Für viele hat sich die Arbeitsplatzsituation im Homeoffice erst einmal verschlechtert – Annette Chrometz

Interview mit Annette Chrometz
Annette Chrometz ist Wirtschaftsingenieurin, geprüfte Arbeitsplatzexpertin und Inhaberin des Bürocenters Butzbach. Im Interview spricht die Gesundheits- und Präventionsberaterin über die Ausstattung von HomeOffice-Arbeitsplätzen und die Rolle des Büros im Arbeitsleben der Zukunft.

Die Corona-Krise hat die Anforderungen an Arbeitsplätze verändert. Welche Produkte sind derzeit besonders gefragt?

Annette Chrometz: Nach einer verstärkten Nachfrage nach Desinfektionssystemen, Webcams und Headsets, konnten wir bei der Gestaltung der Arbeitsplätze aktuell keine großen Veränderungen feststellen. Es gab wenige Kunden die Trennmodule für zwischen den Arbeitsplätzen benötigt haben, aber die meisten unserer Kunden haben die Arbeit so organisiert, dass weniger Mitarbeiter zur gleichen Zeit im Unternehmen sind.

Wahrscheinlich wird es aber langfristig Änderungen in den Anforderungen an die Arbeitsplätze geben, weil sich der Anteil der Mitarbeiter, die einen Teil Ihrer Arbeit im Homeoffice erledigen, steigen wird und somit der Bedarf an Arbeitsplätzen in den Büros sinken wird. Corona wird dazu beitragen, dass sich Desk-Sharing noch schneller durchsetzen wird.

Gibt es bestimmte Produktkategorien, die sich schlechter verkaufen als vor Ausbruch der Pandemie

Annette Chrometz: Der Bedarf an Kopierpapieren und der damit verbundenen Produktkategorie „Ordnen und Sortieren“ sowie Toner/Tinte, sinkt schon seit einiger Zeit kontinuierlich, wird im Moment aber noch schwächer nachgefragt.

Wird das Großraumbüro zum Auslaufmodell?

Annette Chrometz: Das glauben wir nicht. Unsere heutige Arbeit basiert in vielen Bereichen auf Zusammenarbeit und Austausch. Gemeinsames Arbeiten in großen, flexibel nutzbaren Räumen, unterteilt in Zonen, wird Bestandteil unserer Arbeitskultur sein. Vielleicht in Zukunft sogar noch mehr, als es heute schon üblich ist. Verstärkt wird dies zusätzlich auch durch den steigenden Anteil an „Allein-Arbeit“ im Homeoffice.

Welche Anforderungen gibt es für die Ausstattung von Homeoffice-Arbeitsplätze?

Annette Chrometz: Für die Arbeit im HomeOffice werden flexible Lösungen gebraucht, die das Arbeiten an verschiedenen Arbeitsplätzen ermöglichen, ohne dass der Mitarbeiter körperlichen Schaden nimmt. Das heißt kompakte Tastaturen/Mäuse und kleine, leichte Laptopständer, die einen entspannten Blick auf den Bildschirm erlauben. Mobiliar für das Homeoffice sollte ergonomisch auf den Nutzer einstellbar sein, modular erweiterbar und gleichzeitig wohnlich gestaltet sein.

Gibt es derzeit eine höhere Nachfrage nach Produkten, die auf einen Anstieg von Heimarbeit zurückzuführen ist?

Annette Chrometz: Für viele hat sich die Arbeitsplatzsituation im Homeoffice erst einmal verschlechtert. Im Büro gab es ergonomische Bürostühle, große Monitore und oftmals sogar elektrisch-höhenverstellbare Tische. Zu Hause ist das Arbeiten in der Küche oder am Wohnzimmertisch kein Klischee, sondern gelebte Realität. Für eine langfristige Arbeit sind die Tische und Stühle nicht geeignet, hinzu kommen fehlende Eingabegeräte (separater Monitor, Maus und Tatstatur) für die Arbeit mit dem Laptop. So haben wir im Moment verstärkt die Nachfrage nach vernünftigen Bürodrehstühlen im mittleren Preissegment, die eine gute ergonomische Ausstattung haben, da jeder Zweite sich den Stuhl privat anschafft.

Gestiegen ist die Nachfrage nach elektrisch-höhenverstellbaren Schreibtischen sowie ergonomischen Mäusen und Tatstaturen. Hier wurde, die teils langfristig geplante, Modernisierung des HomeOffice-Arbeitsplatzes nun kurzfristig realisiert.

Welche allgemeinen Trends wurden durch die Corona-Krise verstärkt?

Annette Chrometz: Der digitale Wandel (Videokonferenz, Austausch und Bearbeitung von Dokumenten, Webinare etc.) hat sich als neue Form der Zusammenarbeit schnell etabliert. Wir zeigen heute unseren Kunden den aktuellen Stand unserer Planungen für die neue Büroeinrichtung z.B. per VideoCall. Das hätten wir auch vor Corona schon machen können, aber es fehlte immer noch das Quäntchen „Notwendigkeit“, welches mit Corona kam und uns zum Handeln forderte.

Frau Chrometz, vielen Dank für das Gespräch.

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