Philipp Schumann: Die Kunst bleibt real existent

Interview mit Philipp Schumann
Philipp Schumann ist Geschäftsführer von Junge Kunst Berlin, betreut private Sammlungen und arbeitet als Kurator. Mit ihm sprechen wir über Investitionen in Kunst, sinnvolle Kapitalanlagen sowie Totalverlust-Risiken bei Kunstwerken.

Wer in Kunst investiert, will oft Leidenschaft mit Rendite verbinden. Funktioniert auch oft, doch gerade bei diesem Investment sind Recherche und Fachkenntnis nötig. Dabei hat sich Kunst als Investment über die Jahre als sichere Kapitalanlage bewährt. Warum ist ein Totalverlust bei Kunstwerken fast komplett ausgeschlossen?

Philipp Schumann: Den Totalverlust, sprich „das vollständige Verlieren von etwas“ gibt es bei der Kunst nicht. Die Kunst bleibt real existent. Natürlich kann ein Wertverlust nicht ausgeschlossen werden, ist aber durchaus möglich, so ehrlich sollte man sein, da eine Entwicklung nicht immer vorhersehbar ist.  Die Regel ist aber, dass sich gute Kunst am Markt durchsetzt, was wiederum von zahlreichen Faktoren abhängt. Am Ende bleibt dem Investor immer noch das (gute) Kunstwerk und die vielen Stunden, die das Werk ihn glücklich gemacht hat, was eher als emotionaler Gewinn bezeichnet werden kann. Generell kann man beim Investieren in Kunst nicht viel falsch machen, wenn die Leidenschaft vorhanden ist.

Sammler betonen allerdings, dass Kunst keine reine Wertanlage ist. Was ist darunter zu verstehen?

Philipp Schumann: Kunst ist kein Wertpapier das täglich zum Wiederverkauf steht. Der Investor sollte sich bewusst sein, dass die Arbeiten über einen Zeitraum in dem der Künstler oder Galerist aktiv seine Karriere vorantreibt, an Wert gewinnen können, aber nicht sofort wieder verkaufbar sind. Der Verkauf kann über die Galerie erfolgen oder natürlich auf Auktionen, die meist nach thematisch gegliedert sind. Der Moment ist entscheidend. Zeit sollte man im Regelfall mitbringen.

Oftmals ist es der diffuse Kunstmarkt, der potenzielle Anleger dann doch abschreckt. Warum ist der Kunstmarkt so undurchschaubar?

Philipp Schumann: Anders als beispielsweise beim Handel mit Wertpapieren sind die Preise meist nur auf Anfrage zu erfahren, dadurch fehlt natürlich die Transparenz. Preise können variieren, verschiedene Künstler werden weltweit vertreten, als guter Kunde kann ein Rabatt bei den Galerien ausgehandelt werden. Daher ist der Markt nicht undurchschaubar, die Informationen sollten nur gut zusammengetragen werden. Das ist das Spannende am Handel mit Unikaten.

Das Kunstgebiet ist riesig und reich an Gattungen und Stilrichtungen. Aber welche Kunstwerke sind als Investition geeignet?

Philipp Schumann: Das sollte jeder für sich selbst feststellen. Es ist eine Frage des Geschmacks und des Budgets. Es besteht die Möglichkeit viel Geld auszugeben, aber auch in preisgünstigere Auflagen zu investieren. Manche Sammler steigen erst ab 50.000 € ein, weil der Künstler bereits am Markt platziert ist. Andere investieren in Künstler die gerade die Akademie verlassen haben. Wichtig ist es, sich auf den eigenen Geschmack zu verlassen. „Kauft mit dem Auge“, hat eine bekannter Galerist einmal gesagt, das kann ich nur unterstreichen.

Auf welche steuerlichen Aspekte muss man beim Investieren in Kunst achten?

Philipp Schumann: Die Frage ist, ob eine Arbeit oder ein Kunstwerk im Privatbesitz bleibt, Eigentum der Firma oder einer Gemeinschaft ist. Diese Frage sollte man im Vorfeld ganz klar mit seinem Steuerberater besprechen.

Relativ neu im Kunstmarkt sind auch Art-Consultants. Wie können Kunstberater Anlegern effektiv helfen?

Philipp Schumann: Art-Consultants helfen bei der Auswahl der Künstler und haben eine beratende Funktion. Fehlt dem Investor die Zeit und die Muße kann man sich an einen Art Consultant wenden, der sicherlich mehr Erfahrung am Markt hat, bestimmte Trends besser erkennt und oft einen persönlichen Zugang zu den Künstlern hat, was sich später durchaus als Vorteil zeigen kann. Er kann Strömungen besser einschätzen und durch sein Wissen sorgt der Art-Consultants für eine bessere Transparenz.

Man sollte kein Geld in ein Kunstwerk stecken, das man schnell wieder kapitalisieren muss. Worauf sollte man Ihrer Meinung nach bei einem Kunstinvestment noch achten?

Philipp Schumann: Wir empfehlen natürlich in junge Künstler zu investieren, die noch günstiger sind, aber Qualität haben und sich entwickeln können. Die Grundlage kann eine gute Ausbildung, samt renommierter Universität oder Kunsthochschule sein, aber auch erste Schritte auf dem Kunstmarkt oder eine Museumsausstellung. Wichtig sind der gute eigene Geschmack und ein geschultes Auge. Sind Arbeiten bereits in bekannten Sammlungen vertreten, kann das auch ein Grund für ein Investment sein. Wie bei jedem anderen Investment ist es von Vorteil, breit aufgestellt zu sein.

Herr Schumann, vielen Dank für das Gespräch!

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