„Photovoltaik muss von Beschränkungen befreit werden“ – Udo Möhrstedt (IBC Solar AG)

Interview mit Udo Möhrstedt
Udo Möhrstedt ist Gründer und CEO der IBC SOLAR AG. Im Interview spricht der Photovoltaikexperte über den Ausbau der Erneuerbaren Energien und den Anteil der Wertschöpfung in Deutschland.

Photovoltaikanlagen haben 2019 einen Anteil von mehr als 7,4 Prozent zur Gesamtstromerzeugung beigetragen. Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf den Ausbau der Erneuerbaren Energien?

Udo Möhrstedt: Die Zahl für 2019 ist tatsächlich sogar etwas höher. So hat im letzten Jahr die Solarenergie 9 Prozent zur Nettostromversorgung beigetragen. Im ersten Halbjahr dieses Jahres haben wir das noch einmal deutlich steigern können. Die Erneuerbaren Energien haben diesbezüglich ganze 55 Prozent des Nettostrombedarfs geliefert. 11 Prozent erzielte die Photovoltaik. Ein sehr guter Wert für eine Technologie, die es vor ein paar Jahren noch gar nicht gab. Aufgrund der Corona-Krise ist die Nachfrage nach Strom etwas zurückgegangen, jedoch stieg gleichzeitig das Interesse an Solaranlagen. Die Menschen verbringen mehr Zeit zu Hause und denken daher vermehrt über ihre Verantwortung für die Umwelt nach.

Durch das Konjunkturpaket wird die EEG-Umlage in Zukunft gedeckelt. Reicht diese Neuregelung um eine starke, deutsche Photovoltaikbranche in Deutschland zu erhalten?

Udo Möhrstedt: Durch das Konjunkturpaket wird nicht die Förderung gesenkt, die bleibt stabil. Es wird nur ein Teil der Zahlungen direkt aus dem Bundeshaushalt finanziert. Das ist auch sinnvoll und sollte zügig passieren, weil über die EEG-Umlage beispielsweise Subventionen für die Industrie bezahlt werden. Die sollte nicht der Stromkunde zahlen müssen. Daher wäre es wichtig, dass etwa die Stromsteuer abgeschafft wird. Generell ändert das alles aber nichts an der Attraktivität der Anlagen für Investoren.

Welche Teile der Wertschöpfungskette werden in Deutschland generiert?

Udo Möhrstedt: Generell muss man hier zwischen den großen Freiflächenanlagen und den kleineren Dachanlagen (so um die 100 kW) unterscheiden. Bei diesen Hausanlagen beispielsweise, liegt die deutsche Wertschöpfung bei jeder Anlage ungefähr zwischen 60 und 70 Prozent. Hierzulande liegt der wichtigste Teil der Wertschöpfung in der Installation der Anlagen darunter fallen die Entwicklung, der Bau und Betrieb von PV-Anlagen und die Hardware-Komponenten, die fast alle aus Deutschland stammen. Wir sind in Deutschland neben der Herstellung von Wechselrichtern aber auch sehr stark bei der Grundstoffindustrie, also dem Silizium und im Maschinenbau. In der Modulfertigung waren wir einmal sehr gut aufgestellt, haben diesen Vorteil aber im Laufe der Jahre an China abgegeben. Daher stammen heute besonders die Module aus dem Ausland. Dennoch erfolgt die überwiegende Wertschöpfung aller hier gebauter Anlagen in Deutschland.

Welche Änderungen an der aktuellen Gesetzlage wären notwendig, um die geplante Energiewende bis 2030 zu realisieren?

Udo Möhrstedt: Derzeit wird in Deutschland keine Technologie zur Stromerzeugung in so großem Maße gebaut, wie die Photovoltaik. Aber um die Klimaziele zu erreichen, brauchen wir mehr davon. Die Photovoltaik muss dazu von überkommenen Beschränkungen befreit werden. Forschungsinstitute wie Fraunhofer fordern einen viel höheren Zubau. Das ist auch gerechtfertigt, weil die Photovoltaik, speziell auf Freiflächen, die günstigste Art der Stromerzeugung ist. Für diese großen Anlagen gibt es Ausschreibungen, von denen wir ebenfalls mehr benötigen und die wir kurzfristig verdoppeln sollten. Gleichzeitig muss der Eigenverbrauch des selbst erzeugten Solarstroms bei Hausdachanlagen noch leichter gestaltet werden. Da gibt es heute leider noch viel zu viele Hürden und Deutschland hinkt ziemlich hinterher.

Welche Möglichkeiten gibt es für private Kapitalanleger in Photovoltaikanlagen zu investieren?

Udo Möhrstedt: Da gibt es viele Möglichkeiten. Die attraktivste und einfachste Variante ist immer noch die PV-Anlage auf dem eigenen Objekt, um durch den selbst erzeugten Strom die Kosten der Stromrechnung zu senken. Eine gute Möglichkeit ist auch die Beteiligung an großen Solarparks, die durch die Ausschreibungen eine sehr sichere Investition ist. Auch die Errichtung von Solarparks im Ausland kann sehr lukrativ sein. Wir bei IBC SOLAR haben privaten Anlegern schon sehr früh die Möglichkeit gegeben, sich an großen PV-Anlagen zu beteiligen. Außerdem erproben wir die Errichtung von Solarparks durch Kommunen, die über lokale Banken finanziert werden. Die Bank verkauft dann Anteile an die Bürger – hier haben wir schon einige gute Beispiele und Erfahrungen gesammelt.

Welche Chancen und Risiken sind mit solchen Investments verbunden?

Udo Möhrstedt: Die Chancen sind ein sehr stabiler und gut kalkulierbarer Return auf das eingesetzte Kapital – nicht zuletzt wegen der staatlichen Vergütungen und der Abnahmegarantie. Die Wichtigste Grundregel lautet dabei Qualität! Diese muss unbedingt gegeben sein, da es sich um sehr langlebige Anlagen handelt. Wird die Anlage also in einem seriösen und kompetenten Rahmen errichtet, geht das Risiko nahezu gegen Null. Das zeigen auch unsere durchweg positiven Erfahrungen mit unseren mehr als 220 MW, die wir als Bürgersolarparks bisher betreiben.

Herr Möhrstedt, vielen Dank für das Gespräch.

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