Dirk Nopp: Langfristig ist es günstiger zu finanzieren als zu mieten

Interview mit Dirk Nopp
Dirk Nopp ist Geschäftsführer der Baufi Deutschland GmbH in Siegburg. Mit ihm sprechen wir über gestiegene Bauzinsen, Eigenkapital sowie Auswirkungen für angehende Immobilienbesitzer.

Eine Analyse eines Kreditvermittlers deutet daraufhin, dass die Bauzinsen auf durchschnittlich 1% gestiegen sind. Welche Entwicklung stellen Sie im Tagesgeschäft fest?

Dirk Nopp: Wir haben festgestellt, dass in den letzten 6 Monaten die Zinsen im Schnitt um ca. 0,3 – 0,4 % gestiegen sind. Je nach Fall bedeutet dies einen Anstieg um 20 bis 30 %. Das kann schon einiges über die vielen Jahre einer Baufinanzierung ausmachen. Je nach Eigenkapitalsituation, Bonität und Einkaufpreis der Immobilie liegen wir aktuell bei Baufinanzierungen mit 10-jähriger Sollzinsbindung zwischen 0,67 % und 1,51 %.

Angenommen der Bauzins steigt tatsächlich: Welche Auswirkungen oder sogar Risiken entstehen für angehende Immobilienbesitzer?

Dirk Nopp: Durch steigende Zinsen könnten die Immobilienpreise etwas fallen, wenn die Nachfrage entsprechend in manchen Regionen fällt. Falls die Preise jedoch nicht fallen sollten, dann müssen sich die angehenden Immobilienbesitzer an höhere Eigenkapitaleinsätze, höhere Zinsen und Tilgungsraten gewöhnen. Wer bereits Immobilienbesitzer ist und sich nicht frühzeitig um eine Anschlussfinanzierung kümmert, der wird entweder bei gleichen oder sogar höheren monatlichen Raten weiterfinanzieren müssen. Wenn die Zinsen 1-2 % über seine bisherige Finanzierung steigen sollten, dann kann es schon problematisch für den ein oder anderen Immobilienbesitzer werden und es würde sicherlich zu Verkäufen kommen.

Viele Experten schätzen, dass die Inflation steigt. Gibt es einen Zusammenhang mit den Bauzinsen?

Dirk Nopp: In der Vergangenheit sind bei steigender Inflation auch die Zinsen gestiegen. Der Zins der Banken für ein Darlehen orientiert sich bei den Banken an der Inflation, an der EZB Geldpolitik und auch an Refinanzierung über Pfandbriefe und Staatsanleihen.

Von welchen weiteren Faktoren ist der Bauzins-Anstieg noch abhängig? Wohin geht der Trend?

Dirk Nopp: EZB Geldpolitik, Refinanzierung über Pfandbriefe und Staatsanleihen. Aktuell steigen die Renditen für diese Anlagen und somit auch die Bauzinsen. Der Trend aktuell ist leicht steigend.

Immobilienpreise steigen insbesondere in den Großstädten und gleichzeitig steigen die Bauzinsen. Werden sich in Zukunft immer weniger Menschen ein Eigenheim leisten können?

Dirk Nopp: Das glauben wir nicht, weil es sehr viele Förderungen gibt. Zum Beispiel BEG/KfW, Kommunen und so weiter. Außerdem gibt es weiterhin günstigeren Wohnraum außerhalb der Großstädte, auf den die Leute ausweichen können. Zusätzlich steht ein Generationenwechsel an, bei dem Geld umgeschichtet wird und teilweise den Kindern auch frühzeitig Vermögen übertragen wird, um sich eine Immobilie leisten zu können. Außerdem steigen auch in den Städten von Jahr zu Jahr die Mieten und oftmals ist es langfristig günstiger zu finanzieren als zu mieten. Dazu kommt, dass sowohl bei den Mieten, als auch bei den Kaufpreisen in Deutschland noch Luft nach oben ist, wenn wir uns den internationalen Vergleich anschauen.

Herr Nopp, vielen Dank für das Gespräch!

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