Robert Zernisch: Die Entscheidung für den richtigen Finanzberater

Interview mit Robert Zernisch
Robert Zernisch ist selbständiger Finanzberater für die Deutsche Bank AG. Im Interview spricht er mit uns über die Qualitätsunterschiede bei Finanzberatern, ausreichende Kontrollen des deutschen Finanzwesens sowie den Umgang mit RoboAdvisers.

Die richtige Wahl des geeigneten Finanzberaters ist heutzutage keine leichte Entscheidung, weil jeder von sich sagt, er sei der Beste. Wo liegen die Qualitätsunterschiede?

Robert Zernisch: Wie alles, ist das immer eine Frage der Perspektive und der persönlichen Einstellung. Aber Referenzen sind sicher ein guter Anfang, um sich ein Bild von der Qualität eines Beraters zu machen. Das geht über Bewertungen im Netz bei Google, WhoFinance usw. sehr einfach. Und wenn sich solche Bewertungen über einen längeren Zeitraum konstant auf einem ordentlichen Niveau bewegen, sollte der Berater eigentlich auch ganz gut sein.

Ein weiteres Kriterium, das mir meine Kunden spiegeln: Berater sollten (fast) immer erreichbar sein, und die Fähigkeit besitzen, Dinge verständlich zu erklären. Aber auch dazu findet man Bewertungen im Netz oder erfährt es von Freunden und Bekannten, die diesen Berater schon länger erlebt haben.

Um die richtige Strategie zu planen und umzusetzen, erfordert es jahrelanger Expertise. Was zeichnet Sie als echten Fachmann aus und wo haben Sie Ihr „Handwerk“ gelernt?

Robert Zernisch: Ich habe Bankkaufmann gelernt – ganz klassisch – bei der Commerzbank. Und das ist auch wichtig für meinen Job, wo so viele Themen zusammenkommen. Und trotz über 20 Jahre als selbstständiger Berater kann ich nicht alle Themen bis ins Detail selber ausberaten und greife hier auf Kollegen zurück, die mich in verschieden Themen mit Ihrer Expertise unterstützen. Und als ‚Fachmann‘ ist dieses Zusammenarbeiten und dieser Austausch genauso wichtig, wie das Beherrschen der (heute sehr differenzierten) Kommunikation mit Kunden.

Was halten Sie von der Idee, die Finanz- und Anlageberater nach Leistung zu entlohnen, also entsprechend der Performance statt vorab durch z.B. Agio oder Ausgabeaufschläge?

Robert Zernisch: Auf den ersten Blick eine tolle Idee, aber extrem schwierig in der Umsetzung. Wenn du diese Idee auf eine andere Branche anwendest, versteht man es vielleicht ganz gut.

Nimm ein Restaurant und bezahle die Leistung danach. Also nach dem Essen, und wenn du weist, welche Zutaten für welchen Einkaufspreis verwendet wurden. Das kann funktionieren wenn unsere Gesellschaft sich ändert. Vorher wird das nichts.

Wenn man Ihre Branche verpflichten würde, einen jährlichen Überblick über die Beratungsergebnisse (in Prozent) der Kunden zu veröffentlichen, hätten es dann die Kunden nicht leichter, sich für jemanden zu entscheiden?

Robert Zernisch: Nein. Ich denke, die Darstellung von Ergebnissen können und wollen viele Kunden gar nicht auswerten. Besser, man nutzt einfach die Bewertungen im Netz, die es ja heute schon gibt. Ich suche mir ja meinen Anwalt oder Bäcker auch nicht aus, nur weil diese Branche irgendetwas publiziert.

Die BaFin ist arg in die Kritik geraten durch zuletzt den Wirecard-Skandal. Ist das deutsche Finanzwesen ausreichend kontrolliert und reguliert?

Robert Zernisch: Ja. Die Branche ist meiner Meinung nach sogar überreguliert. Das, was uns fehlt, sind Menschen, welche die bestehenden Regeln überprüfen.

Und das nicht nur bei den großen Banken oder Versicherungsgesellschaften, sondern eben auch bei den kleinen Startups, den Handelsvertretern, den freien Beratern, usw.  Dazu muss wohl aber die Bafin, IHK und Gewerbeamt das Personal aufstocken.

Um die vermeintlich große Konkurrenz in der Branche, die Robo-Adviser, ist es still geworden. Ist der Mensch am Ende doch viel besser als ein Computer?

Robert Zernisch: Ich sehe hier gar keine Konkurrenz. Vielmehr muss man probieren, welche Mittel aus einfachen digitalen Angeboten, automatisierten Angeboten und persönlicher Beratung dem Kunden helfen. Also am Ende, auch dir, Manuela. Und vielleicht bin ich ja auch ein wichtiger oder wenigstens sympathischer Teil, den diese Branche braucht.

Herr Zernisch, vielen Dank für das Gespräch!

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