Fed-Zinsprognosen: Ziel von 2% Inflation rückt in weite Ferne

Fed-Zinsprognosen: Ziel von 2% Inflation rückt in weite Ferne

Die jüngsten Entscheidungen der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) sorgen für Unruhe an den Märkten. Wie Bloomberg berichtet, gehen die Notenbanker nun davon aus, dass die Inflation ihr Ziel von 2% frühestens im Jahr 2027 erreichen wird. Diese Erkenntnis stellt eine signifikante Änderung gegenüber früheren Prognosen dar, die ein schnelleres Absinken der Inflation erwarteten.

Für das kommende Jahr rechnen die Fed-Mitglieder nur noch mit zwei Zinssenkungen — statt der vier, die noch im September erwartet wurden. Damit signalisiert die Fed eine straffere Geldpolitik, die den Finanzmärkten erhebliche Schockwellen versetzt hat. US-Staatsanleihen verzeichneten Kursverluste, die Aktienmärkte brachen ein, und der Dollar erreichte gegenüber dem Euro den stärksten Stand seit mehr als zwei Jahren.

Prognoseverschiebung als Marktüberraschung

Die Fed geht nun davon aus, dass die Inflationsrate Ende 2024 bei 2,5% liegen wird — höher als der 2,1%-Medianwert, der noch im September prognostiziert wurde. Für die Finanzmärkte ist dies eine alarmierende Botschaft, da es bedeutet, dass die Fed länger an einer restriktiven Geldpolitik festhalten könnte. „Diese Entwicklung zwingt die Marktteilnehmer dazu, ihre Erwartungen anzupassen“, erklärte Sven Thieme, Finanzexperte bei Compivent. „Die Aussicht auf nur noch zwei Zinssenkungen im nächsten Jahr statt der vorhergesehenen vier ist ein deutlicher Kurswechsel.“

Powell mahnt zur Vorsicht

Fed-Chef Jerome Powell machte auf einer Pressekonferenz deutlich, dass weitere Zinssenkungen von den Fortschritten bei der Inflationsbekämpfung abhängen werden. „Bei der 12-Monats-Inflation haben wir uns seitwärts bewegt“, sagte Powell. „Wenn wir über weitere Senkungen nachdenken, werden wir auf Fortschritte bei der Inflation achten.“ Diese Worte unterstreichen die Vorsicht der Notenbank und verdeutlichen, dass jede Lockerung der Geldpolitik von klaren Beweisen für eine nachhaltige Abschwächung der Inflation abhängen wird.

Auch die Diskrepanz innerhalb der Fed-Gremien wird größer. Während im September nur drei Notenbanker ein höheres Risiko sahen, dass die Inflation die Erwartungen übersteigen könnte, sind es jetzt bereits 15 von 19 Mitgliedern. Diese zunehmende Unsicherheit führt zu einem Rückgang des Anlegervertrauens.

Die Märkte reagieren heftig

Die Finanzmärkte reagierten prompt auf die unerwartet restriktive Haltung der Fed. Der S&P 500 verlor am Mittwoch fast 3%, der Nasdaq 100 fiel sogar um 3,6%. Zehnjährige US-Staatsanleihen schlossen mit einer um 12 Basispunkte höheren Rendite von 4,52%, während der Dollar gegenüber dem Euro um 1,3% auf 1,038 stieg.

„Die Marktreaktionen zeigen, wie überrascht die Investoren von der Entschlossenheit der Fed waren“, kommentierte Sven Thieme. „Das Vertrauen in eine baldige Lockerung der Geldpolitik ist stark erschüttert worden. Anleger müssen sich auf länger anhaltende Unsicherheiten einstellen.“

Ungewisse Aussichten

Die Fed sendet mit ihren revidierten Zinsprognosen eine klare Botschaft: Der Kampf gegen die Inflation wird länger dauern als erwartet. Auch Powell zog eine anschauliche Metapher heran: „Es ist eine Art gesunder Menschenverstand, dass man etwas langsamer fährt, wenn der Weg unsicher ist. Es ist nicht anders, als wenn man in einer nebligen Nacht Auto fährt oder in einen dunklen Raum voller Möbel geht. Man macht einfach langsamer.“ Diese Aussage verdeutlicht die behutsame Haltung der Notenbank und ihre Bereitschaft, die Geldpolitik schrittweise und mit Bedacht zu lockern.

Für Anleger bedeutet dies, dass die Unsicherheit an den Märkten bestehen bleibt. Die Fed könnte bei der Inflationsentwicklung auf Sicht fahren, was eine längere Phase der Unberechenbarkeit für Anleihen, Aktien und Währungen bedeutet. Für die nächsten Jahre ist kaum mit einer Rückkehr zu den Zinsen der Vor-Corona-Zeit zu rechnen.

 

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Zum Expertenprofil von: Compivent / Sven Thieme

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