Welche neuen Möglichkeiten ergeben sich für Immobilienmakler durch die aktuelle Zinsentwicklung im Bereich der Finanzierung?
Die aktuelle Zinsentwicklung hat den Markt zwar verlangsamt, aber sie hat ihn vor allem ehrlicher und professioneller gemacht. Verkäufer und Käufer agieren vielfach auf Augenhöhe. Für uns Immobilienmakler entstehen neue Chancen, weil Beratung wieder stärker in den Fokus rückt und die klassische Aufgabe des Maklers – nämlich die Vertretung beider Seiten – wieder richtig wahrgenommen werden kann. Kunden brauchen heute keine schnellen Abschlüsse, sondern strategische Begleitung. Besonders spannend ist, dass wieder individuelle Finanzierungsmodelle, Eigenkapitalstrategien und Verhandlungen an Bedeutung gewinnen – das hebt die Qualität unserer Arbeit deutlich an.
Wie beeinflussen die Unsicherheiten am Zinsmarkt das Vertrauen der Kunden in Immobilieninvestitionen?
Unsicherheit führt zunächst zu Zurückhaltung – das ist menschlich. Gleichzeitig beobachten wir aber, dass Kunden, die gut informiert und ehrlich beraten werden, wieder Vertrauen fassen. Fast alle Indikatoren zeigen aktuell, dass die Talsohle bei den Preisen erreicht ist und es teilweise auch wieder bergauf geht. Natürlich nicht überall gleich, aber gerade B- und C-Lagen haben hier aktuell die besseren Karten. Immobilien werden nicht mehr als kurzfristiges Renditeprodukt gesehen, sondern wieder als stabile, langfristige Wertanlage. Vertrauen entsteht heute weniger durch Prognosen, sondern durch Transparenz, realistische Szenarien und klare Zahlen. Genau hier können wir als Makler echten Mehrwert liefern.
Was sind die entscheidenden Kriterien für Immobilienmakler, um auf die schwankenden Zinsen angemessen zu reagieren?
Aus meiner Sicht sind das drei Punkte:
Marktwissen in Echtzeit – wer den Markt nicht permanent beobachtet, verliert den Anschluss.
Beratungsqualität statt Verkaufsdruck – Kunden spüren sehr genau, ob jemand ihre Situation versteht.
Flexibilität in der Preisstrategie – Angebotspreise müssen realistisch, nachvollziehbar und marktkonform sein.
Wer diese Punkte beherrscht, bleibt auch in bewegten Zeiten erfolgreich.
Können Sie eine besonders relevante Beobachtung aus Ihrer Erfahrung im Umgang mit den jüngsten Zinsschwankungen teilen?
Ja – eine sehr klare: Objekte mit realistischer Preisfindung und guter Vorbereitung verkaufen sich weiterhin gut. Überteuerte Immobilien hingegen bleiben praktisch überall liegen – unabhängig von Lage oder Ausstattung. Außerdem sehen wir, dass Käufer heute viel besser vorbereitet sind. Gespräche sind strukturierter, Entscheidungen bewusster. Auch KI hat hier sicherlich ihren Anteil. Das macht die Zusammenarbeit anspruchsvoller, aber auch deutlich wertiger.
Wie bereiten sich Immobilienmakler strategisch auf zukünftige Zinsveränderungen vor, um weiterhin erfolgreich am Markt agieren zu können?
Für mich bedeutet das vor allem: vordenken statt reagieren. Wir investieren in Marktanalysen, enge Netzwerke mit Finanzierungspartnern und in die kontinuierliche Weiterbildung unseres Teams. Gerade der Kontakt zu Banken ist wichtig, da diese deutlich restriktiver bei der Finanzierung geworden sind und insbesondere auch vermehrt auf die energetische Situation einer Immobilie blicken. Klar ist auch, dass die Preise eng mit dem Zinsniveau verknüpft sind und die richtige Bewertung extrem wichtig ist. Bestmöglich, aber eben noch möglich muss die Devise sein. Uns gibt es seit 1925 – ohne das große Vertrauen unserer Kunden in unsere Marktkenntnis wäre dies nicht möglich.