Die Hälfte der Kaufinteressenten kann sich Kauf ohne Vor-Ort-Besichtigung vorstellen – Dmitri Uvarovski (Homeday)

Interview mit Dmitri Uvarovski
Dmitri Uvarovski ist Gründer und Chief Marketing Officer von Homeday. Im Interview spricht er über die Preisentwicklung von Immobilien in Metropolen und Speckgürteln und die Bereitschaft von Kunden zu Onlinebesichtigungen.

Wen hat die Pandemie mehr getroffen, die Mieter und Käufer, die keine Notartermine machen konnten oder die Vermieter und Verkäufer?

Dmitri Uvarovski: Entgegen vieler Befürchtungen fanden die meisten Notartermine während des Lockdowns trotzdem statt, sodass Immobilientransaktionen zwischen Käufern und Verkäufern weiterhin möglich waren. Durch die vollmachtlose Vertretung können Notare Kaufverträge auch ohne die physische Anwesenheit aller Parteien rechtskräftig beurkunden. Käufer und Verkäufer können den Termin optional per Videokonferenz live verfolgen und ihre Unterschrift nachreichen. Mieter und Vermieter waren in diesem Sinne nicht betroffen, da Mietverträge nicht durch einen Notar beurkundet werden müssen.

Die Suchmaschine Google zeigt immer noch ein geringes Suchvolumen für Begriffe wie Eigentumswohnung kaufen bzw. mieten, ist die Krise also noch nicht überwunden, wann gibt’s Besserung?

Dmitri Uvarovski: Für Suchbegriffe wie “Haus verkaufen”, “Makler” und “Wohnung kaufen” konnten wir einen positiven Trend ermitteln. Auch unsere internen Daten zeigen: Seit dem Einbruch im März steigen die Suchanfragen wieder an. Von April zu Mai hat das Kaufinteresse stark zugenommen. Für uns ist das ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Krise überwunden scheint. Das bestätigen auch die Besichtigungsanfragen: Nach einem kurzfristigen Rückgang im März erreichte das Kaufinteresse schnell wieder ein hohes und deutlich über dem Vor-Corona-Niveau liegendes Level. Seit Mai stabilisiert sich ebenso die Anzahl der Kaufinserate und Ende August lag die Zahl über dem Vorjahresniveau.

Sind Sie in Ihrem Geschäft von Kontaktbeschränkungen oder anderen Corona-Maßnahmen betroffen?

Dmitri Uvarovski: Auch wenn wir stark auf Digitalisierung setzen, war es für uns erst einmal eine Herausforderung, keine Vor-Ort-Besichtigungen mehr anbieten zu können. Wir haben jedoch schnell reagiert und Alternativen geschaffen: mit digitalen Immobilientouren und Videokonferenzen mit Maklern und Kaufinteressenten sowie virtuellen Notarterminen. Diese werden von unseren Kunden auch sehr gut angenommen. Zudem zeigt die gemeinsame Studie mit Yougov: Gut die Hälfte der Kaufinteressenten kann sich sogar einen Kauf ohne Vor-Ort-Besichtigung vorstellen.

Wie sehr wären Sie mit Ihrem Unternehmen von einem zweiten Lockdown betroffen?

Dmitri Uvarovski: Sicherlich wäre ein zweiter Lockdown auch für uns nicht ideal, dennoch würde er uns deutlich weniger ausmachen als noch der erste. Wir wissen, dass unsere Kunden digitalen Alternativen zu Vor-Ort-Terminen und Videokonferenzen mit Maklern sehr offen gegenüberstehen. Zudem geben wir unseren Partnermaklern innovative Tools wie unseren “Homeday-Preisassistenten”, ein neues Bewertungsinstrument, an die Hand. Das funktioniert sowohl vor Ort im Wohnzimmer als auch aus der Ferne, sodass unsere Partnermakler ihre Arbeit auch während eines zweiten Lockdowns nahezu uneingeschränkt fortführen könnten.

Werden die Immobilienpreise langfristig wieder fallen?

Dmitri Uvarovski: Bei Homeday sehen wir aktuell noch keinen Rückgang der Preise auf dem Wohnimmobilienmarkt. Wir gehen davon aus, dass sich die Preise trotz des Coronavirus zukünftig eher auf einem hohen Niveau einpendeln oder sogar noch leicht steigen. Das gilt zumindest für stark nachgefragte Gebiete wie die Speckgürtel beliebter Städte und die Metropolen selbst. Wie sich die Immobilienpreise aber tatsächlich entwickeln, hängt vor allem davon ab, wie lange die Corona-Krise anhält und die durch sie verursachte Rezession ausfällt.

Herr Dmitri Uvarovski, vielen Dank für das Gespräch.

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Dmitri Uvarovski

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