Wiener Bodenpolitik ist ein Vorbild für andere Großstädte – Andreas Holler (BUWOG Group)

Interview mit Andreas Holler
Andreas Holler ist Geschäftsführer der BUWOG Group GmbH. Im Interview spricht der Bauexperte über die vorbildliche Baupolitik in Wien und die Auswirkungen des Lockdowns auf die Baubranche.

Jede Branche ist von den Auswirkungen des Lockdowns mehr oder weniger betroffen. Wie stark ist das Bauträger-Geschäft allgemein und Ihr Unternehmen im Speziellen beeinträchtigt?

Andreas Holler: Die Auswirkungen der Corona-Krise schlagen sich auf alle Branchen nieder, so auch auf die Bau- und Immobilienbranche. Die Baubranche war insbesondere während des Lockdowns betroffen, als Personal und benötigte Werk- und Baustoffe aufgrund der Absperrungen an den Grenzen kurzzeitig nicht nach Österreich gelangen konnten. In der Immobilienbranche sind es insbesondere Gewerbeimmobilien, deren Vermarktung und Bewirtschaftung aktuell zur Herausforderung werden, während Wohnimmobilien aufgrund ihrer Unabhängigkeit von Konjunkturschwankungen als bewährte „Krisenwährung“ angesehen werden können. Dies ist auch der Grund, warum die BUWOG Group GmbH sich von der aktuellen Krise nur in sehr geringem Ausmaß betroffen sieht. Wir beobachten seit Beginn der Corona-Krise eine steigende Nachfrage nach Eigentumswohnungen und auch am Mietmarkt herrscht ungebrochen hohe Nachfrage, so dass wir auch hier den weiteren Entwicklungen eher optimistisch entgegenblicken.

Eine Insolvenz des Partnerunternehmens heißt für den Privatinvestor oder gewerblichen Bauherren meist den Totalverlust des Kapitals. Denken Sie, dass dieser Umstand aufgrund der Krise häufiger eintritt?

Andreas Holler: Die Sicherheit der Investitionen unserer Kunden ist uns sehr wichtig. Bei der Abwicklung unserer Projekte sind Käufer selbstverständlich auch in Krisenzeiten durch das Bauträgervertragsgesetz (BTVG) – ähnlich dem MaBV in Deutschland – abgesichert. Als Tochtergesellschaft der deutschen Vonovia SE profitiert die BUWOG im Hinblick auf finanzielle Stabilität und Eigenkapitalstärke von ihrem Mutterkonzern – das ist natürlich ein absolutes Plus für (Privat-)Investoren, was das Thema Sicherheit anbelangt.

Homeoffice funktioniert auf der Baustelle natürlich nicht, aber hat sich sonst bei Ihnen etwas verändert?

Andreas Holler: Die BUWOG Group GmbH beauftragt für die Umsetzung ihrer Wohnbauprojekte Generalunternehmer, das heißt die permanente Anwesenheit unserer Developmentmanager auf der Baustelle war und ist nicht erforderlich. Insofern war unsere Belegschaft während des Lockdowns beinahe zu 100 Prozent im Home Office tätig, was ausgesprochen gut funktioniert hat. Mittlerweile haben wir – unter Einhaltung strenger Sicherheitsbestimmungen – wieder vermehrt auf Office-Betrieb umgestellt, wobei abzuwarten bleibt, wie sich die Lage rund um Corona und die Infektionszahlen in Österreich weiterentwickeln. Wir haben jedenfalls gesehen, dass der BUWOG-Betrieb in Österreich beinahe uneingeschränkt auch aus dem Home Office weiterlaufen kann, und sind für derartige Umstände bestens gerüstet.

Wie haben sich die Grundstücks- und Baupreise in den letzten Jahren entwickelt? Hat die Krise Auswirkungen auf die Preise?

Andreas Holler: Im Raum Wien sind die Grund- und Baukosten in den vergangenen Jahren stark gestiegen, wobei die Baupreise Anfang 2020 wieder begannen, sich einzubremsen. Grund für den Anstieg war einerseits die geringe Anzahl an noch freiem Bauland und andererseits die hohe Nachfrage nach Wohnraum in einer wachsenden Stadt in Verbindung mit der gesteigerten Neubauqualität. Im Hinblick auf die Krise sehe ich keine gravierenden Auswirkungen auf Grund- und Baukosten. Grundstücke sind nach wie vor Mangelware – diese Situation wurde durch die Krise weder leichter noch zusätzlich verschärft. Nachdem die Baupreise wie erwähnt Anfang 2020 etwas rückläufig waren, werden sie sich voraussichtlich inflationsabhängig weiterentwickeln. Dass Generalunternehmer aufgrund der Krise die Preise wieder nach oben schrauben, halte ich für unwahrscheinlich.

Welche Anreize könnte die Politik Ihrer Meinung nach schaffen, um Bauträgern das Leben zu erleichtern?

Andreas Holler: Was man der Stadt Wien zunächst zugutehalten muss ist, dass sie eine aktive Bodenpolitik betreibt. Damit sichert sie die Verfügbarkeit von Liegenschaften für Wohnbauprojekte, übernimmt die ggf. nötige Umwidmung und verkauft sie zu einem sehr günstigen Preis über Bauträgerwettbewerbe an private und gemeinnützige Bauträger mit der Auflage, geförderten Wohnbau zu errichten. Die Stadt sorgt so für einen kontinuierlichen Nachschub an für sozialen Wohnbau geeigneten Grundstücken. Das halte ich für ein richtungsweisendes Vorgehen, das durchaus auch für andere Großstädte, auch im internationalen Raum, interessant wäre.

Potenzial zur Effizienzsteigerung gibt es aus meiner Sicht im Grundprinzip der Verfahrensdauer: Widmungsverfahren u.Ä. dauern derzeit mitunter noch relativ lang – diese kann man mit Sicherheit z.B. durch den Einsatz digitaler Tools noch beschleunigen und damit verkürzen. Es gibt bereits einige digitale Initiativen, die hier ansetzen, die aber bisher noch nicht umgesetzt wurden.

Was geben Sie zukünftigen Bauherren mit, die auf dem Weg ins Eigenheim oder den Erwerb einer Immobilie als Kapitalanlage sind?

Andreas Holler: Wie eingangs bereits erwähnt, sind Wohnimmobilien eine auch in Krisenzeiten sichere Anlageform, insofern können wir den Erwerb einer Immobilie nur empfehlen. Wichtig ist dabei, darauf zu achten, dass entsprechende Qualitätskriterien, wie zum Beispiel eine gute Lage, eine gut ausgebaute Infrastruktur u.Ä. gegeben oder in Entwicklung sind, denn diese können auch zu einer Wertsteigerung der Anlage beitragen.

Herr Holler, vielen Dank für das Gespräch.

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