Kapital und Know-how sind „die Flügel des Business Angels“ – Dr. Ute Günther (Business Angels Netzwerk Deutschland e.V.)

Interview mit Dr. Ute Günther
Dr. Ute Günther ist Vertretungsberechtigter Vorstand bei BAND. Im Interview spricht sie wie Start-ups und Investoren zusammenfinden und wie der Weg zum Erfolg beschritten werden kann.

Warum investiert Ihr Unternehmen vorranging in Start-Ups?

Dr. Ute Günther: Wir selbst investieren nicht. Wir sind der Verband der Business Angels und ihrer Netzwerke. Wir engagieren uns für den Aufbau der Business Angels Kultur in Deutschland, organisieren Erfahrungsaustausch, Wissenstransfer und fördern Kooperationen. Wir sind Sprecher der Business Angels Netzwerke gegenüber Politik und Öffentlichkeit und vertreten die Belange der Business Angels.

Insbesondere versuchen wir, gute Rahmenbedingungen für Business Angels bei der Politik zu erreichen. So kann ein Business Angel heute vom Staat einen Zuschuss von 20 %, den INVEST Zuschuss für Wagniskapital, erhalten wenn er ein innovatives Start-up finanziert. Auch bauen wir ein Standardvertragswerk auf, dass es möglich macht kostenlos auf ausgewogene, die Interessen beider Seiten berücksichtigende, Vertragstexte zurückzugreifen, alles in Deutsch und Englisch.

Ist die Bezeichnung Business-Angel für ihr Unternehmen korrekt? Und wie lange sind sie bereits dabei?

Dr. Ute Günther: Der Name ist Business Angels Netzwerk Deutschland (BAND). Wie gesagt, wir selbst sind keine Business Angels, sondern deren Verband. Dieser existiert seit 1998 als eingetragener Verein. Seit 2001 ist BAND anerkannter Dachverband der deutschen Business Angels und ihrer Netzwerke.

Ich führe den Verband seit diesem Zeitpunkt gemeinsam mit Roland Kirchhof.

Wie gehen Sie bei der Beurteilung eines Geschäftsmodells vor? Woran messen Sie, ob die Idee gut oder weniger aussichtsreich ist?

Dr. Ute Günther: Es gibt relativ klare Parameter zur Bewertung von Unternehmen in der frühen Phase, die sich in qualitative und quantitative Kriterien unterteilen lassen. Dabei geht es einerseits um Aspekte wie Management-, Produkt- oder Marktkriterien und anderseits um die Frage, ob das Team geeignet ist ein Start-up hochzuziehen. Bei der Frage nach den Erfolgsaussichten eines Geschäftsmodells spielen jedoch auch immer die Erfahrung und das Bauchgefühl eines Business Angels eine Rolle.

Was ist wichtiger: die Idee oder der Gründer?

Dr. Ute Günther: Klare Antwort: beides. Eine gute Idee ist ohne fähigen Gründer ebenso wenig wert wie ein Gründer ohne gute Idee. Bei der Idee geht es vor allem um Innovation, Wachstumspotenzial und um die Skalierbarkeit des Geschäftsmodells.

Was muss ein Gründer mitbringen, um für Sie interessant zu sein?

Dr. Ute Günther: Grundsätzlich müssen beim Gründerteam sowohl technische (fachliche) als auch persönliche Fähigkeiten (Soft Skills) gegeben sein. Zudem braucht es immer großes Engagement, Durchsetzungsvermögen und den unbedingten Willen, das Unternehmen zum Erfolg zu führen.

Gehen Sie aktiv auf Firmen zu oder kommen kapitalsuchende Unternehmer zu Ihnen?

Dr. Ute Günther: Als Verband sind wir in der Situation, dass sehr viele Start-ups auf der Suche nach Kapital auf uns zukommen, denen wir dann glücklicherweise mit einem von uns standardisierten Bewerbungsverfahren weiterhelfen können. Kurz gesagt, füllen die Start-ups ein Formular, den One Pager aus, den wir dann regelmäßig an unser Business Angels Netzwerk weiterleiten. Bei Business Angels gibt es beide Suchrichtungen. Vor allem bei den zahlreichen Matching Veranstaltungen treffen Angels und Start-ups regelmäßig aufeinander.

Was passiert nachdem Sie Kapital investiert haben, welche Rolle spielen Sie dann?

Dr. Ute Günther: Oft kommt nach dem Kapital (erster Flügel des Business Angels) der zweite Flügel zum Tragen: das Know-how. Business Angels stehen „ihren“ Start-ups als Mentor zur Seite, helfen bei Verbindungen in die Branche mit ihrem Netzwerk und unterstützen bei richtungsweisenden Entscheidungen des Unternehmens, insbesondere auch bei ergänzenden Finanzierungen. Das alles tun Business Angels natürlich nicht zuletzt, um die erworbenen Unternehmensanteile nach einigen Jahren auch mit Gewinn verkaufen zu können.

Frau Dr. Günther, vielen Dank für das Gespräch.

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