Miriam Bers: Kunstsammeln ist zumeist eine sehr persönliche Entscheidung

Interview mit Miriam Bers
Miriam Bers ist Inhaberin von GoArt! Berlin. Mit ihr sprechen wir über Investitionen in aufstrebende Künstler, reine Wertanlagen sowie ideeller Gewinn.

Wer in Kunst investiert, will oft Leidenschaft mit Rendite verbinden. Funktioniert auch oft, doch gerade bei diesem Investment sind Recherche und Fachkenntnis nötig. Dabei hat sich Kunst als Investment über die Jahre als sichere Kapitalanlage bewährt. Warum ist ein Totalverlust bei Kunstwerken fast komplett ausgeschlossen?

Miriam Bers: Oft sind Künstler*innen ihrer Zeit weit voraus. Die Wertsteigerung eines künstlerischen Oeuvres braucht mitunter Zeit und hängt von vielen Faktoren ab. Das ist auch richtig so. Manche Künstler werden erst kurz vor ihrem Tod berühmt, man denke zum Beispiel an Carol Rama oder Louise Borgeois. Totalverluste gibt es in der Tat selten und mit dem entsprechenden Know How, vielleicht auch einem guten Bauchgefühl kann man in aufstrebende junge Künstler investieren. Man braucht sich nur in Berlin in der hier ansässigen Sammlerschaft umzuschauen – Hans und Erika Hoffmann oder Christian Boros haben viele Werke von Künstler*innen erworben, bevor dies richtig bekannt wurden. Das ist auch das Spannende daran.

Sammler betonen allerdings, dass Kunst keine reine Wertanlage ist. Was ist darunter zu verstehen?

Miriam Bers: Reine Wertanlagen sind letztlich riskant. Die Investition in Kunst hingegen hat einen Mehrwert, es geht ja nicht nur um reine Spekulation, sondern auch um ideellen Gewinn, um Passion, nicht zuletzt um Prestige. Das alles sind Pluspunkte.

Oftmals ist es der diffuse Kunstmarkt, der potenzielle Anleger dann doch abschreckt. Warum ist der Kunstmarkt so undurchschaubar?

Miriam Bers: Während herkömmliche Geldanlagen eher abstrakt sind und mittels Dritter und Finanzmanöver funktionieren, ist Kunstsammeln zumeist eine sehr persönliche Entscheidung, die wie ein alter ego funktioniert. Zugleich ist sie enorm wertsteigernd, und längst haben das auch nicht aus der Kunstwelt stammende, mitunter unseriöse Akteure verstanden, deren Interessen leider nicht nachhaltig sind. 

Das Kunstgebiet ist riesig und reich an Gattungen und Stilrichtungen. Aber welche Kunstwerke sind als Investition geeignet?

Miriam Bers: Hier muss man zwischen privater und öffentlicher Sammlung unterscheiden, das heißt den Kriterien, die ein Sammler hat. Private mögen vielmehr kleine Formate erwerben, die ins eigene Büro oder in die Wohnung passen. Museen hingegen haben repräsentative Ansprüche, so z.B. die Entwicklung und Reife eines Künstlers und seines Werkes darzustellen, das historische Moment, die Idee, ein Oeuvre möglichst komplett zu zeigen und dabei den Zeitgeist widerzuspiegeln, zu dokumentieren.

Auf welche steuerlichen Aspekte muss man beim Investieren in Kunst achten?

Miriam Bers: Kunstwerke können unter bestimmten Bedingungen steuerlich geltend gemacht werden, sofern sie sich nicht im obersten Preissegment befinden. Heißt ein Picasso wäre steuerlich wohl nicht absetzbar, da er vielmehr als spekulativer Vermögenswert, nicht als Betriebsausgabe gelten würde. Wichtig ist jedenfalls eine vorliegende Nutzung, in einer Firma, oder besser noch, in einer Stiftung. 

Relativ neu im Kunstmarkt sind auch Art-Consultants. Wie können Kunstberater Anlegern effektiv helfen?

Miriam Bers: Auch früher hat jeder große Sammler und Mäzen mit Beratern gearbeitet. Denken Sie an ‚la prima donna del mondo‘ Isabella d’Este, eine der in der Renaissance wohl einflussreichsten Frauen und Tochter des damaligen Markgrafen von Mantua. Neu hingegen ist das Phänomen der Global Player Berater, der international agierenden Consultants.

Generell kann man sagen, dass ein gut informierter Kunstberater die Programme der interessanten oder großen Galerien kennt und den Kunstmarkt verfolgt. Seine Rolle besteht im Erstellen persönlicher Sammlungskriterien gemeinsam mit dem Investor, in strategischer Planung und der Kaufberatung. 

Man sollte kein Geld in ein Kunstwerk stecken, das man schnell wieder kapitalisieren muss. Worauf sollte man Ihrer Meinung nach bei einem Kunstinvestment noch achten?

Miriam Bers: Wichtig ist, sich ein Bild, eine Idee darüber zu machen, in welchen wichtigen institutionellen Kunstausstellungen ein Künstler vertreten ist: ob er / sie beispielsweise an bedeutenden Biennalen oder der Documenta teilgenommen hat, welche Kurator*innen ihn ausgestellt haben und last but not least die Seriosität der Galerien, mit der er/sie arbeitet.

Frau Bers, vielen Dank für das Gespräch!

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