Welche Entwicklungen und Innovationen prägen aktuell den Markt der modernen Zahnmedizin, und wie wirken sie sich auf die Patientenversorgung aus?
Digitale Diagnostik und Prozesstechniken – etwa bei Abformung, Design und Fertigung aus Rohlingen – sind mittlerweile keine neuen Themen mehr. Ihre Qualität ist jedoch inzwischen so ausgereift, dass sie sich rasant verbreiten. Hinzu kommen Innovationen wie Gesichtsscan, der noch eher exotisch ist, und der 3D-Druck, der eine schnelle Entwicklung durchläuft und alte Techniken ablöst.
Für die Patientenversorgung bedeutet dies unter Umständen, dass sich die Anzahl der Termine in der Praxis reduziert und vieles reproduzierbar wird, weil es auf digitalen, gespeicherten Daten basiert.
Inwiefern stellen digitale Technologien wie 3D-Druck und künstliche Intelligenz Herausforderungen für Zahnärzte dar, und welche Risiken sind damit verbunden?
Zahnärzte müssen im Zuge der Digitalisierung quasi eine völlig neue Art der Zahnmedizin erlernen, denn sie hat nur wenig mit den alten, analogen Techniken gemein. Natürlich vereinfacht es vieles – sowohl für den Behandler als auch für die Patientinnen und Patienten. Gleichzeitig sind Anschaffung und Wartung teurer, man macht sich stärker abhängig von Technik und den dahinterstehenden Konzernen, und KI ist nicht fehlerfrei.
Wesentlich ist, alle Informationen zu verstehen, sie interpretieren zu können und bei Bedarf korrigierend einzugreifen oder auf alte Techniken zurückzugreifen. Abhängigkeiten, Überteuerung, Technologien, die nicht halten, was sie versprechen, und eine diffuse Verteilung von Verantwortung sind Risiken, denen sich die Zahnärzteschaft stellen muss.
Aus Ihrer Praxis: Welche modernen Behandlungsmethoden haben sich als besonders effektiv erwiesen, und wie reagieren Ihre Patienten darauf?
Die derzeitige CAD/CAM-Technologie, zum Beispiel CEREC, hat bereits eine längere Geschichte, die bis in die 1980er-Jahre reicht. Erst in den letzten Jahren ist jedoch eine Produktreife erreicht, die im Alltag hohe Qualität bei deutlicher Beschleunigung der Abläufe ermöglicht. Anders, als es Händler manchmal darstellen, ist das keine Gelddruckmaschine, die vom ersten Tag an „Scheine ausspuckt“, sondern erfordert eine längere und intensive Einarbeitung.
Natürlich ist das auch vom eigenen Qualitätsanspruch abhängig. Es gibt durchaus Zahnärzte, denen die eigene Rentabilität wichtiger ist als die Qualität ihrer Arbeit. Das unterscheidet die neuen nicht von den alten Technologien. Kronen, Brücken und Inlays lassen sich jedenfalls nach einer gewissen Beschäftigung mit der Materie mit der heutigen Technologie schnell, effizient und – in den Händen eines fähigen Anwenders – präzise und ästhetisch fertigen. Die Patienten sind in der Regel begeistert vom Prozess und vom Ergebnis.
Wie könnte sich die Zahnmedizin in den nächsten zehn Jahren weiterentwickeln, und welche Trends sehen Sie als besonders zukunftsweisend?
KI wird – wie in vielen anderen Bereichen – stark auf dem Vormarsch sein und vieles erleichtern, wenn nicht sogar übernehmen. Hier liegt eine mögliche Antwort auf Fachkräftemangel und den steigenden Ökonomisierungsdruck, der auf Leistungserbringern im Gesundheitswesen lastet.
Damit verbunden ist die Robotik, die sowohl auf Assistenz- als auch auf Behandlerseite Tätigkeiten übernehmen kann und vermutlich auch wird. Es gibt ja bereits Berichte über „Zahnarzt-Roboter“, die Behandlungen durchführen. Bedroht sehe ich die menschliche Zahnärzteschaft dennoch nicht, da der Zahnarzt mehr ist als die Summe seiner akademischen Teile und die psychosoziale Komponente einen sehr hohen Stellenwert hat. Ich glaube kaum, dass viele Patienten den Wunsch verspüren, sich der Behandlung eines Roboters auszuliefern. Wir Zahnärzte werden also so schnell nicht aussterben – es sei denn, Skynet und der T-1000 übernehmen doch noch das Ruder. Dann allerdings werden auch Patienten Mangelware sein oder andere Sorgen haben.
Im Kontext der steigenden Patientenanforderungen: Wie integrieren Sie neue Technologien in Ihre Praxis, um den wachsenden Erwartungen gerecht zu werden?
Ehrlicherweise lassen sich Patientenanforderungen und -erwartungen durch Kommunikation – also Transparenz und Aufklärung – steuern und beeinflussen. Dafür bin ich der Fachmann, der Erwartungen je nach Sachlage und Realisierbarkeit bestärkt oder dämpft.
Natürlich muss man beobachten, was sich in der Branche tut. Hersteller und Händler werden jedoch nie müde, einem die sprichwörtliche eierlegende Wollmilchsau vorzustellen, die sich dann häufig als Rohrkrepierer entpuppt. Es ist daher erfahrungsgemäß klug, nicht auf jeden Zug aufzuspringen, sondern sich differenziert und aus verschiedenen Quellen zu informieren und abzuwägen, ob eine Technologie zum eigenen Praxiskonzept passt.
Wenn eine Kaufentscheidung getroffen ist, muss man die Einarbeitungszeit einplanen – inklusive Frustpotenzial. Die Schritte sollten klein geplant werden, damit das Team mitzieht und nicht demotiviert wird, wenn der Berg an neuen Aufgaben und Anwendungen unüberschaubar wirkt. Andernfalls sind Investitionen schnell blockiert und können sich nicht amortisieren.