu schaffen. Wie läuft der Beratungsprozess bei Ihnen im Detail ab, so dass Sie möglichst das richtige Portfolio für den jeweiligen Kunden zusammenstellen können?
Der erste Schritt einer Anlageberatung ist bei mir ein Finanzcoaching. Der Coachingprozess setzt den Mandanten in die Lage, konkrete Vorgaben an sein Finanzkonzept zu definieren. Er definiert die Kosten seines Lifestyles, die Beiträge, die er bereitstellt für die Themen Altersvorsorge, Gesundheitsvorsorge und Sicherheit und legt fest, mit welchem Risiko/Chancenprofil er seine Analgen in welche Assetklassen investieren möchte.
Über MLP steht mir ein sehr umfassendes Produktrating zur Verfügung. Finanzprodukte aller Assetklassen verschiedenster Anbieter werden von uns aufwendig bewertet und in einem 5-Sterne-System geratet. Jede Bewertung ist anhand sachlicher Kriterien nachvollziehbar. Für unsere Kunden machen wir so den Markt transparent.
Im zweiten Schritt greife ich auf die besten Finanzprodukte zurück, um für meine Mandanten ihr Finanzkonzept 1:1 umzusetzen. Das Finanzkonzept wird dem Mandanten dann in einem ausführlichen Gespräch vorgestellt und in der Regel auch umgesetzt. Die Vorgehensweise wird von unseren Mandanten sehr gut bewertet.
Der Staat fördert einige Produkte zur Altersvorsorge. Empfehlen Sie ihren Kunden staatliche geförderte Altersvorsorgeprodukte wie Riester- und Rürup-Renten sowie Betriebliche Altersvorsorge?
Ja natürlich ist die klassische Altersvorsorge mit staatlicher Förderung Thema einer Anlageberatung zum Thema Altersvorsorge. Die Rürup-Renten sind immer noch eine empfehlenswerte Form der Vorsorge. Ich empfehle vor allem die Kombination von Basisrente und Berufsunfähigkeitsversicherung für Mandanten mit überdurchschnittlichen Einkommen. Da es immer wieder unberechtigte Kritik an dieser Kombination gab, hat MLP beim Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften (ifa) eine Studie in Auftrag geben, die die Vor- und Nachteile von Basisrenten mit Berufsunfähigkeitszusatzversicherungen untersucht. Das Ergebnis bestätigt unsere Vorgehensweise, unsere Mandanten nutzen dadurch finanzielle Vorteile. Die betriebliche Altersvorsorge sowie die Riester-Rente bedürfen dringend einer Sanierung. Aufgrund der gesetzlichen Rahmenbestimmungen, vor allem der Beitragsgarantie, sind diese Produkte nur in besonderen Fällen empfehlenswert, z.B. wenn der Arbeitgeber einen deutlichen Zuschuss gewährt. Hier müsste die Politik dringend mal ran.
Welche Produkte eignen sich zusätzlich zum Aufbau einer Privaten Altersvorsorge?
Zum Aufbau eines Altersvorsorgevermögens eignen sich Aktien- und Rentenfonds, ETF´s, fondsgebundene Rentenversicherungen, Immobilien zur Vermietung, alternative Investmentfonds, solange Sie im Mix nicht zu viel Risiken eingehen. Dabei können junge Leute mit viel Zeit bis zum Ruhestand höhere Risiken eingehen und Mandanten, die bald in den Ruhestand gehen, sollten das Risiko reduzieren. Junge Menschen sollten sich über eine Investition in vermietete Immobilien Gedanken machen, die lange Laufzeit reduziert nämlich den eigenen monatlichen Beitrag erheblich.
In Zeiten niedriger Zinsen ist das Sparen etwas anspruchsvoller geworden. Ist die Nachfrage nach kompetenter Beratung in den letzten Jahren gestiegen?
Ja, das Beratungsniveau ist in den letzten Jahren ständig gestiegen. Sparen mit Zinsen machte in den letzten Jahren kaum Sinn, deshalb mussten sich Sparer mit den Begriffen Sparen in Zeiträumen, Schwankung, Risiko und Chancen beschäftigen, falls sie mit Rendite sparen wollten. Mandanten, die das getan haben, haben in den letzten Jahren mit großem Erfolg sparen können.
Die Pandemie ist ein Digitalisierungstreiber. Wie stark mussten Sie ihre Prozesse und Abläufe anpassen?
Ich berate seit zwei Jahren beinahe komplett online. Dazu mussten Prozesse aufgesetzt und Infrastruktur geschaffen werden. Mit dem Ergebnis bin ich allerdings sehr zufrieden. So konnte ich z.B. viele Mandanten beraten, die vorher selten Zeit gefunden hatten, mich im Büro aufzusuchen, da sie oft lange arbeiteten. Anträge können mit digitaler Unterschrift online abgeschlossen werden, Beratungsgespräche zu aktuellen Fragestellungen können kurzfristig, z.B. in der Mittagspause, erledigt werden. Ich denke, die digitale Transformation ist für Mandanten und Berater ein großer Vorteil, es spart Mandant und Berater Zeit und ist deshalb sehr effektiv. Ich bin für meine Mandanten immer nur ein Klick entfernt und kann kurzfristig bei finanziellen Themen helfen, auch mal am späten Abend oder Wochenende.