Jessica Holzbach: Digitale Business-Banking-Plattformen stecken längst nicht mehr in den Kinderschuhen

Interview mit Jessica Holzbach
Wir sprechen mit Jessica Holzbach, CCO der Penta Fintech GmbH aus Berlin über Entwicklungen innerhalb der Finanzbranche.

Experten sehen einschneidende Veränderungen aus den Bereichen künstliche Intelligenz, Robotik und Automatisierung auf die Branche zukommen. Glauben Sie, dass der Mensch aus dem Mittelpunkt der Beratung herausgenommen wird?

Jessica Holzbach: Künstliche Intelligenz, Robotik und Automatisierung nehmen bereits heute enormen Einfluss auf die Finanzbranche. Jedoch muss man sich auch der Realität bewusst sein – noch nicht alle Bereiche unseres Lebens sind digitalisiert und die Digitalisierung wird uns auch noch die nächsten 10 bis 20 Jahre beschäftigen. Während wir bei Penta ein digital natives Unternehmen aufgebaut haben, hinken viele andere Akteure noch sehr hinterher. Ich glaube, es ist wichtig zu verstehen, dass Digitalisierung und Kundenzentrizität keine Gegensätze sind, eher im Gegenteil. Digitalisierung ermöglicht uns, den Mensch immer und jederzeit in den Mittelpunkt zu stellen, und dies nicht nur mit Hilfe einer Filiale, sondern jederzeit, online, genau dort, wo der Kunde unsere Hilfe benötigt. 

Die vielen Veränderungen innerhalb der Finanzbranche mit den Anforderungen an die Compliance und den Anpassungen an Regulierungen beschäftigen die Mitarbeiter bzw. Verantwortlichen. Sehen Sie das auch so?

Jessica Holzbach: Definitiv. Der Finanz- und Bankensektor ist stark reguliert und erfordert unzählige interne und externe Aufgaben. Regelkonform zu arbeiten, nimmt erheblich viele Ressourcen in Anspruch. Allerdings erleben wir das in anderen Branchen gleichermaßen. Außerdem lassen sich Compliance und Regulierungen auch positive Dinge abgewinnen – schließlich sind diese Maßnahmen dafür vorgesehen, Verbraucher und Unternehmen, sowie deren Finanzen, zu schützen. Das sollte natürlich bereits in den Grundwerten von Banken und Finanzdienstleistern verankert sein. Indem wir uns an die Regelungen halten, ist somit bereits ein großer Teil der Sicherheit für unsere Kunden gewährleistet.

 „Blockchain“ und „Krypto-Technologie“ sind Bereiche, die sich eines größeren Interesses, einer größeren Relevanz, erfreuen. Sehen Sie das auch so?

Jessica Holzbach: Das zunehmende Interesse für Krypto-Technologien und Blockchain erleben wir ja bereits seit den letzten Jahren. Es scheint so, als wären diese Lösungen auch für Verbraucher interessant und kommen in der Allgemeinheit an. Im letzten Monat haben wir beim Bitcoin zum Beispiel einen enormen Kursanstieg verfolgen können. Die Volatilität des Kurses, spiegelt das Verhalten von höchst spekulativen Anlegern wider. Auf der technologischen und rechtlichen Seite werden noch einige Anforderungen auf uns zukommen, bevor Kryptowährungen massentauglich werden. Nichtsdestotrotz ist klar, dass die zugrunde liegende Technologie nicht nur die Welt der Zahlungsmittel nachhaltig verändern wird.

Inwieweit haben die permanent sinkenden Zinsen das Tagesgeschäft beeinflusst? Herkömmliche festverzinsliche Finanz-Produkte sind out. Wie gehen Sie damit um?

Jessica Holzbach: Das niedrige Zinsniveau hat zur Folge, dass sich Verbraucher und Unternehmer mit negativen Zinsen auf hohe Einlagen beschäftigen müssen, die insbesondere bei hohen Finanzierungsrunden von Startups zu erheblichen Mehrkosten führen können. Bei Penta haben wir uns die Frage gestellt, wie wir unsere Kunden in dieser Situation bestmöglich unterstützen können. Wir haben uns mit unserem Partner Weltsparen by raisin zusammengetan, um unseren Kunden Tages- und Festgelder anbieten zu können. Das stieß auf enormes Interesse seitens unserer Kunden. Weltsparen ist in der Lage, attraktive Zinssätze anzubieten, auch in diesem Zinsumfeld. Damit bieten wir gleich zwei Vorteile: Zum einen umgehen unsere Kunden so Einlagenzinssätze und erwirtschaften dabei Zinserträge.

Wie bewerten Sie den Satz: Künstliche Intelligenz ist ein Turbo für den Finanzsektor?

Jessica Holzbach: In der aktuellen Situation würde ich eher vorsichtig formulieren: Künstliche Intelligenz ist ein Turbo für einige Bereiche des Finanzsektors. Schlichtweg ist es aktuell gar nicht möglich, alle Aufgaben in dieser Branche durch KI lösen zu lassen, da teilweise die absoluten Basics noch fehlen. Wenn z.B. Kreditanträge per Post zugesandt werden müssen, hilft KI auch nicht weiter. Meiner Meinung nach, liegt das Kernproblem in vielen Kernbanksystemen. Diese sind so veraltet und moderne API basierte Technologien müssten zuerst eingeführt werden, damit darauf aufbauend intelligente Algorithmen, Muster erkennen und Mehrwerte schaffen. Es werden definitiv in Zukunft zunehmend erfolgreiche KI-Technologien implementiert werden, die Frage ist, ob traditionelle Player in der Lage sein werden, die Grundvoraussetzungen zu schaffen.

Ist es spürbar, dass immer mehr Kunden digital affin sind und selbst über Online-Plattformen ihre Finanzgeschäfte abwickeln?

Jessica Holzbach: Absolut. Die Unternehmensgeschichte mit Penta begann an diesem Punkt. Alle Gründer von Penta sind Seriengründer und haben am eigenen Leib erfahren, wie umständlich es noch vor wenigen Jahren war, ein Konto für ein Unternehmen zu eröffnen. Nach Gesprächen mit anderen Gründern wurde schnell klar, dass die große Mehrheit an digitalen, schnellen und effizienten Lösungen interessiert ist. Digitale Business-Banking-Plattformen stecken längst nicht mehr in den Kinderschuhen. In einer Studie, die wir gemeinsam mit Weltsparen in diesem Sommer durchgeführt haben, gaben 94,3 % befragter Unternehmer an, Onlinebanking zu nutzen. Ich glaube, diese Zahl spricht für sich. Bei Penta erleben wir enormes Interesse nach immer mehr digitalen Lösungen und Produkten, um Kontoführungen, Zahlungen, Buchhaltung und letztlich das gesamte Finanzmanagement digital abzuwickeln. Viele Unternehmer stellen fest, dass wir mittlerweile in der Lage sind, alles anzubieten, was auch traditionelle Banken (offline) anbieten.

Wie sehen Sie die Zukunft Ihres eigenen Finanz-Business als Unternehmen/Unternehmer*in?

Jessica Holzbach: Ich sehe, dass wir in den kommenden Monaten weiterhin einen enormen Kundenzuwachs verzeichnen werden. Dies bestätigt mich und mein ganzes Team, das wir auf dem richtigen Weg sind. Im nächsten Jahr werden wir uns sehr darauf konzentrieren, Produkte und Funktionen weiterhin zu optimieren, damit unsere Kunden ein noch besseres Erlebnis haben. Wir bekommen ständig sehr relevantes Feedback und möchten unsere Firma anhand dessen, gemeinsam mit unseren Kunden, weiterentwickeln. In der Zukunft sehe ich Penta als etablierte Business-Banking-Plattform, die digitales Banking für Einzelunternehmer, Freelancer, Gründer, Start-ups und KMU bietet – also für alle Unternehmer – damit diese weniger Zeit beim Banking und mehr Zeit mit ihrem eigentlichen Unternehmen verbringen können.

Frau Holzbach, vielen Dank für das Gespräch.

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