Wer in Kunst investiert, will oft Leidenschaft mit Rendite verbinden. Funktioniert auch oft, doch gerade bei diesem Investment sind Recherche und Fachkenntnis nötig. Dabei hat sich Kunst als Investment über die Jahre als sichere Kapitalanlage bewährt. Warum ist ein Totalverlust bei Kunstwerken fast komplett ausgeschlossen?
Jeannine Burch: Die Leidenschaft sollte beim Kunstkauf im Vordergrund stehen. Wenn dazu noch eine Rendite erwirtschaftet wird, entsteht ein doppelter Gewinn. Ein Totalverlust im Kunstmarkt ist sicherlich selten, aber eine sichere Kapitalanlage ist Kunst nicht. Wie in anderen Märkten spielt das Timing im Kunstmarkt eine große Rolle. Gute Kunst bewährt sich aber unabhängig von Trends.
Sammler betonen allerdings, dass Kunst keine reine Wertanlage ist. Was ist darunter zu verstehen?
Jeannine Burch: Kunst ist unheimlich vielfältig und entwickelt sich ständig weiter. Neue Formen der Kunst entstehen. Dadurch verschieben sich die Werte am Kunstmarkt, ein Werk verliert an Wert, ein anderes gewinnt. Aber jedes Kunstwerk bleibt einzigartig und repräsentiert neben seinem Marktwert einen subjektiven Wert für den Besitzer oder Betrachter.
Oftmals ist es der diffuse Kunstmarkt, der potenzielle Anleger dann doch abschreckt. Warum ist der Kunstmarkt so undurchschaubar?
Jeannine Burch: Durch moderne Kommunikationstechnologie, hat der Kunstmarkt erheblich mehr Teilnehmer bekommen, sowohl Künstler wie Kunstkäufer. Gleichzeitig ist der Kunstmarkt niederschwelliger und transparenter geworden. z. B. durch Online-Auktionen oder -Plattformen) Das nutzt der Fachmann, der sich ständig auf diesem Markt bewegt, während es für den Laien viel Aufwand darstellt, der nur ein oder wenige Kunstwerke erwerben will, die zu ihm passen.
Das Kunstgebiet ist riesig und reich an Gattungen und Stilrichtungen. Aber welche Kunstwerke sind als Investition geeignet?
Jeannine Burch: Auf dem Markt wird sowohl mit Kunst von etablierten- als auch mit Kunst von jungen zeitgenössischen Künstlern gehandelt. Wer mehr Wert auf ein sicheres Investment legt, erwirbt besser ein Werk etablierter Künstler. Wer größere Chancen sucht und bereit ist, größere Risiken einzugehen, interessiert sich mehr für Werke junger zeitgenössischer Künstler und wagt vielleicht sogar den Kauf eines so genannten Non-Fungible Token, ein nicht ersetzbares, digital verschlüsseltes Objekt. Das Potenzial eines jungen Künstlers steigt, wenn er eine renommierte Kunstakademie besucht hat, von einer namhaften Galerie vertreten wird von einer bekannten Sammlung angekauft wurde. Unabhängig von der Art des Kunstwerks sollte es aber dem Besitzer primär gefallen.
Auf welche steuerlichen Aspekte muss man beim Investieren in Kunst achten?
Jeannine Burch: Steuerliche Themen sollte der Investor grundsätzlich individuell mit seinem Steuerberater klären. Dabei stellen sich verschiedene Fragen, nach Privat- oder Betriebsvermögen, eventueller Erbschaft oder auch des Kaufs etablierter Künstler als Investition im Gegensatz zum Kauf von noch nicht anerkannter Kunst unter 5000 Euro.
Relativ neu im Kunstmarkt sind auch Art-Consultants. Wie können Kunstberater Anlegern effektiv helfen?
Jeannine Burch: Art-Consultants helfen dabei, die Wünsche und Bedürfnisse des Kunden klarer zu definieren und mit Ihnen eine Sammler Strategie zu entwickeln. Dann setzt der Kunstberater sein Know-How über den Markt sowie seine Kontakte zu Künstlern oder Galerien ein, um mit dem Kunden passende Werke zu einem guten Preis zu erwerben. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit des Kunden, Kunst von bleibendem Wert zu besitzen und sich damit wohlzufühlen.
Man sollte kein Geld in ein Kunstwerk stecken, das man schnell wieder kapitalisieren muss. Worauf sollte man Ihrer Meinung nach bei einem Kunstinvestment noch achten?
Jeannine Burch: Ein Kunstkauf sollte immer auch eine Herzensangelegenheit sein und niemals nur aus spekulativen Beweggründen erfolgen.