So funktioniert Bewerbungscoaching

Interview mit Sven Neumann
In der heutigen Arbeitswelt reicht es längst nicht mehr aus, eine ordentliche Bewerbungsmappe und einen lückenlosen Lebenslauf zu präsentieren. Unter anderem sind Selbstdarstellung, soziale Kompetenzen sowie bereichsübergreifende Kenntnisse gefragter denn je. Unternehmen wollen umworben werden und Arbeitgeber das Gefühl bekommen, als wäre die von ihnen ausgeschriebene Stelle die „einzig wahre“ für den Bewerber. Wie Bewerber lernen, sich am besten präsentieren, ihre Persönlichkeit und Erfahrungen entsprechend darlegen und unverzichtbar für das Unternehmen zu werden, erklärt uns Sven Neumann, professioneller Bewerbungscoach und Inhaber von Competence 2 U.

Sie unterstützen sowohl Berufseinsteiger als auch Professionals bei der Suche nach dem perfekten Job und dem perfekten Arbeitgeber. Was sind die Ziele und auch vor allem die Herausforderungen Ihrer Kunden in diesem Bereich?

Unser Ziel bei competence2u ist es, unseren Kund*innen zu einer beruflichen Position zu verhelfen, die ihren individuellen Fähigkeiten und Neigungen entgegenkommt und sie bereichert und zufriedenstellt. Als Herausforderung erweist sich häufig, dass vielen Teilnehmenden zu Anfang gar nicht voll bewusst ist, wie ihre Rolle im Einzelnen aussehen soll, und eher benennen können, was sie nicht oder nicht mehr wünschen als was sie konkret tatsächlich wollen. Zunächst steht daher immer eine persönliche und berufliche Standortbestimmung auf dem Plan, auf deren Basis sich dann berufliche Perspektiven aufzeigen und Orientierungsmerkmale identifizieren lassen. Im Vordergrund steht stets die Individualität der Kund*innen, die darüber entscheidet, welche Kenntnisse vermittelt werden müssen, um die höchstmögliche Zufriedenheit mit dem Lernergebnis sicherzustellen.

Wie wichtig sind Softskills heutzutage?

Bei competence2u sind wir der Auffassung, dass persönliche und soziale Skills heutzutage die entscheidenden Merkmale im Bewerbungsprozess und allgemein bei der beruflichen Neuorientierung sind, um sich von anderen Bewerbenden abzuheben. Im Mittelpunkt des Coachings muss stets der Mensch als Individuum stehen. Daher investieren wir zu Beginn viel Zeit, um die persönlichen Werte und Bedürfnisse zu ermitteln und ein klares Bewusstsein für die eigenen Kompetenzen zu schaffen. Diese Inhalte fließen in den Coaching- und Bewerbungsprozess mit ein und spiegeln sich u.a. in individuell kreativ gestalteten Bewerbungsunterlagen und der Vermittlung von selbstsicherem Auftreten (etwa bei Vorstellungsgesprächen) sowie dem Training erfolgreicher Selbstvermarktung.

Damals war es ja ein No Go, wenn man aufgrund von beispielsweise Reisen eine Lücke im Lebenslauf aufwies. Wie sie es heutzutage aus? Wird es immer noch als Mangel gesehen oder kann es vielleicht sogar positiv gesehen werden?

Sogenannte „Lücken“ gehören ganz einfach zum Leben. Unsere Aufgabe sehen wir darin, Bewerber*innen darin zu bestärken, die diesbezüglichen Hintergründe darzustellen und zu erläutern. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, sich in einem neuen Arbeitsumfeld auszuprobieren und Neues zu entdecken. Bei unseren Kund*innen gibt es selbstverständlich zunächst Unsicherheiten darüber, wie sie im Bewerbungsprozess angemessen mit der Erklärung von Lücken im Lebenslauf umgehen sollen. Wir sehen es aber durchaus als Vorteil, wenn unsere Teilnehmenden sich entwickeln wollen und bestärken sie dabei, ganz selbstbewusst über solche Zeiträume zu sprechen. Es gilt dann im Arbeitsumfeld diejenigen Positionen zu ermitteln, für die eine sogenannte Lücke kein Hindernis darstellt. Ein Betrieb, der dafür kein Verständnis aufbringt, ist wahrscheinlich auch nicht der Arbeitsort, an dem man sich später wohl fühlen wird.

Sowohl ein Bewerbermarkt ist vorhanden als auch gleichzeitig ein Fachkräftemangel. Theoretisch könnten Bewerber sich einfach die für sich passenden Unternehmen heraussuchen und sich eigenständig bewerben. Warum brauchen dennoch viele Bewerber Ihrer Meinung nach ein professionelles Coaching?

Wir sind davon überzeugt, dass jeder Mensch die Ressourcen besitzt, die für die Lösung seiner Anliegen erforderlich sind. Die wohl häufigsten Gründe dafür, ein Coaching in Anspruch zu nehmen, sind Enttäuschung und ein Mangel an positiven Rückmeldungen von außen sowie die damit verbundenen Orientierungsschwierigkeiten. Ein Coaching bei comeptence2u bietet vielfältige Möglichkeiten, um sich zu reflektieren, neue Perspektiven zu schaffen und Kompetenzen zu erwecken, damit Veränderungen erfolgreich umgesetzt werden können. Als Sparringspartner helfen wir dabei, „blinde Flecken“ in der Selbstwahrnehmung aufzudecken, was ein objektiveres oder realistischeres Bild auf die eigene Persönlichkeit vermittelt. Nicht zuletzt bieten wir zur Unterstützung ein umfassendes Kompetenznetzwerk an.

Einige Kandidaten/-innen haben Probleme damit, sich zu präsentieren bzw. gut ins rechte Licht zu stellen. Würden Sie kurz anhand Ihrer Erfahrung aufzeigen, welche Probleme am häufigsten auftreten, bei denen Sie eingreifen und coachen müssen?

Wir erleben es sehr häufig, dass unsere Teilnehmenden sich grundsätzlich schwertun, positiv von sich selbst zu sprechen und ihre speziellen Fähigkeiten und Kompetenzen ins beste Licht zu rücken. Manchmal fehlt auch einfach das Bewusstsein dafür, welche Gesichtspunkte für die aktuelle Bewerbung überhaupt relevant sein könnten. Nach einer umfassenden individuellen Standortbestimmung ist die zielgerichtete Vorbereitung auf entscheidende Gespräche daher ein fester Bestandteil unserer Arbeit. Wir begleiten den Bewerbungsprozess, zeigen berufliche Perspektiven auf und entwickeln die Fähigkeiten zur wirkungsvollen Selbstvermarktung weiter – in Schriftform oder auf Wunsch auch per Bewerbungsvideo.

Geben Sie uns doch bitte noch ein paar Einblicke davon, wie genau ein Coaching abläuft.

competence2u bietet umfassende professionelle Weiterbildungsoptionen an, die Orientierungs-, Karriere- und Existenzgründungscoachings sowie Trainings zur Festigung von digitalen Kompetenzen einschließt. Unseren Coachingprozessen gehen ausführliche Beratungsgespräche voraus, nach denen bei competence2u eine sorgfältige Auswahl stattfindet, um aus der Vielfalt der unterschiedlichen Fähigkeiten und Qualifikationen unserer Dozenten und Coaches die jeweils optimale Kombination auszuwählen. Zu Beginn des Coachings findet die Auftragsklärung zwischen Coach und Coachee statt, damit beide Seiten eine klare Vorstellung davon haben, wofür Sie ab jetzt gemeinsam arbeiten. Die weiteren Schritte lassen sich so umreißen:

  • Persönliche und berufliche Standortbestimmung (z.B. Stärken- und Schwächenanalyse, Ermittlung von Kompetenzen, Fähigkeiten und Talenten, Potenzialen und Interessen sowie privaten und beruflichen Zielen und Perspektiven)
  • Ermittlung und Entwicklung der beruflichen Perspektiven (z.B. Unterlagenanalyse, Ermittlung der Optimierungspotenziale, Überblick über den relevanten Beschäftigungsmarkt mit Branchenübersichten und Trends, Erarbeiten der Anforderungsprofile und der Selbstpräsentation, Erstellung der individuellen Bewerbungsunterlagen und des Bewerbungsvideos)
  • Unterstützung und Begleitung der Selbstvermarktung (z.B. Recherche- und Suchmaschinenarbeit, Nutzung von Job- und Metabörsen sowie sozialen Netzwerken, Vorbereitung und Simulation von Bewerbungsgesprächen mit Videotraining einschließlich Faktoren wie Mimik, Gestik, Verhalten und Auftreten, Outfit- und Stilberatung, Vorbereitung auf Assessment-Center und Einstellungstests)    

Es besteht dabei die Möglichkeit der Förderung durch den Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein (kurz AVGS), den die Agenturen für Arbeit oder die Jobcenter ausstellen.

Wenn wir etwas näher auf die Berufseinsteiger und die Professionals eingehen, welche Anforderungen stellen Unternehmen an Bewerber, die neu in die Berufswelt einsteigen und die, die einen Berufs- bzw. Unternehmenswechsel vornehmen möchten?

Nichts bleibt, wie es ist – das gilt auch für die Arbeitswelt! Digitalisierung und technologischer Fortschritt zwingen Arbeitgeber zur Dynamik sowie Arbeitnehmer zu neuen Karrierewegen. Es wird heute in Analogie zu den Begriffen Industrie 4.0 oder Logistik 4.0 bezüglich des aktuellen Anforderungsniveaus von „Arbeiten 4.0“ gesprochen. Dieses Konzept erfordert eine Reihe entscheidender Softskills: Ohne Kritikfähigkeit, die Fähigkeit zur klaren Kommunikation, Ausdauer, Flexibilität, Teamfähigkeit, bereichsübergreifendes Denken und Arbeiten sowie Zuverlässigkeit sind die üblichen Fachkenntnisse allein bedeutungslos. Soziale Kompetenzen sind die Eintrittskarte. Darüber hinaus sind Sprachkenntnisse und IT-Wissen von großem Vorteil.

Herr Neumann, vielen Dank für das Interview.

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