Noah Kaplan: Die Renditen sind gering, die Verwaltungskosten zu hoch

Interview mit Noah Kaplan
Noah Kaplan ist Geschäftsführer der femaxx Assekuranzmakler GmbH. Mit ihm sprechen wir im Interview über geförderte Altersvorsorge, gesetzliche Rente sowie Riester-Rente.

Die geförderte private Altersvorsorge in Deutschland ist teuer und hat eine nur geringe Rendite. Sehen Sie noch eine Zukunft für die Riester-Rente?

Noah Kaplan: Die Grundidee einer vom Staat geförderten Altersvorsorge ist sehr gut und wichtig, denn es ist kein Geheimnis, dass die gesetzliche Rente nicht ausreicht, um seinen Lebensunterhalt im Alter zu bestreiten. Ich bin seit 20 Jahren als Versicherungsmakler tätig und habe das Produkt Riester-Rente von Anfang an kritisch betrachtet.  Ich kann nicht nachvollziehen, dass die privaten Versicherungsunternehmen Riester Verträge anbieten. Warum wählt man nicht den direkten Weg über die gesetzliche Rentenversicherung? Daher nein, ich sehe keine Zukunft für die Riester-Rente, weil die Nachteile wie z.B. die hohen Abschlusskosten und undurchsichtigen Vertragsbedingungen überwiegen. Dies bestätigt die geringe Nachfrage beim Kunden.

Viele Riester-Verträge sind laut dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales ruhend gestellt, es wird also nichts eingezahlt und auch der Staat zahlt in diesen Fällen nicht weiter. Warum hören Menschen auf, in ihre Riesterrente einzuzahlen?

Noah Kaplan: Meiner Meinung nach fehlt das nötige Vertrauen in das Produkt. Die Renditen sind sehr gering, die Verwaltungskosten dafür sehr hoch.

Versicherungsprodukte sind low-interest Produkte, heißt, der Verbraucher hat nur ein geringes Interesse, weil es nicht greifbar ist. Das Interesse muss erst geweckt werden.

Die Riester Rente ist ein sehr komplexes und umfangreiches Produkt.  Der Beratungsaufwand ist sehr hoch, die Förderanträge müssen jedes Jahr neu beantragt werden und der Verwaltungsakt ist sehr umfangreich.  All dies macht es bei den Bürgerinnen und Bürgern so unattraktiv.

Der Garantiezins wird ab 2022 auf 0,25% herabgesetzt, lohnt es sich dann überhaupt noch eine Riester-Versicherung abzuschließen?

Noah Kaplan: Ganz klar, nein. Eine Inflation von 1% und ein Garantiezins von 0,25 % sind selbstsprechend.

Kann sich die Police trotz der hohen Kosten und der schwachen Ertragsentwicklung für manche Menschen dennoch lohnen?

Noah Kaplan: Meine Vorstellung von einer staatlich geförderten Altersvorsorge wäre folgende: Jeder Arbeitnehmer hat die Möglichkeit, seinen Beitragssatz in der gesetzlichen Rentenversicherung bis zu einem bestimmten Satz zu erhöhen. Als Bonus stockt der Staat ebenfalls den Beitragssatz auf. Der Vorteil: der Topf der GRV wäre voller und die Verwaltungskosten nicht so enorm hoch.

Geht es nach der SPD wird die Riester-Rente von einer Erwerbstätigenversicherung abgelöst. Was halten Sie von diesem Vorschlag?

Noah Kaplan: Aufgrund des demografischen Wandels steht die GRV vor großen Herausforderungen, die man nicht wegreformieren kann. Neue Lösungsvorschläge sind unabdingbar. Ich finde die Idee einer Erwerbstätigenversicherung grundsätzlich gut, allerdings nur, wenn es nicht über private Versicherungsunternehmen, sondern direkt über die gesetzliche Rentenversicherung erfolgt.

Herr Kaplan, vielen Dank für das Gespräch!

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