Welche strategische Bedeutung haben Cyber-Versicherungen in der heutigen digitalen Landschaft für Versicherungsmakler?
Die Cyber-Versicherung ist zum unverzichtbaren Bestandteil der Absicherung von Unternehmen jeder Größenordnung geworden. Schadenseitig sind Cyber-Vorfälle der größte Kostenfaktor der Versicherungswirtschaft. Jedes Geschäftsmodell, jede Betriebsart hat einen Bezug zum Thema. Das Risiko einer Betriebsunterbrechung durch einen Cyber-Angriff ist real und trifft nicht nur große Firmen. Es hat sich eine ganze Industrie an Hackern und Cyber-Kriminellen gebildet, die systematisch arbeitsteilig nach IT-Schwachstellen suchen und diese dann für ihre Aktivitäten nutzen. Um ein Unternehmen wirkungsvoll zu schützen, bedarf es einer guten IT-Infrastruktur und einer Risikoabsicherung durch eine Cyber-Haftpflicht.
Es ist nicht mehr eine Frage, ob es zu einem Cyber-Vorfall kommt, sondern wann.
In der Beratung nimmt dieser Teil der Risikoabsicherung einen wichtigen Platz ein und gehört zum Einmaleins des guten Versicherungsmaklers.
Inwiefern haben sich die Prozesse oder Geschäftsmodelle von Maklern durch den Fokus auf Cyber-Versicherungen verändert?
In jede gute Beratung gehört das Thema Cyber-Versicherung auf die Agenda. Wir bei Hoesch & Partner haben dazu ein digitales Risk-Assessment, das es unseren Kunden erleichtert, den passenden Versicherungsschutz zu finden und verschiedene Anbieter miteinander zu vergleichen. Hier zahlt es sich aus, wenn der Makler in der Lage ist, das komplexe Thema auf das Wesentliche herunterzubrechen und die Hürde, sich damit zu beschäftigen, niedrig zu halten. Ein digitales Risk-Assessment ist dazu ein wichtiger Schlüssel.
Wird das Thema in seiner Komplexität eins zu eins an den Kunden ausgelagert, verliert dieser schnell die Lust, sich damit auseinanderzusetzen, und legt es schlimmstenfalls beiseite. Hier sind Beratungskompetenz und Marktkenntnis des Maklers gefragt.
Welche neuen Rollenbilder oder Qualifikationen sind für Versicherungsmakler notwendig, um im Bereich der Cyber-Versicherungen erfolgreich zu sein?
Am wichtigsten ist eine Schlüsselkompetenz des Maklers: Risikoanalyse und Kundenverständnis. Natürlich ist ein tieferes Verständnis für IT-Sicherheit, Kenntnis von Schadensszenarien und Möglichkeiten zur Absicherung wichtig. Wir haben in der Beratung festgestellt, dass das Thema Prävention auf Kundenseite zunehmend an Bedeutung gewinnt. Hier setzt eine Sensibilisierung bei den Geschäftsführer*innen ein. Cyber-Sicherheit wird zur Chefsache. In der Beratung sollte ein guter Makler die Brücke schlagen zwischen Entscheider und der komplexen Risikoabsicherung.
Wie gestaltet sich die Kooperation mit IT-Sicherheitsexperten oder anderen Partnern im Rahmen der Cyber-Versicherungen?
Es gibt Anbieter am Markt, die mit ausgewiesener Expertise die IT-Infrastruktur der Kunden herausfordern und testen. Schwachstellen werden aufgezeigt und dann auch behoben. Der bekannteste Anwendungsfall ist das Pen-Testing, also der Versuch, von außen auf Systeme zuzugreifen und einen Angriff zu simulieren. Das zeigt Einfallstore und Lücken in der Sicherheitsarchitektur auf, die dann geschlossen werden können. Solche Tests können Voraussetzung für den Versicherungsschutz sein oder zu Prämienersparnissen führen. Umsonst sind sie aber nie. Die Kenntnis um das eigene Risiko ist ein Mehrwert.
Im Schadenfall gibt es vom Versicherer Notfallkontakte, die rund um die Uhr erreichbar sind. Hier kann schnellstmöglich interveniert werden, um weiteren Schaden zu vermeiden und die Arbeitsfähigkeit wiederherzustellen.
Wie sehen Sie die langfristige Entwicklung von Cyber-Versicherungen innerhalb der Versicherungsbranche?
Die Cyber-Versicherung ist unverzichtbar geworden. Sie gehört zum existenzsichernden Schutz für jedes Unternehmen, unabhängig von Größe und Betriebsart. In diesem Bereich ist noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten und Beratungsbedarf vorhanden. Bis die Cyber-Versicherung so selbstverständlich wird wie die Kfz-Haftpflicht, ist allerdings noch ein langer Weg. Unsere Kunden haben den Mehrwert erkannt und setzen sich aktiv mit dem Thema auseinander. Dort, wo das noch nicht der Fall ist, beraten wir zu den Risiken und Folgen einer fehlenden Absicherung. Awareness ist hier das Schlüsselwort.
Der Markt wächst, und der Bedarf in einer immer digitaler werdenden Welt ist nicht zu gering einzuschätzen. Gesetzliche Regularien machen aus Freiwilligkeit Verpflichtung, exemplarisch sei NIS2 genannt. Es bleibt spannend in einem dynamischen Umfeld.