Alexandra Klein ist Werkstudentin beim calaidoskop Institut und Praxis für systemische Beratung in Leipzig. Mit ihr sprechen wir über Paartherapie, Themen sowie Ziele professioneller Hilfe.

Eine Paartherapie ist für viele Paare gar keine Option. Obwohl die Beziehung auf der Kippe steht, denken viele Partner, dass professionelle Hilfe nichts bringt. Was umfasst eine Paartherapie und welche Themen werden in den Sitzungen meistens behandelt?
Alexandra Klein: Wir als Beratungspraxis bieten systemische Beratung an. Dieses Verfahren als Alternative zu Verhaltenstherapie und tiefenpsychologischer Psychotherapie ist durch eine ganz bestimmte innere Grundeinstellung unserer Berater*innen gekennzeichnet: Wir gehen davon aus, dass jeder Mensch dazu in der Lage ist, seine eigenen herausfordernden Themen anzugehen und zu bewältigen. Unsere Aufgabe besteht dabei darin, unsere Klient*innen dazu zu befähigen, sich selbst zu helfen. Wenn ein Paar zum ersten Mal zu einer Beratung zu uns kommt, steht das gemeinsame Kennenlernen im Vordergrund. Anschließend besprechen wir mit dem Paar, welcher Auftrag in der Paarberatung erfüllt werden soll. Über alle Termine hinweg bieten wir dem Paar verschiedene systemischen Methoden an. Außerdem achten wir darauf, dass beide Partner*innen zu Wort kommen und „übersetzen“ das Gesagte hier und da, um für ein besseres Verständnis auf beiden Seiten zu sorgen. Dabei hat das Paar in der Hand, welche Methoden es ausprobieren möchte, welche Themen besprochen werden, wie häufig es Termine in Anspruch nehmen möchte, ob ein*e oder zwei Berater*innen anwesend sein sollen und was ein geeigneter Zeitpunkt ist, die Beratung zu beenden.
Die meisten Menschen treten Paartherapeut:innen eher skeptisch gegenüber. Vielen Paaren fällt es schwer, mit einer fremden Person über ihre Beziehungsprobleme zu reden. Besonders wenn sich Partner nach der Sitzung wieder im Alltag befinden, neigen sie dazu, in alte Muster zu verfallen. Denken Sie, dass eine Paarberatung die Beziehung nachhaltig und positiv beeinflussen kann?
Alexandra Klein: Grundsätzlich geht es bei uns in der Paarberatung nicht darum, eine Beziehung um jeden Preis zu erhalten. Wir wollen beiden Partner*innen einen sicheren Raum geben, in dem sie sich offen mitteilen, über ihre Gefühle sprechen und sich selbst und ihre Beziehung reflektieren können. Damit erweitern wir ihren Handlungsspielraum und ermöglichen ihnen so, sich weiterzuentwickeln und Entscheidungen zu treffen, die für sie selbst wertvoll und nützlich sind. Sind beide Partner*innen bereit, sich gemeinsam zu entwickeln und an der Partnerschaft zu arbeiten, dann kann dies sehr bereichernd und stärkend für die Beziehung sein. Das Ganze ist ein Prozess, der meist nicht nach der ersten Sitzung abgeschlossen ist. Es braucht etwas Zeit, die eigenen Verhaltens- und Denkmuster zu verlassen und solche zu etablieren, die besser passen. Da zwischen den einzelnen Beratungsterminen meist ein paar Wochen liegen, hat das Paar die Möglichkeit, diese neuen Muster auszuprobieren und zu festigen. Natürlich kommt es aber auch vor, dass sich das Paar gegen die gemeinsame Beziehung entscheidet. Diese Option gibt es immer und auch diese Entscheidung kann nützlich für das Paar sein.
Welche Probleme führen Ihrer Erkenntnis nach Paare meistens in eine Therapie?
Alexandra Klein: Themen, die die Paare mitbringen, sind sehr vielfältig und individuell. Dazu gehören unter anderem Außenbeziehungen eines/einer Partner*in oder Affären, die aufgeflogen sind, Kommunikationsschwierigkeiten, Kindererziehung, Sexualität oder auch das Gefühl, sich auseinandergelebt zu haben. Es kommt vor, dass hinter diesen Themen mehr steckt, als es zu Beginn den Anschein macht. Da können beispielsweise persönliche Themen aus der Kindheit sowie berufliche Unzufriedenheit oder psychische Einschränkungen eines/einer Partner*in eine Rolle spielen. Ein Paar, welches sich zu einer Paarberatung entschließt, muss aber nicht zwangsläufig unlösbare Probleme mitbringen. Viele sehen die Beratung auch als Möglichkeit, sich kontinuierlich mit ihrer intakten Beziehung auseinanderzusetzen, um sie als noch erfüllender zu erleben.
Muss man in einer Partnerschaft sein, um eine Paartherapie aufzusuchen oder kann man dies auch als Einzelperson tun, um eine Krisensituation zu entspannen?
Alexandra Klein: Um die eigenen Verhaltensweisen innerhalb einer Beziehung zu reflektieren, muss man nicht in einer festen Partnerschaft sein. Es kommt besonders nach Trennungen vor, dass Menschen mit dem Anliegen zu uns in die Einzelberatung kommen, die Vergangenheit noch einmal aufzuarbeiten. Sie wollen häufig „dieselben Fehler nicht noch einmal machen“ und herausfinden, weshalb ihre bisherigen Partnerschaften gescheitert sind.
Eine Therapiestunde kann bei einem seriösen Anbieter schon einiges kosten. In welchen Fällen kann die Krankenkasse einem Paar unter die Arme greifen?
Alexandra Klein: Die Krankenkasse unterstützt nur im Fall einer psychotherapeutischen Einzelbehandlung, die separat beantragt und bewilligt werden muss. Die Kosten einer Paarberatung werden nicht von der Krankenkasse übernommen.