Roman Reysh: Neuorientierung im Berufsleben

Interview mit Roman Reysh
Roman Reysh ist Geschäftsführender Gesellschafter der RADAS Jobbörse & Personalvermittlung GmbH. Mit ihm sprechen wir über Neuorientierung im Berufsleben, ganzheitliches Denkvermögen sowie Stressresistenz.

Mit Mitte 50 hat man rein rechnerisch noch durchschnittlich 15 Jahre Berufsleben und Karriere vor sich. Eine lange Zeit, in der sich ebenso eine Neuorientierung oder Veränderung lohnen kann. Auf welche Vorurteile und Probleme stoßen Bewerber mit Mitte 50?

Roman Reysh: Einige Unternehmen behaupten, dass jemand mit 50+ nicht so schnell „denken/handeln“ kann wie ein jüngerer Mitbewerber. Außerdem haben die einige Unternehmen „Bedenken“ wie oft der Kandidat (50+) gesundheitlich ausfallen könnte, bzw. ob dieser, je nach Tätigkeit, flexibel genug ist. Neben diesen Gedanken der Arbeitgeber spielt hier natürlich die Gehaltsfrage eine wesentliche Rolle – einige Unternehmen gehen davon aus, dass ein Bewerber 50+ sofort „das doppelte oder gar dreifache“ verlangen wird.

Meistens bringen Bewerber mit Mitte 50 einiges an Qualitäten mit sich. Welche Qualitäten haben Bewerber Mitte 50 normalerweise, welche jüngere Bewerber nicht haben?

Roman Reysh: I.d.R. Lebens- und Berufserfahrung, sowie ganzheitliches Denkvermögen und Stressresistenz. Dies kann man natürlich nicht pauschal auf alle beziehen. Nur weil man älter ist und länger gearbeitet hat, ist man nicht automatisch „schlau“. Hier spielt die persönliche Entwicklung eines Menschen (altersübergreifend) eine sehr wesentliche Rolle.

Mit Mitte 50 kann die letzte Bewerbung schon Jahre zurückliegen. Worauf müssen Anwärter in diesem Alter jetzt bei der Bewerbung achten?

Roman Reysh: Diese soll als erstes digitalisiert und aktualisiert werden! Damit meine ich, keine handgeschriebene oder gar auf einer Schreibmaschine erstellte Bewerbung. Bei solchen Bewerbungen denken moderne Unternehmen gleich an das 19 Jh. Hier fällt man zwar in der Personalabteilung auf, jedoch u.U. nicht unbedingt im Guten.

Laut einigen Experten sollte man als Bewerber in der Mitte der 50er Jahre einige Formulierungen meiden. Welche Formulierungen sind gemeint und warum sind diese eher nachteilig?

Roman Reysh: Einige „Experten“ raten z.B. den älteren Bewerbern deren Alter, sowie Passagen zu den evtl. bestehenden, gesundheitlichen Einschränkungen zu vermeiden. Diese sind aus unserer Sicht ganz und gar nicht nachteilig und führen nur noch zur Verwirrung in der Praxis. Ein Bsp. aus der Praxis: ein Bewerber (m/w/d) erwähnt nicht, dass er ein Rollstuhlfahrer ist, bekommt eine Zusage, freut sich. Fährt zu dem Unternehmen und bleibt vor dem Treppeneingang stehen, weil das Unternehmen keinen Zugang für Rollstuhlfahrer hat! Dies ist für beide Parteien unvorteilhaft und hätte vermieden werden können, wenn man dies angesprochen hätte. Wenn ein Unternehmen Personen mit z.B. einer Behinderung nicht einstellt (gleich aus welchem Grund), kann man sich dies schon bei der Bewerbung ersparen und sich auf andere, passendere Unternehmen konzentrieren. Den am Ende des Tages, spätestens bei der AV-Unterzeichnung, muss der Bewerber den Arbeitgeber über die evtl. bestehende Behinderung unterrichten. Dies muss der Arbeitgeber gesetzlich i.d.R. auch erfahren, um den Angestellten ordentlich anmelden zu können.

Die Bewerbung für Arbeitnehmer:innen 50+ sollte in Bezug auf Optik und Inhalt möglichst modern gehalten sein. Darüber hinaus sind vielen älteren Bewerbern die Formalia beim Lebenslauf unklar. Wie weit sollte dieser zurückreichen bzw. was sollte er umfassen?

Roman Reysh: Eine „moderne/designte“ Bewerbung ist eigentlich nicht nötig. Die Bewerbung sollte (kein Muss) ein paar einfache Designs beinhalten, damit diese nicht zu einfach, bzw. „langweilig“ aussieht. Ein Bild ist in unserem Jahrzehnt der Digitalisierung empfehlenswert. Auch hier gilt, falls ein Unternehmen (gleich aus welchem Grund), Bewerber nach einem Foto auswählt und deshalb eine Absage/Zusage erhält, sollte man sich ernsthafte Gedanken machen, ob man bei solchem Unternehmen überhaupt arbeiten möchte. Das Anschreiben sollte möglichst eine Seite lang sein, maximal jedoch zwei Seiten. Der Lebenslauf sollte klar strukturiert werden, Links Zeitangaben, rechts Unternehmen, Position und 3-5 Haupttätigkeiten dazu. Man sollte auch nicht vergessen, dass alle Zeiten (i.d.R. bis zum Schulabschluss) erfasst werden sollten. Dabei sollte der Bewerber darauf achten, dass sein Lebenslauf antichronologisch (letzte Tätigkeit zuerst) erstellt werden sollte.

Zeugnisse sollen entsprechend beigefügt werden. Wichtig: Kontaktdaten – Telefon (möglichst Handynummer) und E-Mail, sind schon fast ein „Muss“. Wenn keine E-Mail und keine Telefonnummer angegeben wird, könnte man denken, der Bewerber hat „keine Lust“ schnell kontaktiert zu werden und nimmt seine Bewerbung nicht ernst genug. In der Kombination mit der auf der Schreibmaschine oder handschriftlich geschriebenen Bewerbung (ohne Kontaktmöglichkeiten) gehen vielen Unternehmen von einer „Pflichtbewerbung (für das Jobcenter)“ aus und behandeln diese entsprechend. Mehr zu allg. Bewerbung erfahren Sie bei uns auf der Seite radas.de unter „Jobtipps>Bewerbung erstellen“

Eine Bewerbung mit Mitte 50 kann also durchaus durchwachsen sein. Haben Sie noch Ratschläge für Bewerber, die sich mit 50+ beruflich verändern möchten?

E Roman Reysh: Eine Bewerbung mit 50+ kann in den meisten Fällen, bzw. mit notwendiger Unterstützung erfolgreich sein. Bevor sich die Bewerber irgendwo vorstellen, sollen sich bzgl. deren Bewerbungsoptimierung informieren oder die Bewerbung von einem Dienstleister deren Vertrauens, erstellen lassen. Es ist außerdem ratsam sich nach einem privaten Arbeitsvermittler (Direktvermittler) umzuschauen, welche sich neben der Bewerbungserstellung, noch um die Vorstellungsgespräche kümmert. Sodass der Bewerber „nur noch“ zu den Vorstellungsgesprächen gehen kann/soll und sich um die lästigen „Nebenaufgaben“ nicht kümmern muss. Mehr zur Direktvermittlung

Herr Reysh, vielen Dank für das Gespräch!

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