„Mit ETFs ist Vermögensbildung einfach und kostengünstig“ – Robert Dietz (Quirin Privatbank AG)

Interview mit Robert Dietz
Robert Dietz ist Leiter der Berliner Niederlassung bei der Quirin Privatbank AG. Im Interview spricht der Finanzexperte über Aktien, Lebensversicherungen und die Folgen der Corona-Krise für die Altersvorsorge.

Laut aktuellen Umfragen macht sich die Mehrheit der Deutschen Sorgen, in Zukunft von Altersarmut betroffen zu sein. Sind diese Ängste berechtigt?

Robert Dietz: Zumindest deuten seriöse Studien darauf hin, dass Altersarmut zunehmen wird – und auch die Mitte der Gesellschaft betreffen könnte. Unabhängig von diesen Prognosen ist aber die „gefühlte Wahrheit“ hinter diesen Umfrageergebnissen interessant: Die Menschen machen sich zunehmend Sorgen, dass die gesetzliche Rente und die eigenen Ersparnisse nicht ausreichen, um im Alter sorgenfrei leben zu können. Im aktuellen Zeitalter von Negativzinsen ist das durchaus nachvollziehbar. Umso wichtiger ist es, sich um private Altersvorsorge zu kümmern, damit es „nur“ eine Sorge bleibt und nicht Realität wird.

Die Corona-Pandemie führt bei vielen Menschen zu niedrigeren Nettoeinkommen. Machen sich die Folgen der Krise in der Bereitschaft zur Altersvorsorge bemerkbar?

Robert Dietz: Nein, das beobachten wir so nicht. Wir habe sowohl bei der Quirin Privatbank, als auch bei unserer digitalen Geldanlage quirion gesehen, dass die Kunden in der Krise sehr besonnen reagiert haben. Es gab in Summe keine Abflüsse oder gestoppte Sparpläne. Die Kunden wissen, dass eine private Altersvorsorge nur dann gut wird, wenn man in der Sparphase diszipliniert dabei bleibt. Ehrlicherweise muss ich aber dazu sagen, dass unsere Kunden vermutlich auch weniger von der Krise getroffen sind, als die Menschen, die ohne große Ersparnisse plötzlich in Kurzarbeit sind und gleichzeitig ihre Familie weiter versorgen müssen.

Der Gesetzgeber unterstützt die private Altersvorsorge. Welche staatlich-geförderten Produkte gibt es? Welche sind empfehlenswert?

Robert Dietz: Leider unterstützt der Gesetzgeber hauptsächlich Produkte, die von Versicherungen angeboten werden. Da sind natürlich zunächst die Riester- und Rürup-Rente zu nennen. Während die Rürup-Rente Selbstständige adressiert, liegt der Fokus von Riester eher bei angestellt Beschäftigten. Die Produkte sind bauartbedingt komplex und werden, im Fall von Riester, gerade von denjenigen, die von den Zulagen profitieren würden, nur wenig genutzt. Wer die langfristigen Chancen der Kapitalmärkte für seine Altersvorsorge nutzen möchte, beispielsweise durch Anlage in ein breit gefächertes Portfolio aus kostengünstigen Aktien- und Anleihen-ETFs, der schaut beim Thema „staatliche Förderung“ in die Röhre. Hier gibt es leider eine ziemlich einseitige Unterstützung. Zusätzlich gibt es dann auch noch die betriebliche Altersvorsorge, die auch staatlich gefördert wird. Das Angebot meines Arbeitgebers würde ich mir auch immer anschauen – da gibt es durchaus interessante Angebote, obwohl eine pauschale Aussage auch hier schwierig ist.

Lebens- und Rentenversicherungen werden seit Jahren nur noch schlecht verzinst. Für wen lohnen sich diese Produkte dennoch?

Robert Dietz: Etwas polarisierend ausgedrückt: Eigentlich für Niemanden. Die Garantieverzinsungen sind minimal, die Kosten immer noch sehr hoch und oft werden Versicherungsleistungen mit eingekauft und bezahlt, die ich für meine Altersvorsorge nicht brauche.

In der Corona-Krise kam es zu erheblichen Börsenturbulenzen. Sollten Privatanleger dennoch auf Aktien zur Vermögensbildung setzen?

Robert Dietz: Absolut. Denn langfristig gesehen sind Aktien zur Vermögensbildung bestens geeignet. Bei einem Anlagehorizont von zehn oder mehr Jahren spielen zwischenzeitliche Turbulenzen kaum noch eine Rolle. Das zeigen vergangene Krisen immer und immer wieder. Trotzdem überschätzen viele Menschen das Risiko und unterschätzen die Chancen. Klar, wenn ein DAX-Konzern in Schieflage gerät, hört man das in der Tagesschau. Das der breit streuende Aktienindex MSCI World, er bildet rund 1600 Unternehmen weltweit ab, trotz aller Krisen in den letzten 30 Jahren im Durchschnitt 7 % Rendite erwirtschaftet hat, erfährt man da nicht. 7 % pro Jahr wohlgemerkt. Ich sage es ganz klar: An der Aktie führt in der Vermögensbildung kein Weg vorbei. Aber bitte immer gut diversifiziert investieren und nicht auf Einzelwerte setzen. Mit ETFs ist das einfach und kostengünstig möglich.

Welche Rolle spielen Immobilien für die Altersvorsorge?

Robert Dietz: Die selbstgenutzte Immobilie ist natürlich eine gute Absicherung gegen Altersarmut. Wenn sie bei Eintritt ins Rentenalter abbezahlt ist, muss ich mir um mein Dach überm Kopf keine Sorgen mehr machen. Insofern ist auch die Immobilie ein Baustein der Altersvorsorge. Ihr größter Nachteil: Wie der Name schon sagt, ist sie nicht mobil. Ich büße mit einer Immobilie, die auch verhältnismäßig viel Kapital bindet, also etwas an Flexibilität ein.

Welche Chancen und Risiken sind mit Sachwerten verbunden und worauf sollten Verbraucher achten?

Robert Dietz: Sachwerte haben den großen Nachteil, dass sie – anders als beispielsweise Aktien – keine laufenden Erträge generieren. Außerdem ist der Markt oft intransparent, eng und komplex. Insofern würde ich von Investitionen in Gemälde, Oldtimer oder Wein eher abraten.

Edelmetalle, vor allem Gold, erleben derzeit einen Boom. Sind Edelmetallinvestments für die Altersvorsorge geeignet?

Robert Dietz: Als Beimischung von etwa 5% zu einem Portfolio aus Aktien- und Anleihen-ETFs ist das zur Diversifikation eine Option – wenn es mich als Anleger beruhigt und ich an Gold als Krisenabsicherung glaube. Die Preisentwicklung von Gold zeigt aber, dass es auch hier in der Vergangenheit enorme Schwankungen gab. Gold ist nicht immer der Fels in der Brandung. Außerdem muss dem Anleger klar sein, dass der Goldpreis in US-Dollar notiert wird und eine regelmäßige Dividende oder einen Zins erhält der Goldanleger auch nicht.

Gibt es generell gültige Empfehlungen, worauf bei der Strukturierung der Altersvorsorge geachtet werden sollte?

Robert Dietz: Mein wichtigster Rat ist: Breit diversifiziert anlegen, Chancen der Kapitalmärkte nutzen und immer auf die Kosten achten.

Herr Dietz, vielen Dank für das Gespräch.

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