Grundstücks- und Immobilienpreise schießen seit der Bankenkrise in unsinnige Höhen – Tobias Hönemann

Interview mit Tobias Hönemann
Tobias Hönemann ist Inhaber von Bau-Immobilien-Management Hönemann. Im Interview spricht der Immobilienexperte über politische Fehlanreize für Immobilienprojekte und die Auswirkungen internationaler Investoren auf die Immobilienpreise in Deutschland.

Jede Branche ist von den Auswirkungen des Lockdowns mehr oder weniger betroffen. Wie stark ist das Bauträger-Geschäft allgemein und Ihr Unternehmen im Speziellen beeinträchtigt?

Tobias Hönemann: Die Beeinträchtigungen waren und sind eher in den Nebenerscheinungen zu sehen aber nicht in der eigentlichen Arbeit. Das bedeutet z.B., das in der Vergangenheit die Ausfälle der Arbeitskräfte bedingt durch die Schließungen der Kindergrippen, Kindergärten sowie Schulen durch die Betreuung der Kinder zu Hause zu Stande kam. Die einzigen Einschränkungen bzw. Ausfälle gab es in bewohnten Objekten, wo die Handwerker in die Wohnbereiche mussten. Weiterhin haben wir in den vergangenen Monaten und jetzt immer mehr verstärkt Probleme mit der Zulieferung von Baumaterial was zum größten Teil aus dem Ausland kommt.

Eine Insolvenz des Partnerunternehmens heißt für den Privatinvestor oder gewerblichen Bauherren meist den Totalverlust des Kapitals. Denken Sie, dass dieser Umstand bedingt der Krise häufiger eintritt?

Tobias Hönemann: Ich glaube nicht, das im Handwerk mit umfangreichen Insolvenzen zu rechnen ist, eher bei größeren Firmen, die für Großprojekte planen oder an denen Arbeiten. Dort ist mit Auftragsverschiebungen auf Grund der nicht vorhersehbaren Kosten der öffentlichen Hand durch die momentane Krise zu rechnen. Problematisch wird es dann, wenn Investoren oder Auftragnehmer mit Vorkassen ohne genügend Sicherheit arbeiten.

Homeoffice funktioniert auf der Baustelle natürlich nicht, aber hat sich sonst bei Ihnen etwas verändert?

Tobias Hönemann: Nein, bei uns geht der normale Alltag Baustelle – Büro – Baustelle seit Anfang des Jahres unverändert weiter.

Wie haben sich die Grundstücks- und Baupreise in den letzten Jahren entwickelt? Hat die Krise Auswirkungen auf die Preise?

Tobias Hönemann: Es ist einfach Blödsinn, wenn jemand behauptet, dass Corona an der jetzigen Preisentwicklung ausschlaggebend ist. Die Grundstücks- und Immobilienpreise schießen seit der Bankenkrise in unsinnige Höhen, da viele Ihr Kapital aus den Finanzmärkten ziehen und in Immobilien investieren. Die Preise steigen hier vor Ort teilweise in schwindelerregende Höhen, die für Normalverdiener unerreichbar werden. Wir beobachten mit wachsender Beunruhigung, dass der Immobilienmarkt in erschreckender Größenordnung von Interessenten aus dem Ausland regelrecht überrollt wird und vollkommen unrealistische Preise gezahlt werden. Das gute an der jetzigen Situation ist aber, dass durch den absoluten Handwerkermangel die Handwerksunternehmen sich jetzt doch sehr schnell dem Löhnen der alten Bundesländer anpassen können.

Welche Anreize könnte die Politik Ihrer Meinung nach schaffen, um Bauträgern das Leben zu erleichtern?

Tobias Hönemann: Wir müssen endlich dazu kommen, das die Mindestlöhne allgemein auf ein Niveau angepasst werden (ca. 12,- Euro pro Stunde),  die Löhne am Bau auf die branchenüblichen Sätze, um einen ausreichenden Anreiz für Arbeit zu entwickeln und gleiche Voraussetzungen auch für ausländische Firmen durchzusetzen, um einheimischen Firmen gute Chancen im Wettbewerb zu ermöglichen. Die Kontrollen dazu müssten viel intensiver sein, um den Binnenmarkt zu schützen. Wenn wir so weiter machen wie bisher, werden uns im Lande die Fachkräfte ausgehen und der Bau vollkommen zusammenbrechen. Leider ist die Vorstellung und Umsetzung von Qualität in den letzten Jahren immer mehr gesunken.

Förderungen sollten nur bei Projekten, die der Allgemeinheit großen Nutzen bringen, von staatlicher Seite erfolgen und dabei darauf geachtet werden, dass gesetzliche Rahmenbedingungen eingehalten werden. Alle anderen Projekte können durch private Investoren abgedeckt werden. Hier sollte man über interessante Steuermodelle nachdenken, die auch Anreize für private Investoren schaffen, in kommunale und bundesweite Projekte zu investieren. Man sollte vielleicht auch darüber nachdenken, privaten Anlegern eine Möglichkeit zu bieten, in kommunale oder stattliche Projekte zu investieren und dadurch wieder Anreize für Geldanlagen und sicher Rendite schaffen.

Was geben Sie zukünftigen Bauherren mit, die auf dem Weg ins Eigenheim oder den Erwerb einer Immobilie als Kapitalanlage sind?

Tobias Hönemann: Zuerst muss klar sein, was das Ziel ist. Soll es eine Anlage sein zwecks Rendite oder soll die Immobilie zur Eigennutzung sein. Kaufen Sie nie eine Immobilie auf Druck oder Krampf. Eine eigengenutzte Immobilie sollte spätestens bei Renteneintritt abgezahlt sein, wenn eine Finanzierung nötig ist. Arbeiten Sie bei Neubauten mit Festpreisen und Erfüllungsbürgschaften. Kalkulieren Sie bei Neubauten den Ausbau bis zur Schlüsselfertigstellung (einzugsfertig), vergessen Sie dabei die Außenanlagen nicht. Wenn Sie eine Bestandsimmobilie kaufen wollen, nehmen Sie sich einen Bausachverständigen mit.

Lassen Sie sich die die Rendite genau vorrechnen. Dabei ist wichtig, wann die Immobilie gebaut wurde, welche Instandhaltungsmaßnahmen bis jetzt durchgeführt wurden, in welchen zustand sich die Immobilie aktuell befindet und welche Investitionen eventuell anstehen oder ob absehbar welche anstehen werden. Wie hoch ist bei Eigentumswohnungen die monatliche Investitionsrücklage und in welcher Höhe ist diese vorhanden?

Herr Hönemann, vielen Dank für das Gespräch.

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