Marc Frings: Der Verbrauchsausweis ist der Klassiker

Interview mit Marc Frings
Marc Frings ist Geschäftsführer der Atlas Immobilienservice GmbH in Erfurt. Im Interview sprechen wir mit ihm über die Einführung des Energieausweises sowie den Unterschied zwischen Bedarfs- und Verbrauchsausweis.

Mit der EnEV von 2008 wurde die Einführung von Energieausweisen für den Gebäudebestand geregelt. Seit Anfang 2008 wurde der Energieausweis schrittweise eingeführt. Warum wurde er eingeführt?

War diese Einführung ein Fortschritt und wie hat man es vorher geregelt?

Marc Frings: Der Grundgedanke des Gesetzgebers, für Verbraucher einen Überblick über Energieverbrauchsdaten und somit auch einen Anhaltspunkt für Energiekosten zu geben ist nachvollziehbar. Vor Einführung des Energieausweises (2009) wurden höchstens -meist auf Nachfrage- Betriebs- bzw. Verbrauchskostenabrechnungen vorheriger Mieter oder Eigentümer ausgehändigt. Aber auch nach mehr als 10 Jahren kann ich durch diese Regelung nebst allen Verschärfungen über die Jahre keinen Fortschritt oder Mehrwert für die Bürger erkennen.

Für wen ist dieser Energieausweis wichtig und wofür?

Marc Frings: Auf Grund der sehr starken Varianz zwischen Verbrauchsausweis und Bedarfsausweis und zugleich noch den unterschiedlichen Werten bei verschiedenen Anbietern erachte ich den Ausweis mindestens als entbehrlich.

Sind der Verbrauchs- und der Bedarfsausweis zwei unterschiedliche Dokumente und wo werden sie ausgestellt? Wie hoch sind die Kosten?

Marc Frings: Der Klassiker ist der Verbrauchsausweis. Dieser basiert auf dem tatsächlichen Energieverbrauch (z.B. Gas oder Fernwärme) der vergangenen 36 Monate. Wenn uns die relevanten Daten (Baujahr, Adresse, Verbrauch in KwH einzelner Jahre und Quadratmeterangabe) vorliegen, benötigen wir für die Erstellung in einem Online-Portal ca. 2 Minuten und die Kosten belaufen sich auf 29 €. Der Bedarfsausweis ist deutlich komplizierter zu erstellen, da es sich bei Bedarfsausweis um eine rein mathematische Berechnung auf Grund von Kennzahlen des Objektes handelt. Die Erstellung kostet ca. 80 €. Große Anbieter oder Abrechnungsdienste berechnen für Energieausweise gerne mal 150 – 500€. Die Gültigkeit beträgt 10 Jahre.

Welche Rolle spielen die Werte auf dem Ausweis für den Wert der Immobilie?

Marc Frings: Die Werte des Energieausweises haben -wenn überhaupt- nur marginalen Einfluss auf den Wert einer Liegenschaft. Der klassische Kapitalanleger interessiert sich nur dafür, um bei Notarverträgen bestätigen zu können, dass der EA ordnungsgemäß übergeben worden ist. Der Wert selbst hat bei diesen Transaktionen keine Bedeutung. Anders sieht dies häufig bei Familien aus, die ein Einfamilienhaus erwerben wollen. Hierbei gibt es öfters Nachfragen nach einem EA, da auch das (vermeintliche) ökologische „Gewissen“ zugenommen hat. In den Hintergrund tritt der EA allerdings stets bei Hausangeboten, wo das Angebot derart eingeschränkt ist, dass der Wille den Traum von Eigenheim zu erfüllen größer ist als vermeintliche Energie-Verbrauchsdaten.

Wie oft kommen Sie im Berufsalltag mit Energieausweisen in Berührung?

Marc Frings: Bei jeder Vermietung und jedem Verkauf. Wir sind als Makler verpflichtet, die Daten in den Exposés auszuweisen und seit 5/2021 unaufgefordert den Ausweis zu übergeben bzw. zu übermitteln.

Wie schätzen Sie Kaufpreis-Entwicklung des Immobilienmarktes in Ihrem Bundesland ein?

Marc Frings: Eine pauschale Aussage für Thüringen ist nicht möglich, da die Kaufpreise innerhalb des Freistaates extrem variieren. Während es in Erfurt, Jena und Weimar stets eine starke bis sehr starke Nachfrage über alle Assetklassen gibt, ist diese Nachfrage teils 15 Kilometer außerhalb dieser Städte eher überschaubar. Dies spiegelt sich deutlich in den Immobilienpreisen nieder wie man am Beispiel Erfurt sehr gut sehen kann. Das klassische Mehrfamilienhaus in Erfurt kostet mindestens doppelt soviel pro Quadratmeter bzw. im Verhältnis zur Jahresnettokaltmiete als 10 Kilometer außerhalb von Erfurt.

Herr Frings, vielen Dank für das Gespräch!

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