Ingo Noack: Smartes Wohnen ist bezahlbar

Interview mit Ingo Noack
Ingo Noack ist Geschäftsführer Elektriker Berlin. Im Interview sprechen wir mit ihm über die smarte Welt, Überangebot an Smart-Devices sowie vorrangige Bereiche.

Unsere Welt soll schöner, sauberer und moderner werden. Smart Home-Technologien sind ein Teil davon, aber scheinen durch die große Vielfalt teuer und nicht bezahlbar zu sein. Wie sehen Sie das?

Ingo Noack: Nein, diese Ansicht teile ich nicht. Verbraucher können schon für unter 100 Euro in die smarte Welt einsteigen. Die Kosten richten sich zum einen nach der Wahl des Herstellers und zum anderen nach dem Umfang des eigenen smarten Zuhauses. Wer nur seine Heizung umrüsten möchte, investiert natürlich weniger als der Verbraucher, der sein Haus voll automatisiert. Bezahlbar ist smartes Wohnen aber ganz sicher.

Ein Überangebot an unterschiedlichen Smart-Devices für die Bereiche Sicherheit, Licht, Energie, Wärme, Multimedia oder Haus-Technik ist beinahe verwirrend. Worauf sollte der „Neu-Einsteiger“ den Fokus legen, welche Bereiche haben Vorrang?

Ingo Noack: Ich denke, dass die Bereiche Licht und Wärme Vorrang haben sollten, denn hier ergibt sich ein recht hohes Sparpotenzial. Durch die Verringerung von Strom und Gas senken Verbraucher die eigenen Kosten und verringern zugleich den CO2-Verbrauch. Smarte Heizthermostate und smarte Leuchtmittel lassen sich zudem auch ohne Vorkenntnisse schnell und einfach installieren und per App und / oder Sprachsteuerung bedienen. Hat man sich zurechtgefunden und möchte erweitern, können die Bereiche Sicherheit, Multimedia und Haustechnik nach und nach erweitert werden.

Wie sieht es für den privaten Häusle-Bauer mit beispielsweise KfW-Förderungen beim Ausbau/Ein- oder Umbau mit Smart-Technik aus? Wird diese Modernisierung staatlich gefördert oder subventioniert?

Ingo Noack: Ja, Verbraucher werden mit KfW-Förderungen und BAFA-Förderungen unterstützt. Die Förderungen laufen unter dem Fokus des Klimaschutzes. Über die KfW können Verbraucher zum Beispiel Fenster- und Türsensoren, Überwachungskameras und Türkommunikations-Systeme zur Sicherheit fördern lassen, aber auch Lichtsteuerung, Smart Home Heizen und Ladestationen für Elektroautos. Über das BAFA wird vor allem die Elektromobilität gefördert, also der Kauf eines Elektroautos. Aktuell sind die Förderungen sehr attraktiv und lohnen sich. Übrigens nicht nur für Häusle-Bauer, auch Mieter können Förderungen beantragen.

Es heißt, dass der CO2-Ausstoss und der Energieverbrauch durch die Smart Home-Technologie verringert wird. Wie kann man sich das vorstellen?

Ingo Noack: Ich erkläre es gerne am Beispiel Heizen. Ohne smarte Heizthermostate verlässt man morgens bei laufender Heizung das Haus oder die Wohnung, damit es abends nicht kalt ist, wenn man nach Hause kommt. Viele ältere Heizthermostate erkennen auch nicht, ob das Fenster geöffnet ist und es wird zum Fenster hinaus geheizt. Mit einem smarten Heizungsthermostat kann man die Zeiten des Heizens individuell einstellen und auch die Temperatur auf das Grad genau festlegen. Hat man eine Stunde früher Feierabend oder kommt später als geplant nach Hause, kann man über die App die Heizung jederzeit wieder neu programmieren. In Kombination mit einem Fenstersensor erkennt das Thermostat geöffnete Fenster und reguliert dementsprechend die Temperatur. Ähnlich kann das auch mit der Lichtsteuerung umgesetzt werden, sodass keine Leuchten eingeschaltet bleiben, wenn niemand im Zimmer ist.

Die Smart Home-Technologie für private Wohnungen oder Häuser gibt es seit etwa 1993 in Deutschland. Dafür scheint die Technologie aber erst recht wenig bei uns genutzt zu werden. Liegt das daran, dass die Menschen am Alt-Hergebrachten festhalten und veränderungsresistent sind, oder woran?

Ingo Noack: Ja, ich denke, dass viele Verbraucher die Digitalisierung immer noch mit etwas Negativem verbinden. Es ist ihnen unheimlich, wenn Sie plötzlich das Licht mit Ihrer Stimme einschalten, statt den klassischen Lichtschalter zu bedienen. Hinzu kommt, dass Smart Home in vielen Haushalten nicht oder nur eingeschränkt nutzbar ist, weil es an schnellem Internet fehlt. Um es vorsichtig auszudrücken, wir tun uns in Deutschland mit Neuerungen allgemein sehr schwer. Das ist schade, denn Smart Home bietet viel Komfort und erhöht die Sicherheit. Und es macht Spaß. Ich denke aber auch, dass es an Aufklärung und Bündelung fehlt. Smart Home wird das Zuhause der Zukunft sein und wer jetzt schon einsteigt, kann auf jeden Fall mitwachsen und bereits heute alle Vorteile nutzen.

Was kostet es etwa, ein Einfamilienhaus mit den wichtigsten smarten Technologien auszurüsten – unkompliziert und benutzerfreundlich?

Ingo Noack: Unkompliziert und benutzerfreundlich, da empfiehlt sich ein Smart Home per WLAN und LAN. Die Kosten sind natürlich abhängig vom Hersteller, aber ich würde sagen round about für ein ganze Einfamilienhaus mit allen smarten Technologien sind 3.000 bis 4.000 Euro realistisch.

Herr Noack, vielen Dank für das Gespräch!

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