Politik des billigen Geldes belastet alle Versicherungsunternehmen – Oliver Ginsberg (tetrateam)

Interview mit Oliver Ginsberg
Oliver Ginsberg ist Chef von tetrateam-Nachhaltige Konzepte für Vorsorge und Vermögen OHG. Im Interview spricht der Finanzexperte über die wichtigsten Versicherungen für Angestellte und Unternehmer.

Welche Versicherungsarten halten Sie aus Sicht eines Angestellten für unbedingt nötig?

Oliver Ginsberg: Eine Privathaftpflicht- und eine Berufsunfähigkeitsversicherung (soweit aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich ggf. Ausweichprodukte wie funktionelle Invaliditäts- oder Grundfähigkeits-versicherung) halten wir für unabdingbar. Ergänzende geförderte Altersversorgung und je nach Familiensituation ggf. eine Risiko-Lebensversicherung, sind in vielen Fällen sinnvoll.

Und für Selbstständige?

Oliver Ginsberg: Für Selbstständige ist zusätzlich eine Berufs- bzw. Betriebshaftpflichtversicherung notwendig, auch die betriebliche Absicherung (Betriebsinhalts-, -unterbrechungsversicherung) sollte auf jeden Fall überprüft werden. Zusätzlich kann eine Einmalleistung für den Fall eines Unfalls und/oder einer schweren Krankheit sinnvoll sein.

Wie groß können die Unterschiede zwischen den Anbietern sein?

Oliver Ginsberg: Es gibt große Unterschiede hinsichtlich Bedingungswerken bzw. Produktqualität, Prämien, Finanzstabilität und Nachhaltigkeitsorientierung der Anbieter

Was raten Sie Unternehmern auf der Suche nach dem richtigen Versicherungspartner?

Oliver Ginsberg: Wenn Sie keine Zeit für eigene gründliche Recherchen haben, nutzen Sie die Unterstützung durch anbieterunabhängige Fachkräfte. Beziehen Sie auch Nachhaltigkeitsaspekte in Ihre Überlegungen ein.

Kapitallebensversicherung, private Rentenversicherung oder fondsgebundene Lösung als Zusatzvorsorge – was empfehlen Sie?

Oliver Ginsberg: Kapitallebensversicherungen halten wir nicht für empfehlenswert. Private bzw. fondsgebundene Rentenversicherungen können sinnvolle Bausteine in einem Zusatzvorsorgekonzept sein.

Welche Auswirkungen hat die jüngste Krise auf die Versicherungsbranche?

Oliver Ginsberg: Die Politik des billigen Geldes der Notenbanken belastet alle Versicherungsunternehmen, zusätzlich haben die unverhältnismäßig drastischen weltweiten Lockdownmaßnahmen im Zuge der Corona-Epidemie zu einer Destabilisierung der Finanz- und kapitalanlageorientierten Versicherungsbranche geführt.

Wie schätzen Sie die Zukunftsaussichten der Branche ein, auch in Bezug auf Insurtechs?

Oliver Ginsberg:  Grundsätzlich hat sich an der Bedeutung kollektiver Absicherungssysteme nichts geändert. Wir halten sie für strukturell zukunftssicherer als so manche politischen Systeme. Insurtechs können nur so gut sein, wie die Algorithmen auf denen Sie basieren. Die Digitalisierung ermöglicht effizientere Abwicklungsprozesse, kann aber eine ganzheitliche Beratung genauso wenig ersetzen wie ein erfahrenes Risikomanagement

Herr Ginsberg, wir danken Ihnen für das Gespräch.

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