Keine klassischen „Sicheren Häfen“ – Uwe Günther (BPM – Berlin Portfolio Management)

Interview mit Uwe Günther
Uwe Günther ist Gründer und Geschäftsführer der BPM – Berlin Portfolio Management GmbH. Im Interview spricht der Vermögensverwalter über ausgewogene Anlagestrategien und sein persönliches Portfolio.

Was würden Sie Menschen finanziell empfehlen, die frisch geerbt haben?

Uwe Günther: In aller Ruhe überlegen, welche Auswirkungen die Erbschaft auf die eigene Lebensplanung haben kann beziehungsweise soll. Im zweiten Schritt überdenken, ob zur Umsetzung dieser veränderten Bedingungen und Ziele externer Sachverstand nötig ist. Gegebenenfalls einen kleinen Fragen- und Prioritätenkatalog erarbeiten. Im dritten Schritt gezielte Suche nach einem bankunabhängigen bundesbank-lizensierten Vermögensverwalter, der Sie dauerhaft und transparent (wie z.B. ein Anwalt oder Steuerberater) begleitet. Hier gezielt Mitgliedsunternehmen des Verbands unabhängiger Vermögensverwalter Deutschland e.V. mit hohen Ehrenkodex bevorzugen. Ich persönlich würde übrigens immer einen Partner wählen, der wirklich ausschließlich von mir bezahlt wird.    

Bemerken Sie in Ihrer täglichen Arbeit, dass immer mehr Menschen erben, wie es manche Statistiken besagen?

Uwe Günther: Nein, das ist konkret für uns als spezialisierte Verwaltungsboutique für größere und kompliziertere Vermögensanlagen so nicht signifikant bemerkbar. Was ich aber durchaus bemerke, ist, dass Vermögensinhaber und Erben zunehmend gerne den Erfolg einer Leistung honorieren, anstatt dauerhaft pauschal Entgelte ohne ausreichenden Mehrwert zu bezahlen.    

Die Babyboomer gehen in Rente. Macht eine Geldanlage ab 60 noch Sinn?

Uwe Günther: Unbedingt, es gibt dazu gar keine sinnvolle Alternative. Intelligente und an das jeweilige Lebensalter angepasste Lösungen sind keine Option, sondern ein objektives Muss. Insbesondere bei dem häufigen Wunsch nach Kapitalerhalt und finanzieller Sicherstellung eines hoffentlich langen Lebens, ist die Entwicklung tragfähiger individueller Konzepte lebensnotwendig. Das kann nicht jeder.   

Welche Geldanlagen gibt es für die Generation 50+?

Uwe Günther: Eine pauschale Zuordnung von Anlageformen zu bestimmten Altersgruppen oder Lebensabschnitten verbietet sich für einen professionellen Vermögensverwalter. Auch dieser Generation 50+ stehen grundsätzlich alle Formen der Geldanlage offen. Das ist also nicht das Hauptthema. Die immer wiederkehrende Herausforderung ist die kluge, kostengünstige und ertragreiche Kombination der einzelnen Anlageformen und -klassen. Gerade hier trennt sich, wie auch in anderen Berufen, die Spreu vom Weizen. In der Vermögensanlage gibt es kein falsch oder richtig, sondern vielmehr ein unzweckmäßig oder zielführend.          

Welche Neuerungen gibt es in Ihrer Branche?

Uwe Günther: Die wichtigste „Neuerung“ kommt von der Marktseite. Durch die massiven Eingriffe der Notenbanken und Regierungen in die Wertpapiermärkte gibt es de facto keine klassischen „Sicheren Häfen“ mehr. Sicherheit muss heute hart erarbeitet und individuell immer wieder neu definiert werden. In einer Welt des grenzenlosen Druckens von „Papiergeld“ muss nachhaltige und robuste Vermögensanlage neu gedacht werden. Das ist eine herrliche, wichtige und verantwortungsvolle Tätigkeit.   

Wie stark ist Ihr Berufsstand von der zunehmenden Digitalisierung betroffen?

Uwe Günther: Digitalisierung beschleunigt Prozesse, erhöht die Transparenz, senkt Kosten und macht Vermögensanlage für den Erben auch erlebbarer und idealerweise verständlicher. Alles in allem eine positive Entwicklung, die es zu nutzen gilt. Und nicht zuletzt ist es für Suchende einfacher, die Ergebnisse der besten Vermögensverwalter nachzuvollziehen.   

Wie sorgen Sie persönlich vor?

Uwe Günther: Da ich genau in die von Ihnen angefragte Generation passe, eine besonders gute Frage! Ausgehend von meinem individuellen Risikoprofil und meiner persönlichen Lebensplanung besteht mein Vermögensmix zu ungefähr gleichen Anteilen aus Immobilien, Aktienanlagen, soliden Anleihen und Edelmetallen. Dazu kommen noch sogenannte alternative Strategien, die eine marktunabhängige positive Wertenwicklung anstreben. Ich nenne das ein ausgewogenes „Allwetterportfolio“. Entscheidend war für mich immer die Möglichkeit eines jederzeitigen Teilverkaufs aller Wertpapiere und des Nachverfolgens meiner Vermögensentwicklung im Internet beziehungsweise in der Tageszeitung.  

Herr Günther, vielen Dank für das Gespräch.

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