Johannes Ranscht: Crowdinvesting wird immer beliebter

Interview mit Johannes Ranscht
Johannes Ranscht ist Geschäftsführer der OneCrowd, einem Dresdner Unternehmen. Mit ihm sprechen wir über Crowdinvesting, Immobilienfonds sowie Vorantreiben der Digitalisierung.

Crowdinvesting erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Wie erklären Sie sich diesen Trend?

Johannes Ranscht: Wir befinden uns ja bereits seit Jahren in einer Niedrigzinsphase, und mittlerweile ist den meisten Privatanlegern klar geworden, dass ihr Geld auf dem Sparkonto keine Rendite bringt, sondern kontinuierlich an Wert verliert. Wer sein Geld für sich arbeiten lassen möchte, kommt also gar nicht drum herum, sich mit Investmentformen zu beschäftigen, die ein höheres Risiko haben, aber auch entsprechend höhere Renditen ermöglichen. Eine davon ist das Crowdinvesting. Mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass man sich nicht nur mit Investments in Aktien an der Börse ein individuelles Portfolio zusammenstellen kann, sondern dass dies beim Crowdinvesting genauso möglich ist – und das zu einem Bruchteil der Kosten. Für Investments auf den Crowdinvesting-Plattformen der OneCrowd – Seedmatch, Econeers und Mezzany – entstehen dem Anleger zum Beispiel überhaupt keine Nebenkosten des Investierens. Ordergebühren, Ausgabeaufschläge und andere bei Börseninvestments übliche Gebühren kennen wir nicht – das Kapital fließt zu 100 Prozent in das gewählte Funding und arbeitet für die Rendite des Anlegers. Zudem erschließt das Crowdinvesting Anlageoptionen, die bisher nur professionellen Anlegern vorbehalten waren – seien es Investments in aufstrebende Startups oder in attraktive Immobilienprojekte. Für mich ist es daher kein Wunder, dass Crowdinvesting immer beliebter wird.

Online-Anbieter sprechen zum Teil gezielt Kleininvestoren an. Sie werben mit geringen Mindestinvestitionssummen. Für wie attraktiv erachten Sie Crowdinvesting für Immobilien?

Johannes Ranscht: Immobilien-Crowdinvesting ist seit Jahren sehr gefragt und eines der am stärksten wachsenden Segmente innerhalb des Crowdinvesting-Marktes. Wir halten diesen Bereich für sehr attraktiv für Privatanleger – daher haben wir bereits im Jahr 2015 mit Mezzany eine eigene Plattform für Immobilien-Investments ins Leben gerufen. Bereits ab einer Mindestinvestitionssumme von 250 Euro können sich Kleinanleger dort an renditestarken Immobilienprojekten an gefragten Standorten beteiligen. Der Immobilienmarkt boomt ja seit längerem – aber nicht jeder möchte oder kann eine eigene Immobilie als Renditeobjekt erwerben. Bis vor einigen Jahren waren Immobilienfonds die einzige Alternative, dann fanden Crowdinvesting- und Immobilienbranche zusammen und wurden zum Erfolgsduo. Meiner Einschätzung nach ist Immobilien-Crowdinvesting gerade für Crowdinvesting-Einsteiger gut geeignet, da die Investmentkonditionen in der Regel leicht verständlich sind – meist handelt es sich um Anlageoptionen mit fixierter Laufzeit und festen Zinsen.

Kann Crowdinvesting das halten, was oft versprochen wird: hohe Rendite bei geringem Risiko?

Johannes Ranscht: Wie generell am Finanzmarkt gilt auch beim Crowdinvesting, dass Rendite die Belohnung dafür ist, wenn Investoren bereit sind, Risiken zu tragen. Das Rendite-Risiko-Profil unterscheidet sich daher in den verschiedenen Teilsegmenten des Crowdinvesting-Marktes. Ein Investment in ein Immobilienprojekt oder in einen Solarpark, dessen Betreiber eine feste Vergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) erhält, hat daher üblicherweise ein geringeres Risiko als eine Beteiligung an einem innovativen Startup – im Erfolgsfall können mit der Startup-Beteiligung jedoch wesentlich höhere Renditen erreicht werden. Unsere auf Unternehmens-Investments spezialisierte Plattform Seedmatch hat gemeinsam mit der Universität Oldenburg eine wissenschaftliche Untersuchung zur Renditeerwartung beim Startup-Crowdinvesting durchgeführt und eine durchschnittliche Rendite von 16 Prozent p. a. errechnet. Um diese Rendite zu erzielen, ist es jedoch erforderlich, kleinere Summen in eine Vielzahl von Unternehmen zu investieren, statt alles auf eine Karte zu setzen. Der Grund liegt auf der Hand: Junge Unternehmen können zum nächsten Unicorn werden – es kann jedoch auch passieren, dass der Markt das Geschäftsmodell nicht annimmt und das Unternehmen scheitert. Wer sein Geld auf eine größere Anzahl verschiedener Investments verteilt, sorgt dafür, dass die Erfolge der einen die Verluste der anderen mehr als kompensieren und so am Ende eine sehr attraktive Rendite steht. Insgesamt würde ich jedoch den kompletten Crowdinvesting-Markt, völlig unabhängig vom Segment, als Hochrisiko-Investment einordnen – hierfür sensibilisieren wir unsere Nutzer immer wieder, etwa in unserer Seedmatch Academy, in der wir die wichtigsten Infos rund ums Unternehmens-Crowdinvesting vermitteln.

Welche Tipps können Sie interessierten Investoren geben?

Johannes Ranscht: Ein paar wichtige Tipps sind ja oben schon angeklungen – da Crowdinvesting ein Hochrisiko-Investment ist, sollte man nur Gelder investieren, deren Verlust man sich “leisten” könnte. Zudem empfiehlt es sich, das verfügbare Kapital im Sinne der Portfoliodiversifikation auf möglichst viele verschiedene Unterne, um ein Klumpenrisiko zu vermeiden. Mit unseren drei Plattformen – Seedmatch für Investments in aufstrebende Unternehmen, Econeers für nachhaltige Unternehmen und Erneuerbare-Energien-Projekte und Mezzany für Immobilieninvestments – erleichtern wir unseren Nutzern die Diversifikation. Zudem möchte ich dazu raten, sich vor einem Investment detailliert mit den Unternehmen und Projekten zu beschäftigen. Wir als Plattformbetreiber führen eine umfangreiche Due Diligence durch, doch letztendlich muss jeder Anleger für sich entscheiden, ob ein Projekt in das eigene Portfolio passt oder nicht. Neben den Unterlagen, die wir auf den Plattformen bereitstellen, können Anleger im Dialogbereich ihre Fragen auch direkt an das Unternehmen oder den Projektbetreiber richten – davon sollte man auf jeden Fall Gebrauch machen.

Crowdinvesting ist ein neuer Markt, der durch digitale Möglichkeiten erschlossen wurde. Für wie wichtig stufen Sie die Digitalisierung für die Zukunft der Finanzbranche ein?

Johannes Ranscht: Ohne Digitalisierung geht es mittlerweile in keinem Lebensbereich mehr – auch nicht in der Finanzbranche. Die Zeiten, in denen Menschen ihre Überweisungen am Schalter abgeben oder sich stundenlang persönlich mit ihrem Bankberater austauschen wollten, sind vorbei. Anleger haben Vertrauen in die vielfältigen digitalen Möglichkeiten der Geldanlage gefasst und schätzen die Vorteile, etwa Bequemlichkeit, Schnelligkeit, Selbstbestimmtheit, ein größeres Angebot und umfassende Transparenz. Das setzt die Finanzbranche unter Druck, bietet jedoch auch große Chancen in Hinblick auf Prozessoptimierung und Effizienzsteigerung. Viele Banken und etablierte Finanzdienstleister setzen mittlerweile auf die Zusammenarbeit mit innovativen FinTechs, um ihre Digitalisierung voranzutreiben. Wir arbeiten zum Beispiel schon seit Jahren mit der Consorsbank zusammen. Beide Seiten profitieren davon. Die Consorsbank kann, dank unserer Hilfe, ihr Angebot um die Anlageklasse Crowdinvesting erweitern und so ihren Kunden schon mit geringem Anlagekapital einen Zugang zu einem Markt verschaffen, der normalerweise höhere Investments fordert. Wir hingegen haben die Möglichkeit, unsere Kampagnen bei der Consorsbank zu platzieren und neue Nutzer zu generieren. Zusammenfassend lässt sich also sagen: Ohne Digitalisierung geht in der Finanzbranche nichts mehr – und Partnerschaften zwischen etablierten und innovativen Playern sind oft eine Win-Win-Situation.

Herr Ranscht, vielen Dank für das Gespräch!

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