Die Wechselbereitschaft deutscher Arbeitnehmenden ist höher denn je. Vor allem unter jüngeren Beschäftigten lässt die emotionale Bindung zum Arbeitgeber nach. Die selbstlernende Organisation ist ein Konzept, das die Zufriedenheit im Job wieder erhöhen kann.
Gastbeitrag von Annette Mainka, Vorständin bei Nagarro, einem weltweit führenden Unternehmen für Digital Engineering mit 18.000 Mitarbeitenden in 36 Ländern.
Wie sieht die Arbeitswelt der Zukunft aus? Mit solchen Fragen beschäftigen wir uns bei Nagarro jeden Tag. Aus zwei Gründen: Zum einen sind Unternehmen wie wir, aus dem Bereich Digital Engineering, in einem sehr dynamischen, disruptiven Umfeld tätig. Um Kunden auf ihrem Weg der digitalen Transformation optimal zu unterstützen und die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu garantieren, müssen wir agil und flexibel bleiben und unsere Expertise stetig erweitern. Zum anderen stehen der IT-Branche immer weniger Fachkräfte zur Verfügung und es gibt grundsätzlich immer mehr Arbeitnehmende, die innerlich gekündigt haben, weil sie unzufrieden mit ihrem Job sind.
Beiden Herausforderungen wirken wir mit innovativen und positiven Maßnahmen entgegen, um unsere Mitarbeitenden langfristig zu binden und zu motivieren. Dazu gehört auch, das Arbeitsumfeld der Kolleginnen und Kollegen zu verbessern. Besonders wichtig ist hierbei das Erkennen des Werts der individuellen Weiterentwicklung und das Schaffen von Raum für persönliches Wachstum und berufliche Entfaltung. Das Schlagwort in diesem Zusammenhang ist „Selbstlernende Organisation“.
Ein besonderes Konzept
Selbstlernende Organisationen zeichnen sich durch ihre Fähigkeit aus, kontinuierlich zu lernen, sich anzupassen und sich weiterzuentwickeln. Durch den Aufbau von Strukturen für eine solche Organisation wird eine Kultur geschaffen, in der Wissen geteilt, Innovation gefördert und Veränderung als Chance begriffen wird. Dies ermöglicht es, flexibel auf neue Herausforderungen zu reagieren, Expertise kontinuierlich zu erweitern und Kunden bestmögliche Lösungen anzubieten.
Auf folgende Elemente legen wir bei Nagarro besonderen Wert:
- Die weltweiten „Centers of Excellence“, in denen Expertinnen und Experten ihr Wissen teilen und gemeinsam an Projekten arbeiten. Unsere „CoE’s“ dienen als Anlaufstelle für Themen wie Künstliche Intelligenz, Cloud-Technologien oder agile Methoden und liefern Best Practices und Anleitungen für die Praxis.
- Unsere eigene, virtuelle „Nagarro University“, mit der wir sowohl standardisierte als auch individuelle Schulungen, Masterclasses und Mentoringprogramme anbieten. Dazu gehört das „Young Talent Program“, das sich an High Potentials richtet und sie in zwei Jahren zu einer fachlichen oder disziplinarischen Führungskraft entwickelt. Das „Glass Window Program“ richtet sich speziell an Frauen, die ein Jahr lang Teil des Senior Managements sind, bei Entscheidungsprozessen über die Schulter schauen und Ideen austauschen, sowie vor allem ihr internes Netzwerk erweitern.
- Ein täglich abwechselndes Programm an MeetUps sowie mehrmals im Jahr stattfindende Hackathons, Ideathons und Storytelling-Challenges stellen den Austausch von Ideen und Innovationen sicher und schaffen ein inspirierendes Arbeitsumfeld.
- Eine offene Feedbackkultur, durch die Mitarbeitende ermutigt werden, regelmäßig Feedback zu geben und anzunehmen, um kontinuierlich zu lernen und sich zu verbessern. Dieser offene Austausch ermöglicht es, Herausforderungen frühzeitig zu erkennen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
Worauf Unternehmen beim Aufbau achten sollten
Insgesamt geht es bei einer selbstlernenden Organisation darum, eine Kultur des Lernens und der kontinuierlichen Verbesserung zu etablieren. Dies erfordert nicht nur den Einsatz von Technologie und Tools, sondern vor allem ein entsprechendes Bewusstsein und die Bereitschaft, sich aktiv an diesem Prozess zu beteiligen. Damit einher geht die Überzeugung, dass eine selbstlernende Organisation der Schlüssel zum langfristigen Erfolg in einer sich schnell verändernden Welt ist.
Neben diesem Mindset sind erfahrungsgemäß folgende Aspekte wichtig:
- Voraussetzung dafür, dass eine solche Arbeits- und Lernkultur für ein Unternehmen wie Nagarro mit über 18.000 Mitarbeitenden in 36 Ländern funktioniert, ist ein besonderes Organisationsdesign, das auf den uns eigenen Unternehmenswerten Der Mensch steht dabei konsequent im Mittelpunkt der Unternehmenskultur. Flache Hierarchien und flexible Arbeitsstrukturen sollen es unseren Kolleginnen und Kollegen ermöglichen, ihren Arbeitsplatz nach ihren individuellen Bedürfnissen zu gestalten. Dadurch entsteht eine Atmosphäre, in der sie sich wohlfühlen und ihr volles Potenzial entfalten können.
- Ein solcher organisatorischer Paradigmenwechsel entsteht weder am Reißbrett noch durch externe Beratung, sondern ganz natürlich im Laufe der Zeit, maßgeblich auch abgeleitet von den Kundenbedürfnissen.
- Die Zukunft liegt aus unserer Sicht in der durchdachten und gezielten Förderung von Talenten. In einer Zeit, in der die Anforderungen an Fachkräfte ständig steigen und sich die Arbeitswelt rasch verändert, ist kontinuierliche Weiterbildung unerlässlich. Lernen sollte dabei nicht als Pflicht oder ein weiterer Punkt auf der To Do-Liste empfunden werden, sondern so gestaltet sein, dass sich Mitarbeitende eigeninitiativ neues Wissen aneignen. Das gelingt, wenn Weiterbildung in den Arbeitsalltag integriert, leicht zugänglich, strukturiert, individualisiert und interaktiv ist.
Wir glauben, dass Maßnahmen für die selbstlernende Organisation nicht nur ein Erfolgsfaktor sind, um IT-Experten zu begeistern und für uns zu gewinnen, sondern letztendlich auch Anerkennung von Kunden finden.