Edda Rössler: Investment in Kunst verbindet stets Emotion und Leidenschaft

Interview mit Edda Rössler
Edda Rössler studierte Kunstgeschichte, amerikanische Literatur und Germanistik und ist Inhaberin von ART21 – KUNST UND KÜNSTLER. Mit ihr sprechen wir über Investment in Kunst, Wertanlage sowie Kunstwerke.

Wer in Kunst investiert, will oft Leidenschaft mit Rendite verbinden. Funktioniert auch oft, doch gerade bei diesem Investment sind Recherche und Fachkenntnis nötig. Dabei hat sich Kunst als Investment über die Jahre als sichere Kapitalanlage bewährt. Warum ist ein Totalverlust bei Kunstwerken fast komplett ausgeschlossen?

Edda Rössler: Ausgeschlossen ist nichts im Leben! Dennoch, wie die Frage impliziert, besteht das Investment in Kunst aus zwei Facetten, dem berechtigten Wunsch nach Rendite, aber auch in einem emotionalen Ansatz, der sich hinter dem Wort „Leidenschaft“ verbirgt. Zwar kann eine Leidenschaft, hier für einen bestimmten Künstler oder eine bestimmte Kunstrichtung, enden, doch stets bleiben die Erinnerung und die hier gesammelten Erfahrungen, die das Leben bereicherten.

Sammler betonen allerdings, dass Kunst keine reine Wertanlage ist. Was ist darunter zu verstehen?

Edda Rössler: Was das Thema „Kapital-/ Wertanlage“ anbelangt, empfiehlt sich dem rechnenden Kunstfreund, insofern er nicht selbst Kunstexperte ist, mit einer Galerie zusammenzuarbeiten. Jede Galerie vertritt einen eigenen Kunststil und passende Künstler, somit ergeben sich bei der Auswahl übereinstimmende „Hits“. Der Galerist wiederum setzt in der Regel nur auf Künstler mit einer adäquaten akademischen Vita, die Professionalität, Können und Originalität miteinander verbinden und somit werden diese Werke langfristig erfolgreich auf dem Kunstmarkt vertreten sein. Eine gewisse Sicherheit bildet sich hier dann auch in der Preisgestaltung. Werke von Künstlern, die gerade neu in den Kunstmarkt aufgenommen werden, steigen mit einem niedrigen „Faktor“ ein. Versierten Galerien gelingt die Steigerung des Faktors im Laufe von nur wenigen Jahren. Es wird daher die Zusammenarbeit und Beratung mit einer Kunstgalerie angeraten. Aus diesem Grund ist es relativ unwahrscheinlich, dass hier empfohlene/ vertretene Künstler und ihre Werke kein sicheres Investment darstellen. So viel zum Thema „Wertanlage“. Darüber hinaus sehe ich weitere Komponenten wie Begeisterung, Leidenschaft und wertvolle Begegnungen. Selbst eine außergewöhnliche Wertsteigerung ist nicht ausgeschlossen. Spielt man etwa Lotto, ist es wahrscheinlich, dass man leer ausgeht. Setzt man auf Kunst und die Beratung durch erfahrene Galeristen, wird man langfristig finanziell und ideell profitieren. Ist man jedoch „nur“ an einer Wertanlage interessiert, empfehlen sich Aktien und entsprechende Finanzangebote. Das Investment in Kunst verbindet stets Emotion und Leidenschaft. Man entdeckt einen Künstler, verliebt sich in seine Kunst und bereichert somit das eigene Leben. Das schaffen trockene Zahlenkolonnen nicht. 

Oftmals ist es der diffuse Kunstmarkt, der potenzielle Anleger dann doch abschreckt. Warum ist der Kunstmarkt so undurchschaubar?

Edda Rössler: Der Kunstmarkt ist für Insider nicht „undurchschaubar“ und auch Ziel des Sammlers ist es ja, langfristig „part of the game“, also zum Insider zu werden. Mag sein, dass in der Vergangenheit selten über Preise gesprochen wurde, selbst auf Kunstmessen verschwanden die Preisangaben der Werke dezent und schamhaft in der Schublade. Mit den neuen Medien, dem Internet und insbesondere mit der neuen Kunstrichtung der Krypto Kunst hat sich das alles bahnbrechend geändert. Preise werden genannt und selbst „traditionelle“ Galerien veröffentlichen Werkpreise ihrer Künstler im Internet.

Das Kunstgebiet ist riesig und reich an Gattungen und Stilrichtungen. Aber welche Kunstwerke sind als Investition geeignet?

Edda Rössler: Jedes Kunstwerk, egal welcher Kunstgattung, mit entsprechender Expertise empfiehlt sich als Investition. Zudem ist der neue Bereich der „NFTs“, digitale Kunstwerke der Krypto-Kunst spannend. Ein digitales Kunstwerk des Künstlers Beeple wurde in diesem Jahr zum Rekordpreis von 69 Millionen Dollar versteigert. Die hier vertretenen Künstler werden oft als Stars der Szene gehandelt und ihre Werke steigen im Wert. Allerdings sollte man sich auch gut auskennen oder auf die Beratung erfahrener Insider setzen.

Auf welche steuerlichen Aspekte muss man beim Investieren in Kunst achten?

Edda Rössler: Da empfehle ich, erfahrene Steuerberater zu kontaktieren. Das Feld der steuerlichen Vorschriften und der Vorteile ist groß und facettenreich, so dass der Blick von Experten gefragt ist.

Relativ neu im Kunstmarkt sind auch Art-Consultants. Wie können Kunstberater Anlegern effektiv helfen?

Edda Rössler: Art Consultants, die über eine kunsthistorische Ausbildung und einem reichen Erfahrungsschatz im Kunstmarkt verfügen, können beraten und passend ganz nach Gusto des Kunstfreundes und -Anlegers eine Kunstsammlung stringent aufbauen helfen. Allerdings operieren Kunstberater auftragsgebunden, auch im Auftrag von Künstlern, so dass Präferenzen möglich sind.

Man sollte kein Geld in ein Kunstwerk stecken, das man schnell wieder kapitalisieren muss. Worauf sollte man Ihrer Meinung nach bei einem Kunstinvestment noch achten?

Edda Rössler: Auch das kann man so nicht stehen lassen. Investiert man in etwa in „Banksy“, selbst wenn er sich dann wie jüngst geschehen bei der Auktion unmittelbar nach dem Kauf in Fetzen auflöst, kann sogar der anschließende, kurz darauffolgende Verkauf der Überbleibsel noch rasch zu hohen Renditen führen. Doch die Regel lautet, erstmal Spaß am Kunstwerk haben und genießen. Dann kann man sich später an einem Verkauf, der mit ruhiger und langer Hand erfolgen sollte, erfreuen. Buy art to enjoy, sell art to profit, das geht Hand in Hand.

Frau Rössler, vielen Dank für das Gespräch!

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