„Algorithmen werden stetig besser“ – Markus Cremer (Releasy Performance)

Interview mit Markus Cremer
Markus Cremer ist Inhaber der Onlinemarketingagentur Releasy Performance. Im Interview spricht der SEO-Experte über das Zusammenspiel von technischem SEO, Suchmaschinen-Werbung und Content-Marketing.

Die Corona-Krise hat viele Unternehmer dazu gebracht ihre Digitalisierungsbemühungen zu intensivieren. Welches sind die wichtigsten Überlegungen, die bei der Planung einer Onlinekampagne berücksichtigt werden sollten?

Markus Cremer: Sammle so viele relevante Informationen wie möglich über deine potenziellen Kunden! Bevor das Marketing-Budget vorschnell ausgegeben wird, sollte vorher herausgefunden werden, wo sich die relevante Zielgruppe überhaupt aufhält und interagiert. Je genauer und sorgfältiger hier die Daten erhoben werden, desto erfolgreicher ist auch die Kampagne. Hier sollte man sich nicht mit oberflächlichen Daten wie Alter, Demographie etc. zufriedengeben, sondern intensiv nach den ungelösten Problemen des Idealkunden suchen. Dies kann je nach Branchen, Produkten etc. komplett unterschiedlich sein – die gesuchten Antworten stehen überall im Netz, egal ob in Reddit-Foren, Facebook-Gruppen oder in einer sauber durchgeführten Keyword-Research.

Wie kann ich als Unternehmen meine Sichtbarkeit im Netz verbessern?

Markus Cremer: Logischerweise baut dieser Schritt auf der sorgfältigen Recherche auf. Hier sind die Möglichkeiten fast endlos, grob muss man aber zwischen organischer Reichweite (z.B. SEO und Blogging) und bezahlter Reichweite (z.B. Google & Facebook Ads) unterscheiden. Für schnelle Resultate ist Online-Werbung zweifellos am besten geeignet. Eine langfristige Content-Marketing-Strategie lässt sich aber ebenfalls ideal mit Werbung verbinden! Für einige Branchen und Produkte kann z.B. Influencer-Marketing starke Resultate hervorbringen, da hier auf eine segmentierte Zielgruppe zugegriffen werden kann.

Welche technischen Anforderungen sollte eine Webseite erfüllen, um gute Rankings in Suchmaschinen zu erreichen?

Markus Cremer: Die technischen Anforderungen sind notwendig, aber nicht hinreichend für ein gutes Ranking. Einige der wichtigsten Faktoren lauten wie folgt:

  1. Die Optimierung für Mobilgeräte & Tablets muss vorhanden sein
  2. Die Website sollte mit TLS verschlüsselt sein (HTTPS).
  3. Die Ladezeiten der Website sollte kurz gehalten werden. Hier empfehle ich „Lazy Load“ und das Weglassen aller unnötigen Plug-Ins.
  4. Sogenannte 404-Fehler, also das Aufrufen einer nicht vorhanden Seite durch einen fehlerhaften Link, wirkt sich negativ auf die User Experience aus und sorgt schnell für das Verlassen der Website.
  5. Seitenarchitektur – eine sinnvoll strukturierte und einfach zu navigierende Website ist hilfreich!
  6. Eine XML-Sitemap sollte unbedingt an Google geschickt werden!

Generell bietet die Google Search Console mittlerweile ein solides Dashboard für technische SEO-Probleme und sollte unbedingt mit der Domain/Website verknüpft werden!

„Content is king“ lautet eine goldene Regel, die Google als wichtigsten Rankingfaktor für die Sucherergebnisse nennt. Welche Art von Inhalten sind besonders beliebt?

Markus Cremer: Die Inhalte, die am relevantesten für den Suchenden sind! Googles Vision besteht aus der optimalen Bereitstellung von Information anhand der eingegeben Suchbegriffe. Finde die perfekte Antwort auf dein Bedürfnis und bleibe möglichst lange auf dieser Seite. Je länger, desto besser – schließlich bezieht Google den mit Abstand größten Teil des gigantischen Umsatzes ​(ca. 161 Mrd. USD in 2019) ​aus Werbung.

Kurzgesagt: Relevante Inhalte, die entweder problemlösend, hochinformativ und/ oder exakt die Frage des Lesers beantworten, sind der Schlüssel zum erfolgreichen Content-Marketing und SEO.

SEO, SEA, Link Building, Content Marketing. In der Branche werden viele Fachbegriffe benutzt die Laien wenig sagen. Welche sind die gängigsten Methoden der Suchmaschinenoptimierung?

Markus Cremer: Besonders bei KMU’s wird das Thema SEO noch nicht so groß geschrieben. Hier wird mehr auf SEA (Search Engine Advertising) bzw. gezielte Werbung gesetzt, die Kunden direkt erreichen soll. Content-Marketing und SEO sind indirekte Techniken und arbeiten Hand in Hand. Eine langfristige Content Marketing Strategie ist unverzichtbar, schließlich möchte man als Unternehmen für mehr als nur seinen eigenen Namen in den Suchergebnissen auftauchen. Starkes Content Marketing, durch beispielsweise das regelmäßige Veröffentlichen informativer und zielgruppenrelevanter Blog-Artikel, kann besonders in Nischen langfristig ohne Werbekosten neue Kunden gewinnen! Der Blog dient hier lediglich als Landing Page, um zufriedene Leser (kostenlos) auf Produkte und Leistungen des Unternehmens aufmerksam zu machen.

Alle anderen SEO-Maßnahmen, besonders die technischen Faktoren sind die notwendigen Grundvoraussetzungen, durch die der Traffic-Aufbau durch Content-Marketing erst ermöglicht wird. Link Building ist ein wesentliches SEO-Teilgebiet und sorgt mit dem gezielten Aufbau und Platzieren eigener Links auf relevanten Websiten für höhere Rankings. Eine Analogie für Laien: Falls Elon Musk oder Larry Page dich und deine Arbeit weiterempfehlen spricht das für deine Autorität und deine Fähigkeiten. Dein Website-Link, bspw. in einem Artikel der New York Times sendet somit stark positive Signale an Google und kann so für ein höheres Ranking deiner Website sorgen.

Nicht alle Arten von Suchmaschinenoptimierung werden von Google geduldet und sollten vermieden werden. Welche Methoden fallen unter „grey hat“ und „black hat“ SEO?

Markus Cremer: Unter „grey hat“ -SEO zählen alle Maßnahmen bei denen die Durchführung nicht wirklich geregelt oder reglementiert ist. Beispielsweise wäre hier das gezielte Platzieren von Links (beispielsweise mit Erstellen eines Nutzer-Accounts und Zurückverlinkung auf die eigene Website) auf „toten“ Websiten, die aber immer noch eine sehr hohe Domain Authority (DA) aufweisen.

„Black Hat SEO“ geht hier noch einen Schritt weiter und umfasst grob alle Handlungen, die bekanntermaßen verboten sind. Hierzu würde ich z.B. künstliche Traffic-Generierung auf Serverfarmen (häufig mit IP-Spoofing kombiniert), um eine Seite schneller in die organischen Suchergebnisse zu befördern.

Grundsätzlich rate ich aber jedem Unternehmen, dass langfristig und seriös SEO anwenden will, auf jegliche Art von „grey hat“ und „black hat“ Tricks zu verzichten. Die Erkennungs-Algorithmen werden stetig besser und man handelt sich hier ziemlich schnell Strafen und Ranking-Einbußen ein.

Welche SEO-Maßnahmen halten Sie persönlich für kleine und mittelständische Unternehmen für empfehlenswert und zielführend?

Markus Cremer: Wie bereits erklärt, halte ich eine langfristige Content-Marketing Strategie für extrem wichtig. Fundiertes Wissen in Nischen kann in gezielten Blog-Posts neue Leads und Kunden generieren, die eine professionelle Lösung für ihre Probleme bieten. Ein Beispiel: Ein KMU im Prototypenbau will seine Kosten senken und sucht bei Google „Kosteneinsparungen im Prototyping“. Ein Hersteller von 3D-Druckern ist mit einem Blog-Artikel gezielt auf diese und ähnliche Suchanfragen (Keywords) eingegangen und liefert eine informative Schritt-für-Schritt Anleitung zum Wechsel auf 3D-Drucker. Je detaillierter und problemlösender dieser Artikel geschrieben ist, desto höher ist die Chance auf einen zukünftigen Kunden!

Herr Cremer, vielen Dank für das Gespräch.

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Markus Cremer

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