Zinsentwicklung und Immobilienmarkt im Überblick

Interview mit Dave Blümel
Wie wirken sich Zinsen auf Kaufentscheidungen und Marktprozesse aus? Darüber spricht Dave Blümel, Geschäftsführer von EXIT Immobilien, im Interview.

Wie beeinflusst die aktuelle Zinsentwicklung den Immobilienmarkt und welche Trends beobachten Sie in der Nachfrage nach Wohn- und Gewerbeimmobilien?
Nach den turbulenten Jahren 2023 und 2024 hat sich der Immobilienmarkt 2025 spürbar normalisiert. Die Zinsen bewegen sich auf einem stabileren Niveau, was sowohl Käufern als auch Verkäufern mehr Orientierung gibt. Insgesamt sehen wir weiterhin eine hohe Nachfrage, wenn auch selektiver und deutlich entschlossener als noch vor ein bis zwei Jahren.

Im Wohnbereich zeigt sich, dass Kaufinteressenten heute sehr genau wissen, welches Objektprofil sie suchen und welches Budget realistisch ist. Das führt zu weniger Besichtigungen, aber deutlich höheren Abschlussquoten. Kapitalanleger kehren ebenfalls zurück, da die Mietmärkte stabil und inflationsgeschützte Sachwerte attraktiv bleiben.

Im Gewerbebereich gibt es ebenfalls positive Signale: Kleinteiliges Gewerbe, Handwerkerflächen und standortnahe Dienstleistungen sind solide gefragt. Der Markt ist differenziert, aber insgesamt wieder konstruktiv.

Welche Herausforderungen sehen Sie für Immobilienmakler angesichts steigender Zinsen bei der Finanzierung von Immobilienprojekten?
Steigende Zinsen erhöhen in erster Linie den Beratungs- und Aufklärungsbedarf. Käufer rechnen präziser, vergleichen Finanzierungskonditionen intensiver und erwarten eine klare Marktpositionierung des angebotenen Objekts.

Sollten die Zinsen perspektivisch wieder stärker anziehen, könnte dies zu moderaten Preisabschlägen führen – vor allem bei Objekten, die nicht marktgerecht bewertet oder nicht optimal vorbereitet sind. Für Makler bedeutet das: noch mehr Transparenz, realistische Preisempfehlungen und eine professionelle Begleitung des gesamten Finanzierungsprozesses.

Positiv bleibt: Die Käufer, die 2025 aktiv sind, entscheiden bewusst und langfristig. Dadurch sind Transaktionen planbarer, zuverlässiger und qualitativ hochwertiger.

Können Sie aus Ihrer Praxis berichten, wie sich die Finanzierungskonditionen in den letzten Jahren verändert haben und welche Auswirkungen dies auf Ihre Kunden hatte?
Nach dem deutlichen Zinsanstieg der Vorjahre haben sich die Finanzierungskonditionen 2025 spürbar stabilisiert. Viele Banken haben ihre Prozesse optimiert, sodass Finanzierungen heute schneller entschieden und klarer strukturiert sind als noch 2023 oder 2024.

Für unsere Kunden bedeutet das eine präzisere Budgetplanung, mehr Augenmerk auf Eigenkapital sowie zügigere und verlässlichere Zusagen seitens der Banken. Während früher viele Interessenten zunächst unverbindlich den Markt sondierten, treten Käufer 2025 deutlich zielgerichteter auf. Die Anfragen sind qualifizierter, Finanzierungsbestätigungen liegen häufiger früh vor, und Entscheidungsprozesse verlaufen insgesamt strukturierter und planbarer.

In welche Richtung könnte sich die Zinsentwicklung in den kommenden Jahren bewegen und wie sollten sich Immobilienmakler darauf vorbereiten?
Ein Blick in die USA ist immer ein guter Indikator: Die Federal Reserve sendet erste Signale für mögliche Zinssenkungen. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, könnte auch die Europäische Zentralbank perspektivisch einen ähnlichen Kurs einschlagen – wenn auch mit zeitlicher Verzögerung. Eine deutliche Entlastung ist nicht garantiert, aber die Tendenz geht in Richtung moderater Normalisierung.

Für Makler bedeutet das: Zins- und Marktbewegungen international verfolgen, Eigentümer zu realistischen Angeboten beraten und Kaufinteressenten frühzeitig dabei unterstützen, Finanzierungsfenster sinnvoll zu nutzen. Ein fundiertes Verständnis der geldpolitischen Zusammenhänge wird immer wichtiger, um Kunden kompetent zu begleiten.

Angesichts der volatilen Zinslandschaft: Welche Rolle spielt die Beratung durch Immobilienmakler bei der Auswahl der passenden Finanzierung für Käufer?
Die Rolle des Maklers ist heute klar stärker finanzorientiert. Käufer erwarten eine strukturierte Orientierung: Welche monatliche Belastung ist realistisch? Welche Banken reagieren schnell? Wie unterscheiden sich die Angebote?

Besonders wichtig ist die Empfehlung unabhängiger Finanzierungsberater, die nicht an eine Bank gebunden sind und einen echten Marktvergleich liefern. Das schafft für Käufer Transparenz und Vertrauen – und beschleunigt den gesamten Transaktionsprozess.

Makler sind dabei keine Finanzberater im rechtlichen Sinn, aber sie schaffen die Basis für eine solide Finanzierung, indem sie Informationen bündeln, Vergleichsmöglichkeiten aufzeigen und seriöse Partner vermitteln. In dieser Rolle wird der Makler zunehmend zum strategischen Begleiter in einer komplexer gewordenen Finanzierungswelt.

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Dave Blümel

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